Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Büttner, Andreas; Schneidmüller, Bernd [Begr.]; Weinfurter, Stefan [Begr.]
Der Weg zur Krone Titelzusatz:: Rituale der Herrschererhebung im spätmittelalterlichen Reich — Mittelalter-Forschungen, Band 35,2: Ostfildern, 2012

DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.34719#0128

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
Maximilian I. (1486)

563

außenpolitischen Schwierigkeiten geschuldet, denen Friedrich III. sich zu dieser Zeit
gegenübersah. Wie bei der Erwählung in Frankfurt war der kaiserliche Vater auch bei
der Krönung in Aachen persönlich zugegen. Für beide Ereignisse ist eine wahre Quel-
lenflut zu konstatieren, die es ermöglicht, die rituellen Formen jener letzten Herrscher-
erhebung des 15. Jahrhunderts detailliert nachzuzeichnen und mit den normativen Vor-
gaben in Beziehung zu setzen. Die Menge an Quellen macht ebenfalls eine intensive
Auseinandersetzung mit ihrer Herkunft, ihren Abhängigkeiten und gegenseitigen Be-
einflussungen erforderlich - Fragen, denen besonders, aber nicht ausschließlich, im Zu-
sammenhang mit der Krönung nachgegangen werden soll.

5.15.1 Die Wahl Maximilians zu Febzeiten seines Vaters
Ubrgesc/ücJde Mud HznfergrMMde
Bezüglich der Ereignisse des Jahres 1486 hat sich die ältere Forschung intensiv mit der
Frage beschäftigt, ob die Wahl des Sohnes von Kaiser Friedrich III. gewollt war oder zu
verhindern gesucht wurdet"'' Fest steht, dass Maximilian selbst im Juni 1485 mit Pfalz-
graf Philipp ein Abkommen für den Fall seiner Königswahl traf, die nach dem w/Hen
Mud des Kaisers noch zu dessen Febzeiten oder sonst nach dessen Tod stattfinden
sollted"^' Bereits zu Jahresbeginn 1485 hatten auf dem Frankfurter Reichstag diesbezüg-
liche Gerüchte (paMrMgescdrai/) die Runde gemacht, die vom Kaiser aber dementiert wor-
den waren?^
In den darauffolgenden Monaten verschlechterte sich allerdings Friedrichs Situa-
tion in seinen Erblanden zunehmend: Der ungarische König Matthias Corvinus, der
sich seit 1482 mit dem Reichsoberhaupt im Krieg befand, rückte immer weiter vor und
konnte schließlich sogar Wien einnehmen.Friedrich entschied sich daher schließlich
für den lange hinausgezögerten Zug ins Reich, um durch seine persönliche Anwesen-
heit die Reichsstände zu tatkräftigerer Unterstützung zu bewegen. Ähnlich wie bei sei-
ner Krönungsreise begab sich der mittlerweile fast 70-jährige Kaiser zunächst nach
Nürnberg, jedoch nicht auf direktem Wege, sondern erst nach einer längeren Reise
durch den oberdeutschen Raum, bei der kaum eine Reichsstadt ausgelassen wurde. Von
Nürnberg ging es über Augsburg, Nördlingen und Aschaffenburg weiter nach Frank-

2075 Zu dieser durch die gegensätzlichen Positionen von Adolf Bachmann und Heinrich Ulmann
(ULMANN, Wahl Maximilians I.; BACHMANN, Königswahl Maximilians I.; ULMANN, Kaiser Fried-
rich III.; BACHMANN, Nochmals die Wahl Maximilians I.) initiierten und durch andere Forscher
weitergeführten Diskussion vgl. WoLF, Doppelregierung, S. 19f. sowie KÜMPER, »Groth ge-
thone«, S. 9f.
2076 RTA MR 1, Nr. 172, S. 174 sowie das Versprechen Maximilians Nr. 171. Zu einer bereits Ende 1481
mit dem Erzbischof von Köln erreichten Einigung siehe WoLF, Doppelregierung, S. 102f.
2077 Vgl. WoLF, Doppelregierung, S. 41-43, wo auch die nicht auszuschließende Möglichkeit in Be-
tracht gezogen wird, dass der Kaiser gegenüber Kurfürst Albrecht von Brandenburg, der sich
über die Gerüchte sehr besorgt zeigte, seine tatsächlichen Absichten zu verheimlichen suchte.
2078 Vgl. hierzu ebd., S. 47-53. Heinz Angermeier sieht hierin geradezu das Moment, von dem das
gesamte Vorgehen des Kaisers zu interpretieren sei (RTA MR 1, Einleitung, bezüglich der Wahl
besonders S. 35-43).
 
Annotationen