DOI Artikel:
Voll, Karl: Sollen wir Bilder aus Belgien für die deutschen Sammlungen nehmen?
DOI Seite / Zitierlink: https://doi.org/10.11588/diglit.13093#0082
nehmen, was für diese wichtig und brauchbar werken seiner Malerei des 15. und 16. Jahr-
ist, so würden wir nicht nur Belgien berauben, hunderts noch sehr reich wäre, so dürfte man
Wir würden auch allen denjenigen, die sich vielleicht eher daran denken, die Kriegslage
späterhin in dem Ursprungslande dieser Kunst zu benützen und möglicherweise im Wege
das Verständnis für ihre zwar große, aber eines zwangsweise durchgeführten Tausches
strenge und uns Heutigen nicht mehr leicht einige Stücke für Deutschland zu erwerben,
zugängliche Schönheit holen wollen, diesen die für unsere deutschen Museen recht wün-
Versuch unmöglich machen. Man darf sagen, sehenswert sind. Aber leider besitzt auch
daß man dadurch nicht nur Belgien, sondern Belgien, zumal von der klassischen Zeit der
auch die Menschheit um ein großes Gut altniederländischen Schule, nur wenige Stücke,
bringen würde; denn wie die meisten Kunst- die man Meisterwerke ersten Ranges nennen
werke, kann man auch die altniederländischen darf. Wenn wir uns auf die wichtigste Epoche,
so ganz recht nur in dem Lande verstehen auf das 15. Jahrhundert, beschränken wollen,
lernen, wo sie entstanden sind, und in der so ist in öffentlichem belgischem Besitze noch
Umgebung, für die sie bestimmt waren und nicht einmal mit mehr als zwei Dutzend Bildern
von der sie seinerzeit ihr Leben erhalten zu rechnen, die auf diesen Ehrentitel Anspruch
haben. Wenn Belgien an großen Meister- erheben dürfen, und von diesen sind manche
RUDOLF SCHIESTL SINGENDER SCHÄFER (RADIERUNG)
Graphische Ausstellung Leipzig 1914
69
ist, so würden wir nicht nur Belgien berauben, hunderts noch sehr reich wäre, so dürfte man
Wir würden auch allen denjenigen, die sich vielleicht eher daran denken, die Kriegslage
späterhin in dem Ursprungslande dieser Kunst zu benützen und möglicherweise im Wege
das Verständnis für ihre zwar große, aber eines zwangsweise durchgeführten Tausches
strenge und uns Heutigen nicht mehr leicht einige Stücke für Deutschland zu erwerben,
zugängliche Schönheit holen wollen, diesen die für unsere deutschen Museen recht wün-
Versuch unmöglich machen. Man darf sagen, sehenswert sind. Aber leider besitzt auch
daß man dadurch nicht nur Belgien, sondern Belgien, zumal von der klassischen Zeit der
auch die Menschheit um ein großes Gut altniederländischen Schule, nur wenige Stücke,
bringen würde; denn wie die meisten Kunst- die man Meisterwerke ersten Ranges nennen
werke, kann man auch die altniederländischen darf. Wenn wir uns auf die wichtigste Epoche,
so ganz recht nur in dem Lande verstehen auf das 15. Jahrhundert, beschränken wollen,
lernen, wo sie entstanden sind, und in der so ist in öffentlichem belgischem Besitze noch
Umgebung, für die sie bestimmt waren und nicht einmal mit mehr als zwei Dutzend Bildern
von der sie seinerzeit ihr Leben erhalten zu rechnen, die auf diesen Ehrentitel Anspruch
haben. Wenn Belgien an großen Meister- erheben dürfen, und von diesen sind manche
RUDOLF SCHIESTL SINGENDER SCHÄFER (RADIERUNG)
Graphische Ausstellung Leipzig 1914
69