Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Die Kunst für alle: Malerei, Plastik, Graphik, Architektur — 30.1914-1915

DOI Artikel:
Kühnel, Ernst; Krüger, Franz [Ill.]: Franz Krüger
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.13093#0209

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
Cornelius Dicfleubach Meyerbeer Tieck Rauch Jakob Griir.m

Schonlein AI. v. Humboldt

FRANZ KRÜGER AUSSCHNITT AUS „HULDIGUNG VOR FRIEDRICH WILHELM IV., 15. OKTOBER 1840"

liehen Luxus, weder einen eigenen Baustil,
noch eine große Schule der Plastik und Malerei
zu zeitigen vermocht. Nicht als ob es ihr
an künstlerischen Talenten gefehlt hätte; im
Gegenteil, es gab und gibt im neuen Berlin
Persönlichkeiten genug, die Treffliches, ja Be-
deutendes geschaffen haben. Aber wie viele
von ihnen haben sich wirklich Rechenschaft
darüber gegeben, was sie hier dem genius loci
schuldig waren, wer von ihnen hat in seiner
Kunst denselben Geist betätigt, den die ganze
Welt als „Preußentum" bewundert oder haßt?
Einer wohl, Menzel. Aber im übrigen hat
gerade Berlin den Tummelplatz abgegeben für
Strömungen fremder Art, mochten sie kom-
men, woher sie wollten; hier ist alles mög-
lich gewesen, aber etwas, was in seiner Eigen-
art so wurzelfest wäre, daß es große Tradition
werden könnte, ist nicht erreicht worden. Und
weshalb? „Berlin hat keine Tradition, Ber-
lin ist nie so recht Kulturmilieu und Kunst-
zentrum gewesen". Doch, Berlin war beides,
und keiner klärt uns darüber mit so preußi-
scher Gründlichkeit und Gewissenhaftigkeit

auf, wie Menzels großer Vorgänger, der bezeich-
nenderweise erst wieder „entdeckt" werden
mußte, ehe man sich über seine Bedeutung
klar wurde: Franz Krüger, der unvergleich-
liche Schilderer der biedermeierlichen, vor-
märzlichen Zeit.

Als fünfzehnjähriger Knabe kam Krüger
1812 aus dem Anhaltischen in die preußische
Hauptstadt auf die Akademie, floh aber bald
die klassizistische Weisheit, die dort verzapft
wurde, und machte auf eigene Faust seinem
künstlerischen Tatendrange Luft. Die Liebe
zu schönen Pferden führte ihn in die könig-
lichen Marställe, und bald hatte er sich mit
dem Stallpersonal so weit angebiedert, daß er
dort nach Herzenslust zeichnen und malen
durfte. Hin und wieder konterfeite er auch
den einen oder andern der Bediensteten, und
es dauerte nicht lange, da wurden schon die
höheren Chargen auf den geschickten Porträ-
tisten aufmerksam; er bekam einen Auftrag
nach dem andern, und schließlich nahm ihn
auch die königliche Familie in ihre Dienste. So
wurde aus dem bescheidenen „Pferde-Krüger"

191
 
Annotationen