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Büttner, Andreas; Schneidmüller, Bernd [Begr.]; Weinfurter, Stefan [Begr.]
Der Weg zur Krone Titelzusatz:: Rituale der Herrschererhebung im spätmittelalterlichen Reich — Mittelalter-Forschungen, Band 35,2: Ostfildern, 2012

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https://doi.org/10.11588/diglit.34719#0303

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738

Verhältnis von Wahl und Krönung

7.2.8 Belehnungen nach Wahl und Krönung
Auf einem vor Frankfurt abgehaltenen Hoftag ließ Wilhelm von Holland 1252 feststel-
len, dass alle Fürsten, Adelige und Ministeriale, die er nach seiner Wahl und Krönung
aufgefordert hatte, ihre Lehen von ihm zu empfangen, dies binnen sechs Wochen und
drei Tagen jedoch nicht getan hatten, ihre Fürstentümer und Lehen verloren hätten A'
Standen Wahl und Krönung hier noch gleichberechtigt nebeneinander, so sah sowohl
Urban IV. im Entwurf der Bulle »Qui Celum« als auch Rudolf von Habsburg bei seiner
Verurteilung König Otakars II. von Böhmen im Hinblick auf die Fristsetzung die Krö-
nung als den entscheidenden Akt an A^ Wie Karl-Friedrich Krieger bemerkte, trat bei
Thronfall in der Folgezeit ein Wandel ein: Die Mutungsfrist begann nicht mehr mit der
Krönung, sondern bereits mit der Wahl. Als Beleg verwies Krieger allgemein auf die
Änderung der Datierungsgewohnheiten und das Königswahlgesetz »Licet iuris« sowie
konkret auf ein Schreiben Sigismunds an den Rat der Stadt Frankfurt.^
Blickt man auf den Herrschaftsantritt Ruprechts von der Pfalz, so muss allerdings
auffallen, dass noch zu Beginn des 15. Jahrhunderts keiner der Reichsfürsten vor der
Krönung seine Lehen und Regalien vom neuen König empfingA° Für den Amtsantritt
Sigismunds kam Krieger ferner zu dem erstaunlichen Ergebnis, dass selbst von der
zweiten Wahl an gerechnet »kein einziger Prälat aus dem Kreis der Reichsäbte und -äb-
tissinnen und lediglich ein Bischof und ein weltlicher Reichsfürst diese Frist eingehal-
ten haben« A' Da es sich bei Johann II. von Würzburg lediglich um eine Bestätigung der
Privilegien handelte und statt des Grafen Amadeus VIII. von Savoyen dessen Gesand-
ten belehnt wurden, kam es tatsächlich sogar zu keiner einzigen persönlichen Beleh-
nung innerhalb des entsprechenden Zeitraums. Diese sind erst nachweisbar, als Sigis-
mund sich ins Reich begab, jedoch wiederum für keinen einzigen Reichsfürsten,
sondern nur für die auf dem Weg liegenden Bistümer (Basel, Brixen, Chur, Konstanz)
und Abteien (St. Gallen, Kempten, Murbach und andere).^
Die Belehnungen der Kurfürsten wurden bis zur Krönung in Aachen aufgescho-
ben, und das, obwohl diese bereits Wochen und Monate zuvor mit dem König zusam-
mengetroffen waren A^ Dieser Vorgang steht damit im umgekehrten Verhältnis zu der
Bedeutungsverschiebung von der Krönung zur Wahl, wie sie für den Beginn der Mu-

257 MGH D W 227 S. 280:Item rvnoraM/s C. ColoMz'oMsz's arc/zz'cpz'scopHS, ddoctMS przhcops Mostor, sz'wn'Efor
ro^M/'sztMS per soMfoMfz'am dtAMUt, t?Mod owmos pnncipos, noMos et mMster/ates moMz'tz' et m?Mz'sz'fz' a
noMs post Mostram docfz'oMom et coroMafz'oMom, sUe t?Mz'&MS wos o&tM&HMS rwa poce rv? per wostros
MHMtz'os et tz'tteras, Mt prz'Mcz'patMS ot ^Hda SMa a noMs recz'perent, et sex scpl/manas et tres dies post
tzM/Msmodt moMz'tz'oMom, re^M/'s/'t/ÖMem sUe oMatzönom rectpere coMtMmacz'tor MogtoxerMMt, owMz'a/oMzia
sUe pr/MctpatMS noMs pacarvrMMt et pacant, et & z'Hz's possMWMS ziz'sponere t?Mod noMs ptacMerz't, rot/Mondo
sUe ah'z's tu AHdMm coMco&ndo.
258 Die Quellen bei KRIEGER, Lehnshoheit, S. 438, Anm. 266: MGH Const. 2, Nr. 405, S. 525 und MGH
Const. 3, Nr. 72, S. 60.
259 Vgl. ebd., S. 437f., mit Anm. 265 und 267.
260 Vgl. die Tabelle bei DÜRSCHER, Der wacklige Thron, S. 140.
261 KRIEGER, Lehnshoheit, S. 447.
262 Vgl. die Liste im Anhang bei ebd., S. 592-625.
263 Siehe oben, Kapitel 5.13.5. Die einzige Ausnahme bildete Erzbischof Johann II. von Mainz, der
jedoch nicht mit zur Krönung nach Aachen gereist war. Das Datum bei KRIEGER, Lehnshoheit,
S. 598 (»1414, VIII 12«) für Erzbischof Werner von Trier bezieht sich auf die Privilegienbestäti-
gung, nicht auf die erst in Aachen erfolgte Belehnung.
 
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