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Badener Lazarett-Zeitung (Nr. 1-58[?]) — Baden-Baden, Juli 1916 - Dezember 1918

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Hefte 29-30, September 1917
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https://doi.org/10.11588/diglit.2827#0177

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Elektrvtechnischc Lehranftalt, Arbertsgruppe im Maschinenraum.

Stunden HLusliche Arbeite» vorgeseheu. Der Uater-
rncht verlangt eine intensive Mitarbeit des SchülerS.
sodatz eine Triluahme am Kursus nur für solche
Zweck hat» welche in der Lage und gewillt find,
die Zeit ihrrS LazarettaufenthalteS oder die Zeit
nach der Entlassung alS D. U. zu intenstver Arbeit
im Jnterefle ihrer Fortbildung auSzunutzrn.

Jnsaflen hiesiger Lazarette. welche in die Anstalt
«inzutreten wünschen. tun gut, oormittagS zwischen
8 und 12 Uhr oder nachmittagS (mit AuSnahme deS
SamStagS) zwischen 3 unv 6 Uhr in der Elektro-
technischen Lehranstalt, Robert Mayerflraße 2, Lcke
Diktoriaallee, persönlich vorzusprechrn, wo fie jede
weitere AuskuNft erhalten. Jnsaffen auswärtiger
Lazarelte können auf Antrag zum Besuch der An-
stalt nach Frankfurt a. M. vrrlegt werden. Hier-
sür ist es erfordrrlich, zunSchst ein Aufnahmegesuch
an die Anstalt einzusenden und dem'elben beizulegen
LebenSlauf und AuSkunst deS LazaretteS über

a) Art der Berwuvdung.

d) vorauSstchtliche Dauer der noch nötigen
Lazarettbehandlung,

c) darüber, ob der Verlegung nach Frankfurt
oder der Teilnahme am Unterricht Bedenken
entgegenstehen.

Mach Erhalt dieser Unterlagen wird die Anstalt zür
Frage der Aufnahme Stellung nehmen und weitere
Schritte einleiten.

Die Teilnahme am Unterricht ist für KrirgSbe-
schädigte einschlietzlich Jnvaliden völlig kostenloS.
Äuch find wiederholt Jivaliden oon^ zustSndigen
Fürsorgestellea oder durch Stiftungen Beihilsen zu
den AufenthaltSkosten bewilligt wordev. Ler Ein-
tritt die Kurse kann. w e berestS erwähnt, jeder-
zeit erfolgen, doch ist eS günstig. wenn «r zu Be-
ginn eineS'K^rsuS, wie gerade jetzt, erfolgt.

Landwirtschaft oder Kaörik?

» Wou Pfarrer Dr. Smelin, Großgartach (Wüittemberg).

Heutr, da viele KriegSbeschSdigte oor der folgen-
schwrren Aufgabe strhen, an Stelle der Vurch den
ckkrirg zertrümmerten Existrnz für sich und die
Jhrigen eine nrue Existenz zu gründen, gilt eS
jetzt, auch obiger Frage einmal ein Wort zu schenken.

Jm allgemeinea soll ja bri Lösung dieser Frage
an de« Grundfatze festgehalten werden, die KriegS-
beschädigten soweit al» möglich ihrem sestherigen
BerufSstand und ihren altgewohnten LebenSver-
chältniflen zu erhalteo, fodaß Berschiebungea in der

BerufS- und Wohnsitzgllederung d«S VolkeS wie auf
dem ArbestSmarkt möglichst vermiede» werden. Aber
dennoch wird eS nicht an solchen fehlrn, die infolge
ihrer KriegSbeschLdigung ein Bnrecht darauf zu
haben glauben, statt bisher auf dem Lande sür die
Folge in der Stadt mst ihre« zahlreichen Ber-
gnügungen und Ablenkungen wohnen -u dürfen, wie
andererseüS einzelne wieder, die alS gesunde Menschen
vor dem Kriege in den FabriksSlen der Großstadt
schafften. jetzt nach den Wunden und Leiden deS
großen Krieges sich uach Einsamkeit, nach ländlicher
Ruhe sehoen.

Die eineu wie die anderen von ihnen stehen
infolgedeflen jetzt vor einem Eatschluffe, den fie um
so ernster nehmen sollten, alS er nicht nur über ihr
persönlicheS fernereS Geschick entscheidet, sondern
in den meisten FSllen auch daS Geschick und LebenS-
glück ihrer Kinder mitbestimmt.

