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Steinbeck, Christoph G. [Oth.]
Aufrichtig-teutsche Volks-Zeitung: ein nützliches Hand- u. Hausbuch für d. dt. Volk, seine Lehrer u. seine Freunde — 1797 [VD18 90672828]

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Erster Band. Sechstes Stück
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https://doi.org/10.11588/diglit.43230#0046

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§ 3 ;
zungen ſkreitende Mannſchaft durch friſche
Truppen abgelößt werden. :

Das kaiſerliche Heer am Oberrhein hat-

ke, nach einem mü,sſeligen Felo,ugze. das

große Werk vollendet und iu den Szthlach-

ken bei Emedingen und Schlingen dien

Feind genöthigt, ſeine Rettung jenſeits des

Nheins zu ſuchen. Schon ſchien das Ziel

~ Erholung von den ausgeſiandenenMüh-

ſeligkeiten ~ nahe zu ſenn. Aber - Kehl

war noch in den Händen der Neufranken
] dis mußte ihnen entriſſen werden.

Schon war die Jahreszeit eingetreten, die

ehedem allen kriegeriſchen Uni; nehmungen
ein Ende machte und wo in allen bisheri-

gen Feldzügen der Soldat ſriſche Kräfte

zum neuen Kampfe ſammelte. Iut erſt

ergrimmte hier der Dämon des Kriegs ;

von Ende Oktobers bis Novembers ward

mit ungewöhnlicher Erbicterung gefochten.
Jetzt erſt mußten die ſchnellen und kühnen
Angrifse, wodurch man von öſterreichiſcher
Seite zum Endzwecke zu gelangen hoffte,
in eine förmliche Belagerung verwandelt
werden. Dieſe ward mit Anfange Decem-
bers , bei allen eintretenden Schwierigkei-

ten, bei aller Strenge der Witterung, die
ſelbſt den Bewohnern friedlicher Hütten

fühlbar war, mit der größten Regelmäſig-
keit und Schnelligkeit fortgesetzt und
endigte ſich mit einem allgemeinen Sturm,
Der die ausdauernde Standhaftigkeit der
î Belagerer krönte. Wenn ſchon mehrere
Beiſpiele in dieſem Kriege, wenn Valen-
ciennes, Quesnoy und Manheim von der

furchtbaren Stärke der kaiſerlichen Trup'

pen im Angriffe von veſten Platzen Be-
weiſe geben, ſo nimmt itzt Kehl unter die-
ſen nicht die letzte Stelle eien. j

In der That eine Begebenheit, deren

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einzelne Umſtände näher erzählt zu werden
verdienen. Vor der. Hand. liefern wir
nur das, war öffentliche Berichte, ſfowol
frainzöſiſche als deutſche davon melden.
PI Straßburg vom 5 Jenner.
„Von Kehl her hört man ein beſtäudi-

tf: aus grobem und kleinem Ge-
chiter,

: Von den vorgeſtern von ken
Feinden vernagelten Kanonen hat ein ge-
ſchickker Kanonier in einer Viertelſtunde
de 7 entnagelt und wieder in vollkommen
brauch baren Stand geſetzt." Uu.

Haceidelderg vom 10 Jentter.
,Die kaiſerlichen Truppen haben alle
Hinderniſſe bei der Eroberung Kehls,

durch ihre ausdauernde Tapferkeit aus dent

Wege geräumt. Am 7tien nahmen ſie dem
Feinde zwei Werker weg, von welchen sie
ſehr leicht die Kommunikationsbrücke be«
ſchieſſen konnten und damit auch gleich den
Anfang machten. (Die Zerſtörung der Brük-
ken ſcheint alſo doch die hauptsächlichſte Verane
leſſung zur Uebergabe geweſen zu seyn.) Den
§ten bemächtigten ſie ſich der Kirchhofs-

ſchanze, in welcher ſie 8 Kanonen fanden.

Am geen früh hat ſich endlich das Fork
Kehl durch Kapituiation an die Öeſterrel-
N ;
_ Ebendaher vom rr Jenner,
„Geſtern Morgens um 10 Uhr haben
die kaiserlichen Truppen die Auſenwerker
von Kehl beſetzt und, vermöge der geſchloſ-
fetten Kapitulation hatten die Franzoſen
bie geſtern 4 Uhr Nachmittage Zeit, alles,
{vas bis dahin möglich war, wegzubringen.
Die Kapitulation beſteht, laut Frank-
furter Nachrichten, in folgenden Punkten:
1) Die franzöſiſchen Truppen werden
den Q und roten das Fort Kehl räumen.
Zugeſianden. 2) Sie werden die öſter-
 
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