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Badener Lazarett-Zeitung (Nr. 1-58[?]) — Baden-Baden, Juli 1916 - Dezember 1918

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Hefte 43-44, April 1918
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https://doi.org/10.11588/diglit.2827#0260

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und alleu iuuereu V«-Snkrs: da» deutsche Loll ist
doch iu fich eiuig i« diesem Pflichttmr. Wachseiu
uud Negenuiolleu.

Si« hatteu vier Lage vom gelegen. . iu
Maudern . . im Dreck bi» a« die Schuller», iu
Srausen und Rot, uud kameu zurück in da» Ruhe-
quartier, «nd fie schimpsten uuter fich übrr deu
Ikrieg, über die Meuschheit, wohl über alleS iu der
Welt «ud wArfen schimpfeud ihre Sachen hiu: „Ead»
lich drei Tage Nuhel- Da kam die Nachricht: da»
Bataillou vorue HLtte ebeu uugewöhulich viele Ler-
luste durch SaSvergiftuug; eS mützte sofort Ber-
stärkung kommen. Da packten fie schweigeud ihr«
Sachen wieder auf . . schweigend . . selbstver»
ständlich «nd zogea wieder in daS Srausrn und
die Not ...

E» war eiue rieseugrotze Berfammlung . . iu
eiuer uorddeutschen Stadt . . lauter Arbetter. .
da sagte der Redner: .Wollt ihr. datz wir Slsatz-
Lothringru herauSgeben?' Sie schwiegen alle. .
alle. Keiner wA, datz wir unsere Ehre und An-
sehen verlieren unter den Pöllern der Erdr . . .

So steht uuu daS deutsche Volk, ein jeder an
seiuem Ploch, bald »ier Jahre laug, uud verteidigt
seiuen Heimatbodeu und seine Ehre.

Und uun ist wirder der Frühliug gekomwen
uud Oflern. Dreimal haben wir während deS
schrecklichrn KriegeS Frühliug und Ostern gehabt;
uud e» ist uu» gewesea, al« HLtten wir eS nicht
gefeiert. Denn wa» ist die Geschichte und der
Sinn deS OsterfesteS? Der Heilaud kam wegen
seiner edlra reiuen MenschheitSsache in Epott und
SchandeuudzuletztinGefangenschaftundin den Lod.
Da waren die, welche ihn kannten und an ih«
glaubten, auf daS tiefste oekrübt; ja eS «ar ihnen
die Seele i« Leib zerbrochen. WaS war daS
Lebeu noch wert? waS hatte die Welt noch für
eiurn Sinu, wenu d«S Sute verderben und sterben
mutz? Aber fiehe da . . e» kam rin Glaub« i«
ihre Eerleu . . ein Slaube wunderbar: er ist nicht
tot . . er lebt . . uud sein Leben und sein Glaube
arbettet und wirkt wetter und schafft an der Welt
und der Menfchhett, sortwirkend oon Jahrhundert
zu Jahrhuudertl

DaS sind die Gedanken, die Ostern und Früh-
jahr ia jeder Menschensrele wrcken . . Hoffaung
in trüben Herzen. Da» Gute . . eS leidet wohl
. . ja, «S scheint zu sterben und dahinzugehen . .
aber fieh . . nein eS lebt noch l E» lebt wieder aus!
Ja» eS fiegt und triumphiert utid gewinnt den
Kampf. Httl dem Suten und Schönen» daL allein
ewig ist. darum alleiu die Welt öorhanden ist und
edrrn Sinn hatl

Wahrhaftig. daS deutsche Volk hat in diesen
letzteu vier Jahren Mühe und Leid und Not ge-
habt! Welche Müh, und Arbettl Fr.st, Nässe,
Kraukhett, HätzlichkAt, unsäglicheS Heimweh, Schrecken
und Not an deu Frontenl Ach, unsere lttben Toten:
welch ein Leid. welch ein gewaltiger Karsreüag l
Welche Aengste, Sorgm, Kummer, für immer ge-
beugte Elternherzen, Entbehrungen, Satastrophea.
Krankhrttea. daheim in der zahllosen Maffe deS
BolleSl

Wahrhaftig, wtt dachttn . . wtt dachten oft:
eS glückt unS uicht! Gott und die Menschhrtt hat
unS verlaffen. Sott und dtt Menschhett haffen
daS deutsche Voll. ES ist auS mtt unS und un-
serer Zukunft. Sagt, waS hat da» Lebrn nun
noch für einen Siun, weu« ein tapfereS, fleitzigeS,
friedfertigrS Boll von der ganzen übrigen Mensch-
hett übrrfallen, erschlagen und erniedrigt wttd, und
«ott fieht eS an? Ja. so dachten wir ost.

