HEINRICH REIFFERSCHEID AN ALBERT WELTI (RADIERUNG)
VOM MALER UND RADIERER HEINRICH REIFFERSCHEID
Von J. A. Beringer
Ein Künstler, wie Heinrich Reifferscheid, um ihrer selbst willen darzustellen liebt und der
kann die Betrachter seiner Werke leicht im endlichen Dasein der Dinge das Unendliche
in Verwirrung bringen. Denn einmal, im große- ahnen läßt. Zur Ergänzungdieses Realismus geht
ren Teil seiner Werke, stellt er sich als ein die Phantasie nebenher, die aus irrealen Gegen-
Meister von ungewöhnlicher Intensität und Ela- ständlichkeiten eine Daseinswelt aufbaut,
stizität des Ausdrucks vor: in seinen Radie- Das verklärende Schaffen, das den endlichen
rungen. Dann aber zeigt er, noch weniger reich, Dingen der Welt mit ihren Formen und Far-
aber mit voller Klarheit, sich als unermüd- ben den Wohlklang im Raum zu geben weiß,
licher Problemsteller: in seinem Malwerk, beruht im wesentlichen auf der künstlerischen
Und doch ist bei näherem Zusehen der inne- Vereinfachung, auf der Herausstellung des We-
ren Einheit seines Schaffens, der „bestimmen- sentlichen der Erscheinungsform. Die erdich-
den Idee seiner Kunst", leicht beizukommen, teten Bilder einer innerlich geschauten Welt
wenn man nur das Wesen jeder Ausdrucks- erfüllen den leeren Raum mit Mannigfaltig-
art in den Urgründen erfaßt. keiten, so daß ein rhythmischer und dynami-
Der sonnenklare Ursprung der Kunst Reif- scher Wohllaut entsteht. Je reiner und ein-
ferscheids im Verein mit ihrer vollendet klaren deutiger, je feiner und leidenschaftlicher, je
Ausdrucksweise sollte auf unmittelbares Ver- eindringlicher und sicherer ein Künstler emp-
ständnis und allgemeine Teilnahme rechnen findet, um so bestimmter und vielsagender
können. Im Schaffen dieses Künstlers lebt wird das Kunstwerk werden, das durch das
und wirkt der Geist, der in der deutschen einigende und ausgleichende Mittel des Lich-
Kunst allzeit wirksam und wesentlich gewaltet tes sinnliches Schauen und seelisches Emp-
hat: der Wahrheitsdrang, der die Erscheinungen finden gleichermaßen zum Ausdruck bringt.
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VOM MALER UND RADIERER HEINRICH REIFFERSCHEID
Von J. A. Beringer
Ein Künstler, wie Heinrich Reifferscheid, um ihrer selbst willen darzustellen liebt und der
kann die Betrachter seiner Werke leicht im endlichen Dasein der Dinge das Unendliche
in Verwirrung bringen. Denn einmal, im große- ahnen läßt. Zur Ergänzungdieses Realismus geht
ren Teil seiner Werke, stellt er sich als ein die Phantasie nebenher, die aus irrealen Gegen-
Meister von ungewöhnlicher Intensität und Ela- ständlichkeiten eine Daseinswelt aufbaut,
stizität des Ausdrucks vor: in seinen Radie- Das verklärende Schaffen, das den endlichen
rungen. Dann aber zeigt er, noch weniger reich, Dingen der Welt mit ihren Formen und Far-
aber mit voller Klarheit, sich als unermüd- ben den Wohlklang im Raum zu geben weiß,
licher Problemsteller: in seinem Malwerk, beruht im wesentlichen auf der künstlerischen
Und doch ist bei näherem Zusehen der inne- Vereinfachung, auf der Herausstellung des We-
ren Einheit seines Schaffens, der „bestimmen- sentlichen der Erscheinungsform. Die erdich-
den Idee seiner Kunst", leicht beizukommen, teten Bilder einer innerlich geschauten Welt
wenn man nur das Wesen jeder Ausdrucks- erfüllen den leeren Raum mit Mannigfaltig-
art in den Urgründen erfaßt. keiten, so daß ein rhythmischer und dynami-
Der sonnenklare Ursprung der Kunst Reif- scher Wohllaut entsteht. Je reiner und ein-
ferscheids im Verein mit ihrer vollendet klaren deutiger, je feiner und leidenschaftlicher, je
Ausdrucksweise sollte auf unmittelbares Ver- eindringlicher und sicherer ein Künstler emp-
ständnis und allgemeine Teilnahme rechnen findet, um so bestimmter und vielsagender
können. Im Schaffen dieses Künstlers lebt wird das Kunstwerk werden, das durch das
und wirkt der Geist, der in der deutschen einigende und ausgleichende Mittel des Lich-
Kunst allzeit wirksam und wesentlich gewaltet tes sinnliches Schauen und seelisches Emp-
hat: der Wahrheitsdrang, der die Erscheinungen finden gleichermaßen zum Ausdruck bringt.
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