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Büttner, Andreas; Schneidmüller, Bernd [Begr.]; Weinfurter, Stefan [Begr.]
Der Weg zur Krone Titelzusatz:: Rituale der Herrschererhebung im spätmittelalterlichen Reich — Mittelalter-Forschungen, Band 35,2: Ostfildern, 2012

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https://doi.org/10.11588/diglit.34719#0237

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Rituale der Herrschererhebung

häufig erhöht und dem angestrebten Ideal angepasst, bei Ludwig IV. von drei auf fünf
und bei Heinrich VII. von sechs auf alle sieben Kurfürsten. Hieran zeigt sich, dass man
jene Reise zumindest aus der Ferne als gemeinsame Handlung von Wählern und Ge-
wähltem sah: Die Zurschaustellung von Einigkeit und konsensualer Herrschafts-
ordnung existierte im Hinblick auf die Krönungsfahrt eher in der Imagination der Zeit-
genossen als in der Realität.
Entwicklung und Wandel der Krönungsfahrt spiegeln damit recht adäquat den
größeren politischen Rahmen wider, wenn diese gerade bei Sigismund und Fried-
rich III. nicht nur aufgrund der verbesserten Quellenlage deutlicher in Erscheinung
tritt. Der lange Weg nach Aachen gab den Wählern die Möglichkeit, mit dem ihnen bis-
her persönlich zumeist überhaupt nicht bekannten Herrscher in Kontakt und Aus-
tausch zu treten und hatte damit sicherlich auch vertrauensbildenden Charakter. Dass
hiermit die Möglichkeit der Selbstrepräsentation einherging, lassen bereits die großen
Gefolge erkennen, die gerade die rheinischen Erzbischöfe im 13. Jahrhundert mit sich
führten. Man wird jedoch nur sehr eingeschränkt eine kontinuierliche Entwicklung zu
immer größerer Prachtentfaltung annehmen können, die spezifischen Geld- und
Machtmittel der Herrscher und die Umstände ihrer Erhebung blieben stets von ent-
scheidendem Einfluss. Auch am Ende des 15. Jahrhunderts war der Weg zur Krönung
keineswegs »vor allem durch seinen repräsentativen Charakter« geprägt, wie die Reise
Maximilians I. im Jahr 1486 zeigt: Da Wähler und Gewählte bereits zuvor mehr als ei-
nen Monat zusammen in Frankfurt verbracht hatten, genügte es offenbar, wenn allein
der Erzbischof von Mainz den König und seinen kaiserlichen Vater den Rhein hinab
begleitete und erst in Köln die Zusammenführung aller Kurfürsten für den letzten Ab-
schnitt der Reise erfolgte. Der Weg von Frankfurt nach Aachen konnte im Laufe der
Jahrhunderte unterschiedlich stark symbolisch besetzt und aufgeladen werden, mit der
bloßen Überbrückung der Distanz am einen und der Darstellung des neuen und geein-
ten Ordnungsgefüges des Reichs am anderen Ende des Spektrums.

6.6 Königsstuhl in Rhens

Unter den zahlreichen Orten, die die römisch-deutschen Könige auf ihrem Weg zur
Krönung in der Regel passierten, sollte dem Königsstuhl in Rhens eine besondere Stel-
lung zukommen. Zunächst lediglich Ort der Vorverhandlungen, fand hier 1346 zum
ersten Mal eine Königswahl und 1376 zumindest die MOMMnaho statt. Die Wahl Rup-
rechts 1400 erfolgte dann bereits auf dem steinernen Königsstuhl (sedes reyads), den
Karl IV. in Auftrag gegeben hatte und der unter Wenzel wenige Jahre zuvor fertig-
gestellt worden war. Da über seine genaue Gestalt bei den Zeitgenossen noch gewisse
Unsicherheiten herrschten, konnte in manchen Fällen auf die Wahl sogleich eine Thron-
setzung folgen (zd RomscdeM /awlyc ycdorn Mud M/' den shd zd Reuse yesaczf). Dem bisher
einzigen sedes reyads, dem Karlsthron in Aachen, erwuchs so zumindest kurzzeitig
Konkurrenz, so dass ein ansonsten gut informierter Zeitgenosse an diesem Ort sogar
 
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