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Steinbeck, Christoph G. [Bearb.]
Aufrichtig-teutsche Volks-Zeitung: ein nützliches Hand- u. Hausbuch für d. dt. Volk, seine Lehrer u. seine Freunde — 1798 [VD18 90672828]

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Erster Band. Dreizehntes Stück
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https://doi.org/10.11588/diglit.43231#0101

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I höchſter Erlaubniß

allergnäâd. Privileg.



E- ster Band, Dreizehntes Stück, G era, den 13. Februar. 1798.

F:.imüthigkeic iſt von Frechheit ſehr un-
terſchieden. Freimüthigkeit iſt es, wenn
man der Wahrheit alle Rückſichten nach-
setzt; wenn man aus Gefälligkeit oder
Schmeichelei kein Haar breit von dersel-
ben abweicht; wenn man ſie ſagt , gesetzt
auch, daß man fürchten müßte , ſich des-
wezien Unannehmlichkeiten oder wol gar
Leiden zuzuziehen; Freimüthigkeit iſt es,
wenn der Unterthan seinen Fürſten ohne
Rückhalt eröffnet, wo ihm Wehe geſchieht,

wenn er ihm mit gebührender Beſcheiden-
heit die Mängel der Regierung aufdeckt
r ihm Vorſchläge zur Verbeſſerung der
mE

Frechzeit iſt es, wenn unzufriedene
. Menschen ihre Unzufriedenheit mit dem,
was ihnen gerade nicht behagt, ohne Scheu

laut werden laſſen; wenn sie überall nichts.

als Mängel sehen, ohne das Gute und die
Veorzüaze einer jeden Reaierunasverfasſung
zu würdigen; Frechheit iſt es, wen freuß:

köpfe alles nach ihren Begriffen umgemo-
delt wiſſen wollen; wenn ſie vorſetßlich der

Grundſätze ſpotten, die ſie die Religien in

ihrer Kindheit lehrte; wenn ! die älte-
ſten, ehrwürdigſten Gebräuche antaſten z
wenn sie durch ihre Raſerei alle Begriffe
von Recht und Unrecht, von Tugend und
Laſter zu verbannen und die Bande der

bürgerlichen Geſellſchaft aufzulössn su- |

chen. Frechheit iſt es endlich, jedoch in
mindernGrade,wenn unwiſſendeGecken ſich
durch ihre unreifen Urteile über Ereigniſſe,
Handlungen und Einſichten anderer lâcher-
lich machen und wenn ihre Dreiſtigkeit

mit ihrer Einfalt gleichen Schritt hält.

Dieſe verdient eben ſo ſehr unsern Ab-
ſcheu, als jene einen Plat unter den ſchön-
ſkten Tugenden , die ſich der Menſch eigen
machen kann. ; f
Indem wir Frechheit gewiſſsenh aft zu
vermeiden suchen, halten wir es für er-
laubt, von der Freimüchiskeit je zu wei-
len in unſern Blättern Gedrauch zu ma-
 
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