AUS DEN BERLINER KUNSTSALONS
Im Kunstsalon Garlitt sah man Gemälde von curt
Herrmann, der mit Erfolg danach strebt, aus
der Technik des Neoimpressionismus neue Aus-
drucksmöglichkeiten herauszuholen. Der reine
Neoimpressionismus, der in Deutschland nur noch
wenige bemerkenswerte Vertreter hat, war auf
einem toten Punkte angelangt: die unpersönliche
tüpfelnde Technik, die nichts von der „Hand-
schrift" des Künstlers verrät, hatte in ihrer voll-
kommensten Ausgestaltung durch Künstler, wie
Signac und Seurat zu Gebilden geführt, die dem
Kunstgewerbe näher stehen als der Malerei. Es ist
kein Zufall, daß Henry van de Velde als neoimpres-
sionistischer Maler begann und zu seinen grund-
legenden Ideen über die angewandte Kunst durch
die Beschäftigung mit dieser Technik zum Teil an-
geregt worden ist. Der 60jährige Curt Herrmann,
der erst in einem späteren Abschnitt seines Lebens
zum Neoimpressionismus kam, sucht diese Technik
wieder für die Malerei zurückzugewinnen. In seinen
Bildern, die aus farbigen Flecken und aus sich
windenden und sich durchschneidenden Linien zu-
sammengefügt sind, herrschen bereits wieder feste
große Formen vor, die zusammen mit dem farbigen
Aufbau eine geschlossene, ruhige Bildwirkung er-
geben. Curt Herrmann erzielt mit dem Neoimpres-
sionismus, dessen Bilder früher aufgelockert und
zerflossen wirkten, Resultate, die den von der neue-
sten Malerei angestrebten Zielen nahe kommen.
Ueber seine Ideen und Theorien hat sich der Künst-
ler des öfteren in Vorträgen und in einem Buche
geäußert, von seinen praktischen Ergebnissen legte
die Ausstellung bei Gurlitt gutes Zeugnis ab. Man
sah Berliner Straßenbilder, Hochgebirgslandschaf-
ten, Stilleben und Bildnisse. Am großzügigsten ist
der farbig sehr reiche „Bau einer Brücke", am
237
Im Kunstsalon Garlitt sah man Gemälde von curt
Herrmann, der mit Erfolg danach strebt, aus
der Technik des Neoimpressionismus neue Aus-
drucksmöglichkeiten herauszuholen. Der reine
Neoimpressionismus, der in Deutschland nur noch
wenige bemerkenswerte Vertreter hat, war auf
einem toten Punkte angelangt: die unpersönliche
tüpfelnde Technik, die nichts von der „Hand-
schrift" des Künstlers verrät, hatte in ihrer voll-
kommensten Ausgestaltung durch Künstler, wie
Signac und Seurat zu Gebilden geführt, die dem
Kunstgewerbe näher stehen als der Malerei. Es ist
kein Zufall, daß Henry van de Velde als neoimpres-
sionistischer Maler begann und zu seinen grund-
legenden Ideen über die angewandte Kunst durch
die Beschäftigung mit dieser Technik zum Teil an-
geregt worden ist. Der 60jährige Curt Herrmann,
der erst in einem späteren Abschnitt seines Lebens
zum Neoimpressionismus kam, sucht diese Technik
wieder für die Malerei zurückzugewinnen. In seinen
Bildern, die aus farbigen Flecken und aus sich
windenden und sich durchschneidenden Linien zu-
sammengefügt sind, herrschen bereits wieder feste
große Formen vor, die zusammen mit dem farbigen
Aufbau eine geschlossene, ruhige Bildwirkung er-
geben. Curt Herrmann erzielt mit dem Neoimpres-
sionismus, dessen Bilder früher aufgelockert und
zerflossen wirkten, Resultate, die den von der neue-
sten Malerei angestrebten Zielen nahe kommen.
Ueber seine Ideen und Theorien hat sich der Künst-
ler des öfteren in Vorträgen und in einem Buche
geäußert, von seinen praktischen Ergebnissen legte
die Ausstellung bei Gurlitt gutes Zeugnis ab. Man
sah Berliner Straßenbilder, Hochgebirgslandschaf-
ten, Stilleben und Bildnisse. Am großzügigsten ist
der farbig sehr reiche „Bau einer Brücke", am
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