Die Kunst für alle: Malerei, Plastik, Graphik, Architektur — 30.1914-1915
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https://doi.org/10.11588/diglit.13093#0050
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Callot, Jacques [Ill.]: Jacques Callot: der Schilderer des Dreissigjährigen Krieges
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Callots gesegnetem Vaterland, in Lothringen.
Sieben Blätter umfaßt die kleinere, wohl 1632
entstandene, aber erst nach Callots Tod erschie-
nene Serie „Les Petites Miseres de la Guerre",
achtzehn die größere, 1633 entstandene und
im gleichen Jahr erstmals gedruckte Folge
„Les Grandes Miseres de la Guerre", in der
die Themata und Motive des kleineren Zyklus
in der Hauptsache wiederkehren, so daß man
in diesem wohl eine Art von Skizze erblicken
muß.
Mit der „Werbung" hebt die Bilderreihe
an, man erblickt weiterhin eine mörderische
Schlacht mit realistischem Handgemenge und
sodann mehr und mehr Kleinszenen, denen
der heroische Zug durchaus fehlt; Episoden
des Volkskriegs, Abschilderungen der Leiden,
die der Nichtkämpfer zu ertragen hat: Plün-
derung, Feuersbrünste, Krankheit, Hinrich-
tung, Verstümmelung, Hinterhalte, Hunger,
Not und Tod.
Wie ein erschütterndes Epos zieht das an
uns vorbei, in seiner schlichten Unmittelbar-
keit tief ergreifend wie etwa Grimmelshausens
gleichzeitiger Roman vom „Simplizius Simpli-
zissimus". Unter all dem Schreckenvollen zuckt
der Schmerz, und wehe Stimmung erfüllt diese
Bilder des Grauens. Der künstlerische Aus-
druck, den Callot dafür fand, ist erschöpfend.
Denn sein Herz schuf mit, ein wundes, schmerz-
erfülltes Patriotenherz, das von all dem Elend,
das es erfuhr, gebrochen wurde vor der Zeit.
Die „Grandes Miseres" sind Callots letztes
großes Werk: zwei Jahre, nachdem er sie voll-
endet, trat er vom Schauplatz dieser Greuel
ab, und sein Leib fand Ruhe in der Erde —
--über sein Grab hin aber, über den heiß
umstrittenen Boden Lothringens, toben heute
wie vor dreihundert Jahren die Schlachten der
Völker, und Kanonengebrüll und Trommel-
wirbel dringen bis zu Jacques Callots letzter
Ruhestätte.
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Sieben Blätter umfaßt die kleinere, wohl 1632
entstandene, aber erst nach Callots Tod erschie-
nene Serie „Les Petites Miseres de la Guerre",
achtzehn die größere, 1633 entstandene und
im gleichen Jahr erstmals gedruckte Folge
„Les Grandes Miseres de la Guerre", in der
die Themata und Motive des kleineren Zyklus
in der Hauptsache wiederkehren, so daß man
in diesem wohl eine Art von Skizze erblicken
muß.
Mit der „Werbung" hebt die Bilderreihe
an, man erblickt weiterhin eine mörderische
Schlacht mit realistischem Handgemenge und
sodann mehr und mehr Kleinszenen, denen
der heroische Zug durchaus fehlt; Episoden
des Volkskriegs, Abschilderungen der Leiden,
die der Nichtkämpfer zu ertragen hat: Plün-
derung, Feuersbrünste, Krankheit, Hinrich-
tung, Verstümmelung, Hinterhalte, Hunger,
Not und Tod.
Wie ein erschütterndes Epos zieht das an
uns vorbei, in seiner schlichten Unmittelbar-
keit tief ergreifend wie etwa Grimmelshausens
gleichzeitiger Roman vom „Simplizius Simpli-
zissimus". Unter all dem Schreckenvollen zuckt
der Schmerz, und wehe Stimmung erfüllt diese
Bilder des Grauens. Der künstlerische Aus-
druck, den Callot dafür fand, ist erschöpfend.
Denn sein Herz schuf mit, ein wundes, schmerz-
erfülltes Patriotenherz, das von all dem Elend,
das es erfuhr, gebrochen wurde vor der Zeit.
Die „Grandes Miseres" sind Callots letztes
großes Werk: zwei Jahre, nachdem er sie voll-
endet, trat er vom Schauplatz dieser Greuel
ab, und sein Leib fand Ruhe in der Erde —
--über sein Grab hin aber, über den heiß
umstrittenen Boden Lothringens, toben heute
wie vor dreihundert Jahren die Schlachten der
Völker, und Kanonengebrüll und Trommel-
wirbel dringen bis zu Jacques Callots letzter
Ruhestätte.
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