GUSTAV SCHONLEBER
AN DER YSER
GUSTAV SCHONLEBER
Von A. Spier
Die Kunst Gustav Schönlebers zu betrachten kleinen Stadt, in dem reizenden schwäbischen
heißt sich in kriegsschweren Tagen an friede- Bietigheim geboren wurde, in dem sich von
atmender Schönheit erfreuen. In einer Zeit der Kind auf sein Sinn für das Gemütliche, Intime,
unruhigen Urteile, des unherzlichen, wand- Malerische nährte und vertiefte; dazu kam das
lungsbedürftigen Verhältnisses zur Kunst, ist Basteln und Beobachten in der Tuchfabrik sei-
Gustav Schönleber einer der wenigen Künst- nes Vaters, das Auge und Hand schulte. Im
ler, die sich einen klassischen Platz erobert Jahre 1864 erkannte schon der Dreizehnjährige
und erhalten haben. Sein Leben und sein in zwei Gymnasialjahren in Stuttgart sein
Schaffen stehen in einem untrennbaren Zu- Distanzverhältnis zu den naturfernen Theorien
sammenhange; um sein Wer- der Schule; der Uebergang in
den, sein Wesen und seine Wir- eine praktische Tätigkeit in
kungen kennen zu lernen, muß einer Maschinenfabrik brachte
man die Wege bis zum Höhe- seiner künstlerischen An-
punkt seiner heutigen Stellung schauung gesunde, stärkere
mitgehen, fühlen und erken- Anregungen, Aufgaben, die
nen, wie er in einem gesetz- freuten, Maschinenzeichnun-
mäßig scheinenden Rhythmus gen zu Geschäftszwecken, die
schaffte, reifte, und in seiner „genau" sein mußten, die sei-
Grundnatur, von allen äuße- nen Blick schärften, seine
ren Erfolgen unbeirrt, immer Striche befestigten; dawar er,
derselbe blieb, zu seinem und wie er sagt, „ganz beim Hand-
seiner Künstlerschaft Glück werk".
und Ernte. Alles Erleben und Auch das trennte ihn nicht
Tun trug ihm Hilfen, trug sei- B^l von der Natur, in der er auf
ner Einheit Kräfte zu. So auch seinen Wanderungen zwischen
die Tatsache, daß er in einer . ^AHIHR^^^^^^HH der Fabrik und seinem Zu-
Die Kunst für Alle XXX. ig/so. i. Juli 1915
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AN DER YSER
GUSTAV SCHONLEBER
Von A. Spier
Die Kunst Gustav Schönlebers zu betrachten kleinen Stadt, in dem reizenden schwäbischen
heißt sich in kriegsschweren Tagen an friede- Bietigheim geboren wurde, in dem sich von
atmender Schönheit erfreuen. In einer Zeit der Kind auf sein Sinn für das Gemütliche, Intime,
unruhigen Urteile, des unherzlichen, wand- Malerische nährte und vertiefte; dazu kam das
lungsbedürftigen Verhältnisses zur Kunst, ist Basteln und Beobachten in der Tuchfabrik sei-
Gustav Schönleber einer der wenigen Künst- nes Vaters, das Auge und Hand schulte. Im
ler, die sich einen klassischen Platz erobert Jahre 1864 erkannte schon der Dreizehnjährige
und erhalten haben. Sein Leben und sein in zwei Gymnasialjahren in Stuttgart sein
Schaffen stehen in einem untrennbaren Zu- Distanzverhältnis zu den naturfernen Theorien
sammenhange; um sein Wer- der Schule; der Uebergang in
den, sein Wesen und seine Wir- eine praktische Tätigkeit in
kungen kennen zu lernen, muß einer Maschinenfabrik brachte
man die Wege bis zum Höhe- seiner künstlerischen An-
punkt seiner heutigen Stellung schauung gesunde, stärkere
mitgehen, fühlen und erken- Anregungen, Aufgaben, die
nen, wie er in einem gesetz- freuten, Maschinenzeichnun-
mäßig scheinenden Rhythmus gen zu Geschäftszwecken, die
schaffte, reifte, und in seiner „genau" sein mußten, die sei-
Grundnatur, von allen äuße- nen Blick schärften, seine
ren Erfolgen unbeirrt, immer Striche befestigten; dawar er,
derselbe blieb, zu seinem und wie er sagt, „ganz beim Hand-
seiner Künstlerschaft Glück werk".
und Ernte. Alles Erleben und Auch das trennte ihn nicht
Tun trug ihm Hilfen, trug sei- B^l von der Natur, in der er auf
ner Einheit Kräfte zu. So auch seinen Wanderungen zwischen
die Tatsache, daß er in einer . ^AHIHR^^^^^^HH der Fabrik und seinem Zu-
Die Kunst für Alle XXX. ig/so. i. Juli 1915
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