»ber stth da . . wa» ist geschehen? O. daS
Wuuder dirse» Frühling» . . dttse» OsterfesteS l l
Wo find die Führer, die die ungeheuren Regimen-
ter deS ruffischen VolkeS gegen unS jagtrn? Sie
find tot, gefangen, auf der Flucht, iu Verstecken,
eiasam, krank, machtloS. Wo sind dtt Milliouen
graubrauner. ruffischer MLuner. dtt, Geficht nach
Weste«, immer wttder und wieder grgen unsere
Linttn stürmteu? Bttrzig Monate laug? Stt hör-
teu einen Raf oon ihrrr Heimat her; fie hörten
eiueu Klaug auS ihrem Boll: »KLmpst uicht mehr l
Jhr kümpst uur für Srld und Machtgier Lurer

Uaterdrücker l- Uud fieh, stt schnittrn sich eiaen
weitzrn Stock im Walde und machten sich auf dtt
Wanderuug ostwärtS der lttben Heimat zu. Wo
stud die Millionen Gewehre, die Tauseude Geschütze,
die wtt dem Mund nach Westen brüllten? Sie
liegen und rosten in den Gräbeu, in Wäldern und
Sümpfen, fie steheu zu Tausenden auf deutschen
Fabrikhöfen.

Und auch im Westen ist der Feind inS Wanken
gekommen. Wer im deutschen Volk zweifelt heute
noch, datz wtt auch den befiegen werden? Konnten
wir ihn einst tief in sein eigeneS Land zurückvrängen,
alS wtt noch nach allen Setten kämpfen mutzten,
alS wir noch mtt dem einen Arm nach Ojten, mtt
dem andern nach Westen stotzen mutzten . . wtt
werden ihujetzt schlagen, da wtt beideArme brauchen l
Geängstigt schon, mit geschwächtem Mut, qhne
rechten Glauben, mit immer gestörten Zuwegen,
mtt unruhigen hungernden Heimatvölkern, auf ei«
Wunder vom Himmel her wartend: so sieht er
sein Schicksal fich erfüllen.

Noch rine geringe Zeit, und auch diese FeiadeS-
hrere schneiden fich den Stock zum Heimatwandern
und jagrn ihre Führer davon; gefiegt aber hat
daS deutsche Volll DieS Volk, daS gedemütigt und
zerschlagen werden sollte .. vor der ganzen Mensch-
hett hebt eS sein Haupt, hebt sein Haupt über alle
Hasser und Neider, übrr die gröhten Gewalten der
Srde. Nicht daS letzte, wtt fie dachten, nein, daS
erste der Völler l

Wtt, daS deutsche Bolll Gemeinsam haben
wtt alleS erlebt. Wo war da ein Unterschied,
eine AuSnahme? Wir alle einig im Erleben dieser
gewaltigsten Dinge. Linig vor alle kämpften,
bangten, weinten und sorgten. Wir waren alle
einig im Erleben dieser gewaltigsten Dinge. Einig
vor so vielen Gräbern, in denen reich und arm
nebeneinander liegen. Einig in so viel Sorgen.
Nun auch einig oor dieser ungeheuren Wendung,
diesem nahen Siege der reinen deutschen Sache.

Latzt unS »un auch in diesen Tagen noch
einmal wttder einig sein . . einig in der Hergabe
unserrS GeldeS. unserrS KreditS. Die wir soviel
Leid gemeinsam gettagrn, die wir an soviel Gräbern
zusammengestandrn, die noch einmal drr ganzen
Menschheü dieS flammende ZeugniS geben: wtt . .
wtt stehen zu unserm Laud l Wtt stehen noch hrute
dazu, wtt glauben an unser Volk und an uosern
Siegl

