W. STRANG
DER KRIEG (RADIERUNG)
SYMBOLISCHE DARSTELLUNGEN DES KRIEGES
Von E. W. Bredt
Wie der Krieg aussieht — wer wußte das
noch?
Unsere Generation kannte den Krieg, die
Angst vorm Krieg nur vom Hörensagen. So
oft auch vom kommenden Weltkrieg die Rede
war, niemand ahnte das Furchtbare, Gewal-
tige, Grausenhafte und Große, das wir inzwi-
schen alle gesehen, gehört, erlebt.
Jetzt vermag sich jeder ein freilich nur
wirres Bild zumachen von Kriegsbeginn, Kriegs-
führung, Kriegsfolgen: Elend, Not, Tod, Qua-
len, Sorgen — aber auch vom Heldentum und
der Macht, die Sieg bringt.
Wunderbar, daß starke Künstler in Frie-
denszeiten doch das zum Bilde zu gestalten
vermochten, was wir jetzt als Krieg erleben,
was immer der Krieg den Menschen sein wird.
Freilich Allegorien sind nicht allgemein be-
liebt bei Künstlern. Ganz recht. Durch all
die Frauen- und Männergestalten des Fleißes,
der Industrie, des Friedens usw. auf unzäh-
ligen und fast immer schlechten Vereins-
diplomen und Plakaten schlimmster Art wurde
ein Gestaltungsgebiet künstlerisch verwüstet,
verpönt.
Und doch ist das Vermögen, Vorstellungen
zu einem Bilde, zu einer Figur zu kristalli-
sieren, allein schon Zeugnis künstlerischer
Schöpferkraft.
Unsere Bilder mögen Beweise liefern, wie
alt die Aufgabe, welche Kraft von künstleri-
schen Allegorien ausstrahlen kann.
Den Griechen wurde alle Vorstellung zum
menschlichen Ereignis, zur menschlichen Ge-
stalt. Der Krieg — Ares — Mars, das war ein
starker, kraftstrotzender, listig-kluger, brutaler,
schwertgegürteter Mann.
Nichts übermenschlich, nichts tierisch —
nur groß, mächtig. Ob das ein zutreffendes
Licht wirft auf die Unempflndlichkeit der Grie-
chen und Römer für all die Brutalitäten des
Krieges? —
So oder so — die Verkörperung genügte —
sie genügte Rubens und Velasquez (Abb.
S. 3 u. 15). Braucht Velasquez' „Mars" erst
eine Unterschrift?
Die Kunst (ox Alle XXX. 1/2. f. Oktober 15:4
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DER KRIEG (RADIERUNG)
SYMBOLISCHE DARSTELLUNGEN DES KRIEGES
Von E. W. Bredt
Wie der Krieg aussieht — wer wußte das
noch?
Unsere Generation kannte den Krieg, die
Angst vorm Krieg nur vom Hörensagen. So
oft auch vom kommenden Weltkrieg die Rede
war, niemand ahnte das Furchtbare, Gewal-
tige, Grausenhafte und Große, das wir inzwi-
schen alle gesehen, gehört, erlebt.
Jetzt vermag sich jeder ein freilich nur
wirres Bild zumachen von Kriegsbeginn, Kriegs-
führung, Kriegsfolgen: Elend, Not, Tod, Qua-
len, Sorgen — aber auch vom Heldentum und
der Macht, die Sieg bringt.
Wunderbar, daß starke Künstler in Frie-
denszeiten doch das zum Bilde zu gestalten
vermochten, was wir jetzt als Krieg erleben,
was immer der Krieg den Menschen sein wird.
Freilich Allegorien sind nicht allgemein be-
liebt bei Künstlern. Ganz recht. Durch all
die Frauen- und Männergestalten des Fleißes,
der Industrie, des Friedens usw. auf unzäh-
ligen und fast immer schlechten Vereins-
diplomen und Plakaten schlimmster Art wurde
ein Gestaltungsgebiet künstlerisch verwüstet,
verpönt.
Und doch ist das Vermögen, Vorstellungen
zu einem Bilde, zu einer Figur zu kristalli-
sieren, allein schon Zeugnis künstlerischer
Schöpferkraft.
Unsere Bilder mögen Beweise liefern, wie
alt die Aufgabe, welche Kraft von künstleri-
schen Allegorien ausstrahlen kann.
Den Griechen wurde alle Vorstellung zum
menschlichen Ereignis, zur menschlichen Ge-
stalt. Der Krieg — Ares — Mars, das war ein
starker, kraftstrotzender, listig-kluger, brutaler,
schwertgegürteter Mann.
Nichts übermenschlich, nichts tierisch —
nur groß, mächtig. Ob das ein zutreffendes
Licht wirft auf die Unempflndlichkeit der Grie-
chen und Römer für all die Brutalitäten des
Krieges? —
So oder so — die Verkörperung genügte —
sie genügte Rubens und Velasquez (Abb.
S. 3 u. 15). Braucht Velasquez' „Mars" erst
eine Unterschrift?
Die Kunst (ox Alle XXX. 1/2. f. Oktober 15:4
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