linge vom ersten Anfang bis zur letzten Aus- Eine „Terrasse bei Föhring" mit der Silhou-
bildung fortführt." Kobell erfüllte diese nichts- ette der Stadt München ist ein bezeichnendes
sagende Phrase mit Leben und geistigem Bild dieser Zeit (Abb. S. 119). Auch mit Grab-
Gehalt. Er hat während der langen Jahre, Stichel und Radiernadel hantierte Kobell gerne
da er bis tief in die Amtszeit des Cornelius und glücklich in der zweiten Hälfte seines
hinein als hochgeschätzter Lehrer an der Aka- Lebens. Eine Folge von sieben Ansichten der
demie wirkte, treffliche Schüler herangebildet, Stadt München (Abb. S. 118) entstand 1818 —
aber darüber hinaus ist sein Einfluß auf die sie scheint wie eine Aussöhnung des alten
Münchner Malerei entscheidend noch bei ihren „Mannheimers" mit seiner zweiten Heimat,
besten Meistern um die Mitte des 19. Jahr- Auch eine Folge von „Hunden" (11 Blatt) und
hunderts, bei Neureuther, Bürkel, Spitzweg, „Reitern" gibt es von ihm, und insgesamt
selbst bei Eduard Schleich, zu verspüren, weiß Andresen in seinen „Deutschen Maler-
Reisen führten Kobell nach Wien und Paris, radierern" 164 Blätter Kobells aufzuzählen
wo man ihn in den Dunstkreis Horace Vernets und zu beschreiben.
treten sieht: vielleicht, daß er dort auch den Die letzten Jahre seines Lebens verbrachte
jungen Gericault, mit dem er manches ge- Kobell in völliger Ruhe. Mit der schönen
mein hat, kennen lernte. Selbsterkenntnis, die nur erlesenen Geistern
Ueber all dem kam langsam das Greisen- eigen ist, beschloß er zur rechten Zeit, ehe
alter heran. Bis tief in die siebziger Jahre Gebrechlichkeit seinem Schaffen den Stempel
seines Lebens hinein ermüdete Wilhelm von aufzudrücken vermochte, sein künstlerisches
Kobell nicht in seinem Schaffen. Seine Hand Werk. Fortan saß er still in seiner Wohnung,
war freilich nicht mehr so leicht wie einst, die an der Neuhauserstraße neben dem alten
seine Malerei nicht mehr so locker und flau- Akademiegebäude, im ehemaligen Cafe Probst,
mig und sein Kolorit nicht mehr so weich gelegen war, am Fenster und dachte vergange-
und flüssig. Eine gewisse Härte ist Kobells nen Zeiten nach. Selten nur ging er aus, Be-
Spätwerken eigen. Die Silhouette ist fest um- suche empfing er wenig. Ludwig I. kam manch-
rissen, die Farben sitzen unvermittelt neben- mal zu ihm, dann sprachen die Greise von
einander. Einen starken Reiz haben aber auch der Münchner Kunst. Während seiner vielen
diese Altersschöpfungen. Manches gemahnt einsamen Stunden aber kolorierte Wilhelm von
mich, namentlich in der liebenswürdigen Bieder- Kobell für seine Enkel — oder waren es schon
meierstimmung, an die Hamburger von 1830. Urenkel? — kleine Bildchen mit Wasserfarben;
W. v. KOBELL TERRASSE BEI FOHRING
119
bildung fortführt." Kobell erfüllte diese nichts- ette der Stadt München ist ein bezeichnendes
sagende Phrase mit Leben und geistigem Bild dieser Zeit (Abb. S. 119). Auch mit Grab-
Gehalt. Er hat während der langen Jahre, Stichel und Radiernadel hantierte Kobell gerne
da er bis tief in die Amtszeit des Cornelius und glücklich in der zweiten Hälfte seines
hinein als hochgeschätzter Lehrer an der Aka- Lebens. Eine Folge von sieben Ansichten der
demie wirkte, treffliche Schüler herangebildet, Stadt München (Abb. S. 118) entstand 1818 —
aber darüber hinaus ist sein Einfluß auf die sie scheint wie eine Aussöhnung des alten
Münchner Malerei entscheidend noch bei ihren „Mannheimers" mit seiner zweiten Heimat,
besten Meistern um die Mitte des 19. Jahr- Auch eine Folge von „Hunden" (11 Blatt) und
hunderts, bei Neureuther, Bürkel, Spitzweg, „Reitern" gibt es von ihm, und insgesamt
selbst bei Eduard Schleich, zu verspüren, weiß Andresen in seinen „Deutschen Maler-
Reisen führten Kobell nach Wien und Paris, radierern" 164 Blätter Kobells aufzuzählen
wo man ihn in den Dunstkreis Horace Vernets und zu beschreiben.
treten sieht: vielleicht, daß er dort auch den Die letzten Jahre seines Lebens verbrachte
jungen Gericault, mit dem er manches ge- Kobell in völliger Ruhe. Mit der schönen
mein hat, kennen lernte. Selbsterkenntnis, die nur erlesenen Geistern
Ueber all dem kam langsam das Greisen- eigen ist, beschloß er zur rechten Zeit, ehe
alter heran. Bis tief in die siebziger Jahre Gebrechlichkeit seinem Schaffen den Stempel
seines Lebens hinein ermüdete Wilhelm von aufzudrücken vermochte, sein künstlerisches
Kobell nicht in seinem Schaffen. Seine Hand Werk. Fortan saß er still in seiner Wohnung,
war freilich nicht mehr so leicht wie einst, die an der Neuhauserstraße neben dem alten
seine Malerei nicht mehr so locker und flau- Akademiegebäude, im ehemaligen Cafe Probst,
mig und sein Kolorit nicht mehr so weich gelegen war, am Fenster und dachte vergange-
und flüssig. Eine gewisse Härte ist Kobells nen Zeiten nach. Selten nur ging er aus, Be-
Spätwerken eigen. Die Silhouette ist fest um- suche empfing er wenig. Ludwig I. kam manch-
rissen, die Farben sitzen unvermittelt neben- mal zu ihm, dann sprachen die Greise von
einander. Einen starken Reiz haben aber auch der Münchner Kunst. Während seiner vielen
diese Altersschöpfungen. Manches gemahnt einsamen Stunden aber kolorierte Wilhelm von
mich, namentlich in der liebenswürdigen Bieder- Kobell für seine Enkel — oder waren es schon
meierstimmung, an die Hamburger von 1830. Urenkel? — kleine Bildchen mit Wasserfarben;
W. v. KOBELL TERRASSE BEI FOHRING
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