ES ik noch so viel Gold im Lande. Wie mancher
goldene Schwuck noch auf jungen und alten Händen,
ttr neum und alten Schränken, zweifelnd hin und
hergewendet . . soll ich eS geben oder nicht? ES
ist so oiel Guthaben im Lande, hier im Schrank.
da in Ler Sparkaffe, hier in der Bauk, da bei einem
Nachbarn, hier in eine« Möbel, daS verkaust werden.
dort ia einem Befitztum, daS belastet werden könnte
. . Dtt wtt zusammenstanden (wk mutzten wohll)
in all dem GrauS und der Not der vergangenen
Jahre . . die wtt weiuen um so »iel Gräber . .
sieh doch . . suche doch einmal . . grüble doch ein-
mal» datz du ttgend eine Summe findest; und
gib fie dem Laud in die HLade, dem Land, daS

dich geborea . . und lietz dich ein wenig Menschen-
glück finde« ia deinem Leben . . dem Land, daS
fttr dich blutet. und deffen stolzr freie Bürger du
und deiue Kinder sein sollen.

Eieh, eS geht anS Siegen! Gott hat die Völler
gewogeu in seiner Hand. Sr hat fich für unS ent-
schiede«. Jn Demut, dtt Seele voll von Dank uud
Wunderu, nehmen wtt e» hin. Dich aber soll e»
tteiben, noch einmal Sott uud dem Baterland zu
zeigen, wie lieb du dtt deutsche Heimat hast!

D. K. «.

De«tsche Ara«e» 1917.

Bou Eau.-U»toffz. Kruhm, Fnmksurt a. M.
(Aus unserrm Vll. PreisauSschrriben.)

Jch hab' gesehen,

Wtt fie Granaten drehen:

Jn einer Halle, hoch und licht,
Standen viele Frauen dicht
An Tischen, breit und lang,

Mauch eine lachte und sang . . .
Meffinghülsea, blank und hell,

Die rollten schnell
Bon Hand zu Hand.

Dort. wo die Maschine stand,

Da pretzte man Pulver hinein
Jn Säckchen, weitz und klein.

So ward daS Geschotz.

Und von der Stttne flotz ^
Den Frauen der Schweiß, »

Sie arbetteten heitz.

Tog und Nacht,

Unverzagt

Sie Granaten drehrn,

Jch hab' eS gesehen.

Den deutschen Frauen
Gilt unser Verttauen.

Sie schmieden die Wehr
Für DeutschlandS Ehrl

Das ArSeitsgeSiet der Kriegsveschädigte«-
Kürsorge.

Der AufgabenkreiS, den stch die bürgerliche Für-
sorge bei ihrer Arbeit gestellt hat, ist fehr wett
gezogen. Er umfatzt im wesentlichen Berufsbe-
ratung, ärztliche Beratung, Stellenvermittlung und
ergänzende Heilbehandlung. Die Arbett der Für-
sorge soll frühzettig, möglichst noch während der
Zeit der ärztlichen Behandlung einsrtzen. Die
Beschädigten werden der Fürsorge von den La-
zaretten oder militärischen Dienststellen gemeldet.
Diese setzt sich dann mit ihnen in Verbindung.

Oberster Gesichtspunkt der BerufSberatung
ist, den Beschädigten nach MSglichkett seinem alten
Beruf zu erhalteu. Nur in Fällen, in denen die
Beschädigung eine Wetterführung des alten BerufeS
nicht gestattet, soll zu einem neuen Beruf geratrn
und der Beschädigte, sofrrn eS notwendig ist, für
diesen vorbrreitet werden. Jst daS zu erreichende
Ziel gesteckt, so sichert der AuSschuh seine Durch-
führung. Geeignete Fachschulen, Lazarettlehrwerk-
stättev und Werkstätten der Jndustrie sollen dann
dem Beschädigten die Möglichkeit geben, stch für
den neuen Beruf vorzubereiten.

Die Srztliche Beratung soll in ZweifelS-
fällen fest'tellen, welchea Beruf der Kriegsverletzte
unter Berücksichttgung seiner Beschädigung auS-
üben kann, und, wo eine Besserung deS LeidenS
oder der Beschädigung erreichbar erscheint, eine solche
herbeiführen.

Die Stellenvermittlung weist den in Lem
alten Berus verwendbaren und den für einen
neuen Berus vorgebildeten Beschädigten geeignett
Arbeitsplätze in der Jndustrte nach, die nach MSg-
lichttit eine dauernde Beschäftigung deS Vermütetten
bieten können.

DieergäuzeadeHeilbehandlungerstrebt,
dtt KrttgSverletzten und innerlich Kranken durch
Gewährung oon Kuren »on oerfchiedener Dauer
 
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