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Steinbeck, Christoph G. [Bearb.]
Aufrichtig-teutsche Volks-Zeitung: ein nützliches Hand- u. Hausbuch für d. dt. Volk, seine Lehrer u. seine Freunde — 1797 [VD18 90672828]

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Zweiter Band. Sieben und Zwanzigstes Stück
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https://doi.org/10.11588/diglit.43230#0620

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427

î ume der erſternUnzufriedenßelt und Aerger,
„wofern es nicht. tiefe Andacht war; denn

ein Herzenskünd.ger kann .und weill ich
uicht ſein. Als ſie ſich dem Tauſfſtein
„¡näherte, bewieß; die Unteroffiziersfrau wie

. ff csſſchien, völlige Gleichmurh-und.erhielt, .
da ſie vorangieng , von der Wehmutter

.das Kind, und muſte auf dieſe Wieiſe die

HOberſtelle einnehmen. Dartber kam die
DBuchhäudlersſrau .in Zorn, faſt möchte

ich jagen in Wuch, .denn ehe :iene noch

:î das Kind auf den Armen hatte , ſuchte
„sie ſich vorzudrängen uno ihr vermeintli-

„ches Recht zu beyaupten. Als .ſie end-
lich nachgeben . mußte, .verrichtete ſie die
Handlung mit abgewaudten Geſichte .und
völlig leidenſchaftlicher Miene; ja ſie nahm
ſo eine Stellung, :daß ſie denjenigen Theil
Des Leibes, den ver Wohlſtand den Augen

s 428 .

soviel als möglich zu entziehen gebietet,
ihrer Gegnerin zukehrte.. Und kaum er-

rönte das êmen.d-s Predigers, ſso warf

—Fie das Eiugebiude mir gricsgrammigen
Vejichte auf den Tiſch und- rannte mit
den Worten: Dieß roll ich mir merken

zur Kirchthüre hinaus und nach Hauſe.

Dieß war um ſo auffallender, da die Pa-

then gemeiniglich 10ch beiſammen .ſlehen
bleiben und dann in Prozeßion.uach der

Behauſung der Wöchnecin zurückkehren.

Sie kam nicht nur nicht zu den gewöhn-
lichen Taufeßen, ſoudern ſcy:ckte auch

Das ihr. überorachte Eſſen zurük und.ſagte :
da ſie das Kind nicht aus der: Taufe

gehoben hätte, brauchte fie auch kein Eſr

sen, „So weit .dieſe ſtaudalóſe Geſchichte.

„Die Fortſetzung künftige.



; Tsiecht *) handelte allerdings dec Herr Vetfasser der auſrich( gen deutschen Voleszeirung , dag
«er dem im 20ſten Stück des 2ten Bandes zu Ende angezeizten dringenden Verlangen eines
j¡Ungenannten, meine, unter dem Titel, die letzten Worte eines ſcheidenden WUehrers an ei-
ne Gemeinde, die ihm liebte‘! auf Bieler Verlangen und aus andern 'von einem unbefange-
nen Publiko gebilligten Gründen, dem Oruck übergebene DHNredigt zu xecenſtren nicht Gnüge
leiſtete. Sollte aber ein im finſtern schleichender Veriäumder ‘einen gar zu ſtarken und unwider-
Mehlichen Appetit haben , meine Predigt oder überhaupt mein ganzes Benehmen in der bekann-
ten Rüdersdorfer Sache zu recenſicen, so lege er die Maſke ab .und trete mir mit Nennung
Feines Namens öffentlich unter die Augen , wobey er vecſichert sein kann, daß ihm der Pfarr-
Subftitut Seidel. iu Haynſpitz eben ſo tdenig, als die Rüdersdorfiſche Gemeinde ſelbſt die Ants:
yvort ſchuldig bleiben wird **) Von meinen hohen Obern geſchützt, und von mehrecn Gemeinden
geliebt, bin ich volkkommen überzeugt , daß auch dicser auf mich gerichtere Pfeil (???) ſo wie
f alle vorhergehendej ausſpringen und ſtatt mir zu ſchaden, vielmehr die Zahl meiner Gönner und
Freunde vermehren wird, und bereits vermehrt hat. Haynſpitz bei Cifenbecg d. 14, Sept. Seidel.
. .,2) Sollte eiegentlich wohl heiſen ; Freund sch a ff tli ch ; ~. denn von Recht over Unrecht ka un hier
j Mrs denn ſo will ich's. nennen ~ wird -von Herrn Paftor S. v o r a u s g e-
: ) e iz t , daß eine öſfentliche Beurtheilung ſeines B e n e h me n s in der bekannten Nüdersdorfer
. Mfarrkeseuungsgeschichte, n a ch t h e i li g für ihn kliagen werde ~ W a r u m dieß? und wer
' hat denn schon die Zeit mit ſo einer Recenſlon verschwenden wollen ? Mir iſt Niemand bekaunt, denn
. im gza2eſten Stück war blos die Rede von eiuer Recenfion seiner Predig t, aber das
möchte ich doch wiſſen, was nach der Orohung des He.rn Paſtors die Rüdersdorfer Gemeinden
Ö entgegnen würden, wenn ſich ein Menſchenkiad unterfehen follte, dieſe, vder ſein ſogeuann-
. tes let tes Wort eines ſcheidend en Lehrers noch zu recenſiren, und dabei z u b ew e i-
k e n , daß er ſich durch die öffentliche Belanntmachung deſſelbeu, in den Augen des vernüuftlgen
Nublikums geschadet hat ? Doch ich glaube zur Ehre der Ruderédorfer Gemeinden daß der Herr
Paſtor S. die obigen Gedanken ohne ihr Wiſſen geäuſert hat , deun ich halte fie für zu überlegt, als

Daß fie in dieſelbe eingeſtimmt habeu sollte, : Der Herausgeber.
 
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