Wer dabei ruhigen und offenen AugeS um stch
schaut, wird unschwer erkeunen, daß fchon die Gegen-
wart. weit mehr aber noch Lie'nächfte Zukunst,
der wir entgegengehen, in überwSltigender Weise zu
Gunsten der Landwirtschast «nd zu Ungunsten der
Fabrst spricht. Man braucht die Augen nicht be-
sonderS wrib aufzureißen, um zu sehen, wie heute
schon die FabriktLtigkeit sehr zurückgegangen und
auf einzelne Zwe ge beschrSnkt ist, derrn Natur eS
mit stch brachte, daß den verSnderten Verhästniflen
Rechnung getragen werden konnte: so, indem man
durch Anftrtigung von Munstion im westrsten Sinne
des Wortes wie durch Berarbeitung von Lebrntz-
msttelu dem besonderen Bedars dieser KriegSzest
gerecht wmde. Dafür siud eine Menge anderer
FabrttationSzweige. wie die Tuch-, Papier-, Leder-,
Oel- und andere Berarbestuog und erst recht die
Herstellung der LuxuSartikel, nicht bloß biSher fchou
zum Stillstand ihrer TStigkeit ^ezwungen worden,
sondern werden eS in absehbarer Zeit infolge der
mangelnden Rohstoffzufuhr immer mehr werdem
während wieder andere, wie z. B. die Zigarren-
fabrikation, auf dem Wege der Gesetzgebung infolge
der damii stch ergebenden Verteuerung, die vom
volkswirtschaftlich-hygienischen Standpuntt auS kaum
als eia Nachtest, sondrrn als ein Borteil zu er-
kennen ist, zweifelloS einen entsprechenden Rückgang
erfahren werden. Falls aber jemand meinen sollte,
datz dieS nur eine oorübergehende Srscheinung sei
und nach dem Kriege die Fabrikation aller Art um
so mehr wieder in die Höhe fchießen werde, so
müßte ihm fchon die oon unseren Feinden geplante
und in ihren AnfSngen auch bereitS in Szene ge-
setzte wirtfchaftliche Verbrüderung gegen daS Deutsch-
tum belehren, daß jene Hoffnung nür im Berlauft
der Zest auf dem Boden der überlegrnen Güte
unserer Warea ia Srfüllung gehen dürfte, während
jedenfallS für die ganze nächste Zukunft, d. h. für
Jahre, wo nicht Jahrzehnte, man stch auf gedrückte
VerhSltniffe nach dieser Seite hin einzurichten haben
«ird.

Wie ganz anderS die Landwirtschaft! Hat diese
schon in diesem Kriege sich als die Retterin unsereS
VolkeS, allerdingS immer nur unter der energischen
Lestung des StaateS in Krast von deflen Maß-
nahmen, erwieseu, so wird daS auch nach dem
Kriege nicht anderS werden, fondern schon durch
den Zwang, auch für die Zukunft der Feindschaft
der halben wo nicht dreioiertel Welt, die nicht so
rasch tu daS Gegenteil sich oerwandeln wird, trotzen
zu müflen, die Notwendigkeit ergeben, die erste
Fürsorge deS Staates der Arbett für daS Brot
und daS Fleisch zuzuwenden, kurz, Bauernpolittt
im großen Stil zu tteiben. So gehen wir wieder
einer Bauernperiode im höheren Sinnx de» WorteS
entgegen, einer Zeit, in der die Landwirtfchast, und
zwar die rationell betriebene, ganz anderS alS vor-
her geachtet seia wttd. Aber auch um den nötigen
Raum für dieseS erwetterte Bauerntum braucht eS
unS nicht bange zu sein, da nicht nur jedeS Eckchen
im Vaterland ganz anderS verwertet werven, sondern
auch an den Srenzen im Westen und oollendS erst
im Osten rine Fülle von Land auf den deutfchen
Bauern warten wttd, zugleich alS wttksamster Grenz-
schutz grgen die jenseitS dieser Srenzrn lauernde
ftindliche Welt.

Ja, wenn ich meinen Blick noch »etter in die
Zukunft schweife« laffe, ihn über drn eigentlichen

KriegSbeschSdigten hinweg auf seine heranwachsen-
dekt Kinder lenke, in deren Herzeu er durch seine
Rückkehr zur Scholle gleichzettig die Lttbe zum
lSndljchen Beruft. zur Schylle pfianzt. dan« fehe
ich der Landwtttschaft e'me noch west rofigere Zu-
kanst glLnzen. Jch brauche hier wohl nur kurz
hinzuweisen auf dtt AuSstchten, dtt durch daS Wort
»Mitteleuropa*. auSgedehnt auf deu Balkan, erössnet
werden, wie durch die ZusammeuhLnge mst der
Türkej, dtt in der Zukunft vollendS erst recht nur
dadurch fich llber Waffer wttd halten kSnnrn, daß
sie Menschen, aicht Händler, fondern Bauerv, in
ihre vorher schon allzu menfchenleeren Provmze«,
obeuan daS Land der Srzväter, Mesopotamien.
rufen wttd — und woher dtt anderS nehmen alS '
oon tmS?

