Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Die Kunst für alle: Malerei, Plastik, Graphik, Architektur — 30.1914-1915

DOI article:
Wolf, Georg Jacob; Kobell, Wilhelm von [Ill.]: Wilhelm von Kobell
DOI Page / Citation link:
https://doi.org/10.11588/diglit.13093#0124

DWork-Logo
Overview
Facsimile
0.5
1 cm
facsimile
Scroll
OCR fulltext
schließlich doch nicht errungen hatten, jenes
Letzte, Undefinierbare, Echte, durch und durch
Persönliche des künstlerischen Schaffens, das
fiel Wilhelm Kobell als eine süße, reife Frucht
mühelos in den Schoß — ein helles Loos,
dessen sich Spätlinge bedeutender, durch viele
Generationen wirkender und hervorragender
Familien nicht allzuoft rühmen dürfen.

Wilhelm Kobell ist am 6. April 1766 in
Mannheim geboren, in jener Stadt, die durch
die Sorge des kunstsinnigen Kurfürsen Karl
Theodor zu einem echten Musensitz erblühte,
so daß Lessing die kurpfälzische Residenz als
die „Vorhalle der Kunst und Kunstbildung"
feierte und Goethe sie zu den drei süddeutschen
Städten zählte, die „man gesehen haben muß".
Wilhelms Vater, Ferdinand Kobell, lebte da-
mals als Stipendiat des Kurfürsten in der
kunsttätigen Stadt, machte unter dem aus Gent
nach Mannheim berufenen Peter Verschaffelt
seine Kunststudien und verbrachte in Gesell-
schaft des Galerieinspektors Franz Pichler
viele Stunden in der bedeutungsvollen Galerie
des Kurfürsten, die heute einen Bestandteil
der Kgl. Aelteren Pinakothek in München bildet.

Bald nach Wilhelms Geburt wurde Ferdinand
Kobell Kabinettsmaler, später Professor der
Akademie und endlich Direktor der Galerie.

In einer ganz auf Kunst gestimmten Um-
gebung, in einem Familien- und Freundeskreis,
dessen deutsche, traute Anmut Wielands Freun-
din Sophie von Laroche anziehend schildert,
wuchs Wilhelm Kobell ganz selbstverständlich
zum Künstler heran. Der Beruf war für ihn
der gegebene, nachdem der innere Ruf zur
Kunst an ihn ergangen. Vom Vater erhielt er
den ersten Unterricht, bezog dann die Aka-
demie und studierte gleichfalls viel in der
Galerie, wo es u. a. zwei große Rembrandt, vier
Werke Brouwers, hervorragend schöne Ter-
borchs, Wouwermans, Steens, Ostades, Baiens
und etliche Elsheimer, insgesamt 758 Werke,
meist der holländischen Schule zugehörig, zu
sehen gab. Auch in der Galerie zu Düsseldorf,
in der Stadt, in der die Großeltern lebten,
tat sich Wilhelm Kobell um, und hier ging
ihm vor der heute gleichfalls in der Münchner
Pinakothek befindlichen Prachtkollektion von
Werken des großen Rubens das Herz und der
Sinn auf für die üppig prunkende Schönheit

W. v. KOBELL DER HEUWAGEN

Wiesbaden, Städt. Galerie

110
 
Annotationen