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Steinbeck, Christoph G. [Bearb.]
Aufrichtig-teutsche Volks-Zeitung: ein nützliches Hand- u. Hausbuch für d. dt. Volk, seine Lehrer u. seine Freunde — 1797 [VD18 90672828]

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Zweiter Band. Zwölftes Stück
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https://doi.org/10.11588/diglit.43230#0495

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gr

. ‘Truppen: Aber ſobald dieſe etwas näher
vorgerückt waren, ſo fanden die Dalmazier
dennoch rathſamer , ihre Maunſchaft aufs
ſchleunigſte zu entwaffnen, die Kanonen zu
verſtecken, und: so Deputirte aus dem kidel
und aus der Geiſilichkeit den Kaiſerl. Offi-
zieren mit Unterwerfungsanträgen entgegen
zu ſenden. In Pola, Rovigno, Parenzo,
Montano erbothen ſich die Einwohner, nur
unter gewiſſen Bedingungen, ſich zu ergeben
und verlatigten unter andern von dem Ober-
sten Kaſimir in einem ſchrifelichen Reverse
die Zuſicherung: i) daß keine Soldaten in
ihren Städten éinquarelrt werden sollten,
und 2) daß ihnen eben die Rechte, Frei-
heiten und Vekrfaſſung ſollten zugeſtanden
werden, ſo wie ſie der Franz. Oberbefehls-
haber Buonaparte ihren Brüdern in Ita-
lien, mit Freiheit, Gleichheit und Brüder-
ſchaft gewährt hätte; worauf aber Obriſt
Kaſimir erwiederte: „Seine Sendung ſel

blos eine militäriſche, sein Beruf erlaube

es ihm nichr, ſich mit Politik und Staats-
ſachen abzugeben; hiezu fehle es ihm auch
gänzlich an Vollmacht."’ Aber dennoch
wollten die Dalmatiſchen Deputirten fort-
fahren zu unterhandeln, bis Kaſimir gebot,
nmit ſolchen politiſchen Geſchwätz inne zu
halten. m ..-
, . ê*Freârkrech.. ". '
Irn der Haupcſtadt dieſes Landes, wo die
Gährung bis aufs höchſte geſtlegen iſt, in-
dem zwiſchen dem Direktorio und dem ge-

ſetzgebenden Korps eine offenbahre Fehde

herrſcht, war die Sitzung am 24ſten v. M.
wegen des Schluſſes des Raths über die
politiſchen Volksverſammlungen ſehr merk-
würdig. Tallien im Rath der 500 trat

. zuſtellen.

182

auf, und ſagte unter andera : „„Wie war
der Zuſtand Frankreichs vor drel Monaten,
als wir dieſe Sltzung eröfneten ? der Sieg
hatte unſere Armee bis in Schooß OÖeſt-

reichs geführt ; der Wiener Hof unterzeich-
netedie Friedenspräliminarien ; im Innern
des Staates fing das Vertrauen an, wie-
der aufzuleben, und unsre Gläubiger hat-
ken die Hofnung, daß ihr Schickſal balt
verbeſſert werden tmöchte. Mun aber, was
t tr" set Üetitte.
ſungen mit dem Kaliſer ziehen ſich in die

Länge, und drohen uns mit einem neuen _-

Bruche; England überſpannt ſeine Forde-
rungen ; das öſfentliche Vertrauen auf die
Staatspaplece iſt gesunken, und die Ine.
ſcriptionen, welche fich auf 40 Uivres erho:
ben hatten, ſind bis auf 29, (ia bis auſ 1z
ſchreien einige) herunkergefallen."” Nach die-

ſer Vorrede unterſuchte Tallien die Urſa-

chen dieſer Veränderung, und fand ſie niche
bei den Fehlern des Dircktoriums, sonden.
bei der Uneinigkeit des Rathes. Er en-

digte ſeine Rede mit dem Vorſchlage eines

Ausſchuſſes von 7 Mitgliedern, welcher

beauftraget wurde , die Mittel vorzulegen,

dern innerlichen und äuſerlichen Frieden her

Heury LUariviere, einer der muthigſteene

_ Redner von der Anti - Direktorialparthei

erhob ſich dagegen, und jagte: „Nicht der
Nationalverſammlung, ſondern den Kiubbs
und ihren Mirgliedern muß man unſere
Unglücksfälle zuschreiben. Die Ungeheuer,
welche uus in den Gefängniſſen aufthürm-
ten, um uns alsdenn zu erwürgen , leben
wieder auf, und ſporten durch ihre Prache
über das öffentliche Elend. &) Sollten

+) Tallien war bekanntlich Einer der grauſamſten Mörder vom 2 Sept. 1792 z ex hac ſich
 
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