FELIX HOLLENBERG VOLLMONDAUFGANG
FELIX HOLLENBERG
Von Richard Braungart
Es gibt drei fatale Worte, die man oft als berechtigten Mißbehagen über diese langwei-
Urteil über einen Künstler hören kann, lende Landschaftskunst entstanden sein, die
Sie lauten: „Nur ein Landschafter!" und sind nichts Eigenes, das Vorbild aber nur in ver-
nicht selten von einem bedauernden Achsel- wässerter Form zu bieten weiß,
zucken begleitet. Es muß aber trotzdem nicht Ganz anders wird das Urteil lauten, wenn
immer Geringschätzung sein, was damit zum es sich um Landschaftskunst im höheren und
Ausdruck kommt. Weit eher mag es häufig eigentlichen Sinne, d. h. um eine künstlerisch-
nichts als Enttäuschung sein; aber auf jeden persönliche Gestaltung von Motiven handelt.
Fall bedeutet es stets eine Einschränkung. Das Man braucht dabei gar nicht einmal an eine
ist um so verwunderlicher, als doch ein sehr mehr oder weniger weitgehende stilisierende
großer, ja der überwiegende Teil dessen, was Umformung der Natur zu denken. Denn auch
heute gemalt, gezeichnet, radiert usw. wird, der Realist kann und wird, bei aller Treue
aus Landschaften besteht. Allerdings sind (und gegen die Natur, Eigenes geben. Aber wir
das erklärt vielleicht die oben erwähnte, ge- müssen bei seinen Bildern das Gefühl haben,
läufige Urteilsformel ein wenig) die meisten daß Dinge und Stimmungen vollkommen rich-
dieser Landschaften ziemlich unpersönliche tig gesehen und wiedergegeben sind, daß je-
Naturabschriften, und wer die Aufgabe der doch die persönliche Auffassungund die daraus
Kunst nicht mit der Nachahmung der Natur sich ergebende individuelle Gestaltung der
erfüllt sieht, der muß die Leere dieser Ar- Motive das Entscheidende ist. Und Land-
beiten schmerzlich genug empfinden. So mag schaffen, von denen das letztere gesagt wer-
dieses „geflügelte Wort" vielleicht aus dem den kann, werden wir auch kaum durch die
Die Kunit ftlr Alle XXX.
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FELIX HOLLENBERG
Von Richard Braungart
Es gibt drei fatale Worte, die man oft als berechtigten Mißbehagen über diese langwei-
Urteil über einen Künstler hören kann, lende Landschaftskunst entstanden sein, die
Sie lauten: „Nur ein Landschafter!" und sind nichts Eigenes, das Vorbild aber nur in ver-
nicht selten von einem bedauernden Achsel- wässerter Form zu bieten weiß,
zucken begleitet. Es muß aber trotzdem nicht Ganz anders wird das Urteil lauten, wenn
immer Geringschätzung sein, was damit zum es sich um Landschaftskunst im höheren und
Ausdruck kommt. Weit eher mag es häufig eigentlichen Sinne, d. h. um eine künstlerisch-
nichts als Enttäuschung sein; aber auf jeden persönliche Gestaltung von Motiven handelt.
Fall bedeutet es stets eine Einschränkung. Das Man braucht dabei gar nicht einmal an eine
ist um so verwunderlicher, als doch ein sehr mehr oder weniger weitgehende stilisierende
großer, ja der überwiegende Teil dessen, was Umformung der Natur zu denken. Denn auch
heute gemalt, gezeichnet, radiert usw. wird, der Realist kann und wird, bei aller Treue
aus Landschaften besteht. Allerdings sind (und gegen die Natur, Eigenes geben. Aber wir
das erklärt vielleicht die oben erwähnte, ge- müssen bei seinen Bildern das Gefühl haben,
läufige Urteilsformel ein wenig) die meisten daß Dinge und Stimmungen vollkommen rich-
dieser Landschaften ziemlich unpersönliche tig gesehen und wiedergegeben sind, daß je-
Naturabschriften, und wer die Aufgabe der doch die persönliche Auffassungund die daraus
Kunst nicht mit der Nachahmung der Natur sich ergebende individuelle Gestaltung der
erfüllt sieht, der muß die Leere dieser Ar- Motive das Entscheidende ist. Und Land-
beiten schmerzlich genug empfinden. So mag schaffen, von denen das letztere gesagt wer-
dieses „geflügelte Wort" vielleicht aus dem den kann, werden wir auch kaum durch die
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