PETER HALM
daß die Alleinherrschaft einer Partei nur dieser
zugute käme, während sie für alle anderen
Parteien nachteilig wäre. Es kann also nur die
Gleichberechtigung und das Zusammenwirken
aller Richtungen angestrebt werden, wenn wir
der Errungenschaften früherer Zeiten nicht
verlustig gehen und einer Weiterentwicklung
auf gesunder Basis nicht entgegentreten wollen.
Entsprechend unserer Zeitströmung, in der
die Richtungen mit bescheidenem künst-
lerischen Können sich die Oberherrschaft in der
Kunst aneignen wollen, ist es Mode geworden,
den Künstlern mit nur primitivem Können
die Eigenschaft der monumentalen Begabung
nachzurühmen. So wenig aber in musikalischer
Beziehung das primitive Können die Eigen-
schaft des Monumentalen besitzt, ebensowenig
kann es in der bildenden Kunst der Fall sein.
In musikalischer Beziehung z. B. wären wohl
die Mitglieder eines Männergesangvereins oder
die Choristen eines Hoftheaters als die Ver-
treter eines primitiven Könnens, dagegen die
Opernsänger und Solisten als die eines höheren
künstlerischen Könnens anzusehen. Wollte
man nun ein monumentales Werk z. B. ein
Oratorium aufführen und verwendete dabei
nur die Kräfte eines Männergesangvereins, ohne
Hinzuziehung von ersten Solisten, so würde
ein solches Beginnen bei aller Welt nur ein
mitleidiges Lächeln hervorrufen. Auf diesem
primitiven Standpunkt steht aber das Publikum,
sobald es sich mit Dingen innerhalb der bilden-
DIE ELTERN DES KÜNSTLERS
den Kunst beschäftigt. Umgekehrt, wie in musi-
kalischer Beziehung stellt man hier die Solisten
in den Hintergrund und den Männergesang-
verein in den Vordergrund. Primitive Kunst,
die ihrem Wesen nach sich bereits der Plakat-
kunst nähert, wird sich niemals in bleibende
Monumentalkunst verwandeln können und wenn
auch noch so Viele sich für diese oberfläch-
liche Kunstform begeistern sollten.
Um in solchen Fällen, wenn es sich um
bleibende Kunst handeln soll, eine zuverlässige
Expertise zu verschaffen, wäre es dringend
notwendig, dieses Amt in ein absolut ver-
antwortliches, womöglich mit Haftung einer
Kaution, umzugestalten. Auch könnte, wie es
im Staatsdienst und bei der Armee üblich ist,
die einfache Verabschiedung schon Besserung
bringen. Solange allerdings die verantwort-
lichen Leiter in Sachen der Kunst nur Vor-
schläge machen dürfen, den unverantwortlichen
Kommissionen dagegen das entscheidende
Handeln zusteht, solange kann eine Besserung
nicht erwartet werden. Dem verantwortlichen
Leiter darf auf keinen Fall eine unverantwort-
liche Kommission die Hände binden, wie es
vielfach geschieht, sondern ebenso wie der
meistens gut beratene Privatsammler seine
Experten sich selbst wählt, ebenso müßte auch
der verantwortliche Leiter einer Kunstsamm-
lung seine Kunstkommission sich selbst aus-
wählen dürfen.
Künstler, die über die Mittelmäßigkeit heraus-
131
17-
daß die Alleinherrschaft einer Partei nur dieser
zugute käme, während sie für alle anderen
Parteien nachteilig wäre. Es kann also nur die
Gleichberechtigung und das Zusammenwirken
aller Richtungen angestrebt werden, wenn wir
der Errungenschaften früherer Zeiten nicht
verlustig gehen und einer Weiterentwicklung
auf gesunder Basis nicht entgegentreten wollen.
Entsprechend unserer Zeitströmung, in der
die Richtungen mit bescheidenem künst-
lerischen Können sich die Oberherrschaft in der
Kunst aneignen wollen, ist es Mode geworden,
den Künstlern mit nur primitivem Können
die Eigenschaft der monumentalen Begabung
nachzurühmen. So wenig aber in musikalischer
Beziehung das primitive Können die Eigen-
schaft des Monumentalen besitzt, ebensowenig
kann es in der bildenden Kunst der Fall sein.
In musikalischer Beziehung z. B. wären wohl
die Mitglieder eines Männergesangvereins oder
die Choristen eines Hoftheaters als die Ver-
treter eines primitiven Könnens, dagegen die
Opernsänger und Solisten als die eines höheren
künstlerischen Könnens anzusehen. Wollte
man nun ein monumentales Werk z. B. ein
Oratorium aufführen und verwendete dabei
nur die Kräfte eines Männergesangvereins, ohne
Hinzuziehung von ersten Solisten, so würde
ein solches Beginnen bei aller Welt nur ein
mitleidiges Lächeln hervorrufen. Auf diesem
primitiven Standpunkt steht aber das Publikum,
sobald es sich mit Dingen innerhalb der bilden-
DIE ELTERN DES KÜNSTLERS
den Kunst beschäftigt. Umgekehrt, wie in musi-
kalischer Beziehung stellt man hier die Solisten
in den Hintergrund und den Männergesang-
verein in den Vordergrund. Primitive Kunst,
die ihrem Wesen nach sich bereits der Plakat-
kunst nähert, wird sich niemals in bleibende
Monumentalkunst verwandeln können und wenn
auch noch so Viele sich für diese oberfläch-
liche Kunstform begeistern sollten.
Um in solchen Fällen, wenn es sich um
bleibende Kunst handeln soll, eine zuverlässige
Expertise zu verschaffen, wäre es dringend
notwendig, dieses Amt in ein absolut ver-
antwortliches, womöglich mit Haftung einer
Kaution, umzugestalten. Auch könnte, wie es
im Staatsdienst und bei der Armee üblich ist,
die einfache Verabschiedung schon Besserung
bringen. Solange allerdings die verantwort-
lichen Leiter in Sachen der Kunst nur Vor-
schläge machen dürfen, den unverantwortlichen
Kommissionen dagegen das entscheidende
Handeln zusteht, solange kann eine Besserung
nicht erwartet werden. Dem verantwortlichen
Leiter darf auf keinen Fall eine unverantwort-
liche Kommission die Hände binden, wie es
vielfach geschieht, sondern ebenso wie der
meistens gut beratene Privatsammler seine
Experten sich selbst wählt, ebenso müßte auch
der verantwortliche Leiter einer Kunstsamm-
lung seine Kunstkommission sich selbst aus-
wählen dürfen.
Künstler, die über die Mittelmäßigkeit heraus-
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