Unter dttft« Umständen muß der einfache ge-
sunde Menschenoerstand jedem, der jetzt für seine
Person die Wahl zwischen Landwirtschaft und Fabrst
hat, und dem, der Buben «nd erst recht MLdchen
hat. ohue westereS gebttten, der Fabrik den Wcken
zu drehen und aufS Laud z« gehen und auch seine
Buben und Mädchen nicht in dumpft, obendrein
mtt einer unficheren Zukunft behaftete FabrikrSmne
zu schicken, sondrrn dahin. wo wkklich dtt sicherste
Gegenwart und erst rrcht Zukunst wintt: auf drn
Acker. Mag wohl auch der ost genug etwaS
UnfichereS au fich haben, iu'oftrn httr der Srfolg
nicht allein von der menschlichen Arbest, sondern
auch der Wüterung abhängt und damit in weit
höhere« Maße, alS eS bei der Fabrik der Fall ist,
von dem Schöpfer, so bleibt er doch erst recht eben
darum die rechte Srundlage für ein Bolk, daS mst
seinem Schöpfer im Einllattg bleiben will, wtt eS
daS in dirsem Kriege gelernt hat, alS einr Rot-
wendigkest, fallS eS nicht untergehen will.

Und darum, ihr KriegSinvaliden, die ihr jetzt
vor der Sntscheidung steht. wie ihr euer fernere»
LebenSgeschick gestalten sollt. nehmt dttfe eraft und
dentt dabei nicht blotz an euch, fondern auch au
euere Kinder und dara», daß ihr auch dttsen nicht
nur einm augenblicklichen Berdienst schuldig seib.
sondrrn eine ehrlichr, gesicherte Zukunstl Line solche
lttgt auf dem Acker aber in ganz anderrm Maße
al» in der Fabrü.

»uS Ser Zestichrist: ^Eigrne vchollr' ffachblatt stir «ied-
limg»»oese». Kleinsiedler u»d SiedlnngSlvftige.

Kteiue Witteitunge«.

Ki«e A«s-eich«mrg für asse MttLäMPfer

ist berett» mehrfach mst der Begründung öffmtlich
erbeten wordrn, daß die von. drr Front zurückge-
kehrten» vorübergehmd oder dauernd felddienstun-
tauglichen Krieger, die nicht daS Siferne Kreuz
schmückt, über die Achsel aagrsehm werdm könntm.
AuS dem Fehlm drS ZeichenS der Anerkennung für
Tapferkrtt vor dem Feinde möchte der Schluß ge-
zogen werden, daß die betreffeuden nicht ihre oolle
Schuldigkest getaa HStten. Hierzu ist zu bemerken,
daß daS Siftrne Krruz nicht einem jeden Krttger
verliehen werden kauo, dena damit würde eS dm
Charatter der AuSzeichnung verlttreu. ki« sicht-
bareS Ehrenze'chm wstd aller VorauSficht nach
sämtlichm „Kombattanten" dieSmal ebentt zu teil
wrrdm, wie deaen der früheren Feldzüge, aber
wieder rrst nach Beendigung deS KrttgeS. Sine
vorhrrige Berleihung ist kaum möglich. und eS würde
dadurch auch nichts mit der besonderm Bedeutung
deS Sisemm SreuzeS UebereinstimmendeS geschasfta
werden, wie eS durch dtt erwähnten Wünsche er»
strebt wstd. Bedarf »S deffea übrigenS wstklich?
DaS Krmz ooa Sisen ist eine Zierde für den
Tapferen. der eS trägt, und er hat -in Recht stolz
darauf zu sein. Aber kein verstLndiger Mensch
wird annehmm, daß nur diejmigm Krieger tapfer
warm. dtt im Befitze dttser AuSzeichnung stud.
Nan wutz, um durch eine hervorragende Tat
Tapftrkeit zu beweisen, auch Gelegmheit dazu habeu.
und fie bietet fich virlm. aber nicht allen Kämpfera.
WMkürlich gesucht kann fie nicht werdm» da» wäre
unvereinbar mst der Disziplin und dm jeweiligm
mllstärischm Lrfordemiflm, über dtt daS Kommaudo
entscheidet. Der Heldmmut uuserer Truppm ist
über jede» Sob erhaben. dtt Sefchichte dttseS KriegeS
 
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