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Steinbeck, Christoph G. [Bearb.]
Aufrichtig-teutsche Volks-Zeitung: ein nützliches Hand- u. Hausbuch für d. dt. Volk, seine Lehrer u. seine Freunde — 1797 [VD18 90672828]

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Erster Band. Sechs und Vierzigstes Stück
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https://doi.org/10.11588/diglit.43230#0372

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p

ſtändige Leute! Ohnyefehr gegen 12

Uhr, werde ich mit dieſer Arbeit fertig

ſeyn. Und nun gebt mir eure Gesa gbu-
cher her.". Man reichte ſie ihm und er

ſchlug das Lied auf : Herr Gotrr dich lo- -

ben wir 2c. „„Nun werde ich hinaus an
die Arbeit gehen sagte er, Singe ihr un-
kerdeſſen das Lied.!" Er ging und die gan-
ze Familie ſang, gewiß mit vieler Andacht,
das vorgeſchriebene Lied. Nach beendigtem
Gesang wagte es der Schwiegervater, von
Neugierde angetrieben , durch die Jenſter-
ſcheiben nach den Platz im Garten zu blik-
ken, wo der Schatzgräber den Schatz he-
ben will, um zu ſehen wie weit er in ſei-
ner Arbeit ſei. Aber — er ſleht Nieman-
den. Er geht mit seinem Schwiegerſohne
in den Garten; beide durchſuchen ihn al-
lenthalben ; aber finden weder eine Spur
von einer Grube, noch weniger ihren
Stchatzgräber : und beide sahen nun end-

lich, leider aber zu ſpät! + eln, daß ſie

betrogen waren. Es wurde alle mögli-
che Mühe angewendet den Betrüger zu
entdeckenz aber vergebens. Wie war es
auch möglich, da die guten Leute , in der
Freude Ihres Herzens, weder nach den Ra-
men, noch nach den Wohnort ihres Schatz-
gräbers gefragt hatten ? Endlich entdeckte
der Jufall ihnen selbigen. Ohngefehr nach
Verfluß dreier Wochen, reißt durch die-

p es nemiiche Dorf in seinen Berufsgeſchäs-

fen, ein Bürger jener Stadt wo uriſer
Held mit ſeiner Familie wohnt. Dieſem
wird von seinen Frrunden, bei denen er !
einkehrt, die eben erzählte Geschichte mit
gallen ihren Umfſkänden, als eie merkwür-

t; Nathftens éine ähnliche Betrugsgeſchichte aus B.

" l.wess

hereingeträgen bringen. Ihr ſeld ja vers ‘ vige Nênigkeit erzählée. Ihm, den der-

gleichen geſpielte Betrügereien von jeinem
Mitbürger mehrere bekannt ſind, ſchopft
bei dér Erzählung sſogieich Verdacht und
beſchließt diese. Gelegenheit zu nutzen, den
Betrüger zu entlarven und den armen De-
krogenen wieder zu den ihnen entwendeten

Geld und Kleidungsſtücken zu verhelfen.

Er geht daher in dieſer Abſicht zu ihnen

und erkundigt ſich genau nach der Kleidung

und der Statur des Betr'igers ; und da
alles aufs genaueſte eintrift, ſagte er ihr
nen den Wohnort und Namen deſſelben,

wit der Bitte , ſich morgenden Tages ſo-

gleich auf den Weg zu machen und hinzu-

reiſen, weil ſie ihn, da er nur kürzlich von
. der Reiſe gekommen, itzt zu Hauſe antref-

fen würden. Das geſchieht. Sie kom-

men an, und finden zu ihrer nicht ge-

ringen Freude, den Schatzgräber. Daß
ſîe dabei auch ihre entwendeten Sachen
wieder fanden , bedarf wohl keines Erin-
nerns. Auch weigert ſich der Schatzgrä-
ber, da er ſich entdeckt ſieht, deſſen nicht,

und giebt ihnen 2 Thaler zurück wit dem

Werſprechen , das Uibrige binnen 14 Ta-
gen, wo ſie wiederkommen möchten, völllg
zurückzuzahlen. Nach Verfluß derſelben
kamen dieſe armen Landleute wieder; aber

satt des Geldes erhalten ſie ungeſtumme,

grobe und unterſchiedene Reden: und ob
ſie ihn gleich zu verklagen drohen, so kön-
nen ſie doch Nichts weiter von ihm erhal-

ten. Sie sehen ſich alſo genöthigt die Sa-
che vor Gericht anzubringen.

Durch dieſe
haben ſie nun nicht nur ihr Geld wieder

erhalten, ſondern der Berrüger iſt auch

verdienter Maßen beſtraft worden. *)

d; s.
 
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