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Die Kunst für alle: Malerei, Plastik, Graphik, Architektur — 30.1914-1915

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Riezler, Walter; Hildebrand, Adolf von [Ill.]: Adolf von Hildebrand und seine Schätzung in der Zeit
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Gedanken über Kunst
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https://doi.org/10.11588/diglit.13093#0064

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dem, der sie wirklich „sieht", der den Zu-
sammenhang der Formen auffaßt. Sie sind
nicht „interessant" als Ausdruck, als Geste,
sie ermangeln sogar manchmal jeder Geste,
wie z. B. der „Stehende Mann" in Berlin,
vielleicht Hildebrands bedeutendste Figur. Ge-
rade diese Figur ist ein Prüfstein für den Be-
schauer: wer ihr inneres Leben spürt, wer
den Organismus der Erscheinung empfindet,
die Atmosphäre fühlt, die um diesen Stein
ausgebreitet liegt, der ist fähig, Plastik zu
sehen.

Hildebrands Einfluß auf viele jüngere Bild-
hauer ist sehr groß gewesen und man hat des-
halb oft von einer Hildebrand-Schule gespro-
chen. Diese Schule existiert nur in sehr klei-
nem Umfang; und auch der Einfluß beschränkt
sich nur auf einen gewissen Zweig der Hil-
debrandischen Kunst: auf die dekorativ-archi-
tektonische Plastik. Was Relief ist, im engeren
Sinne und in der Anwendung auf die freie
Figur, das hat erst Hildebrand wieder erkannt
und deshalb hängt der Aufschwung dieser Art
von Plastik mit seinem Namen zusammen.
Was aber das Größere an Hildebrands Kunst
ist, ist sein Verhältnis zur Natur, sein tiefer
Blick in die Zusammenhänge des Organischen:
Darin ist er heute noch weniger erkannt, wie
auch die eigentliche Bedeutung seines be-
rühmten Buches, des „Problems der Form",

nicht etwa in leicht ablesbaren Rezepten der
Reliefauffassung, sondern in der Erkenntnis
der großen Gesetzmäßigkeiten unseres Sehens
und der inneren Zusammenhänge der geschau-
ten Natur ruht.

GEDANKEN ÜBER KUNST
Das feinste Pathos liegt in der Einfachheit.

Anselm Feaerbach

«

Krank zu sein mit Virtuosität, steht immer der
Gesundheit noch ein paar Grade nach.

P. Ansgar Pöllmann O.S.B.

*

Es ist mit Bildern eine schlimme Sache: die nicht
ewig jung bleiben, wirken sehr bald altmodisch.

Richard Mather

In der Kirche singen immer die am lautesten,

die falsch singen. Franz Grillparzer

Die Technik ist gut, die möglichst prägnant das
ausdrückt, was der Meister ausdrücken wollte; sonst
ist sie schlecht und wäre sie noch so virtuos.

Max Liebermann

*

„Wie gefällt Ihnen das Gemälde.-" „Ich muß
erst sehen, von wem es ist." Friedr. Hebbel

Mit der Herrschaft der Technik feiert jede Kunst

ihren Sündenfall. E.j.Hähnei
*

Die abartenden Naturen sind überall da von
höchster Bedeutung, wo ein Fortschritt erfolgen soll.

Friedr. Nietzsche

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