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Die Kunst für alle: Malerei, Plastik, Graphik, Architektur — 30.1914-1915

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Bundi, Gian; Welti, Albert [Ill.]: Albert Weltis Landsgemeinde-Freske im Ständeratssaal in Bern
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https://doi.org/10.11588/diglit.13093#0263

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ALBERT WELTI

LANDSGEMEINDE-FRESKE IM STÄNDERATSSAAL IN BERN

ALBERT WELTIS LANDSGEMEINDE-FRESKE
IM STÄNDERATSSAAL IN BERN

Von Gian Bundi, Bern

Ein Maiensonntag in den Bergen des Ob-
waldnerlandes. Auf den noch tief herab
beschneiten Höhen liegt Frühlingssonne, das
Laub der Bäume ist lichtgrün, und über allem
steht ein matter hellblauer Frühlingshimmel.
So hat Albert Welti die Landschaft seiner
Landsgemeindefreske gesehen, nicht mit All-
tagsaugen, vielmehr so, wie sie sich dem Men-
schen nur an besonders glücklichen Tagen er-
schließt. Und für die Obwaldner Landsleute
ist der erste Maiensonntag auch ein Tag be-
sonderer Art. Sie sind zusammengekommen,
um nach Vätersitte gemeinsam über Wohl und
Wehe des Landes zu raten. Was hier beschlos-
sen wird, das gilt; dagegen gibt es keine Be-
rufung. Hier ist das Volk der Souverän. Der
Mann hängt seinen alten Degen um und zieht
in den Landsgemeindering, nicht nur um gut-
zuheißen, was ihm die vorberatende Behörde
vorlegt, sondern um selbst mitzureden und
etwa auch einmal eine Regierung zu stürzen,
die ihm nicht behagt.

Eine solche Landsgemeinde in einer großen
Freske darzustellen, war die Aufgabe, die Al-

bert Welti im Jahre 1907 übernahm; sie füllte
die letzten Jahre seines Lebens fast völlig aus
und sie nahm ihn auch innerlich stark in An-
spruch, denn Albert Welti war ein guter schwei-
zerischer Patriot vom Scheitel zur Sohle. Kein
Auftrag konnte ihm willkommener sein und
so ging er denn mit Freude und Lust an die
Arbeit. Der Grundgedanke, der ihn leitete,
war: Die Landsgemeinde als Fest des ganzen
Volkes. Der Stolz auf das alte Recht, im Lands-
gemeindering zu tagen, das der Aermste mit
dem Reichsten teilt, ist auch in Frau und Kind
lebendig. So hält es auch sie nicht zu Hause,
wenn der Vater hinauszieht. In den reichen
Trachten des Landes lagern die Frauen vor dem
Ring. Die Buben aber fechten die Kämpfe,
die drinnen mit Worten geführt werden, drau-
ßen mit den Fäusten durch. Dem Maler hat
es ein besonderes Vergnügen bereitet, seinen
eigenen Sohn — es ist der blonde Bub im
Vordergrund — kräftig dreinschlagen zu lassen.
Sein Freund Wilhelm Balmer aber, der den
Entwurf in die Freskotechnik übertrug, hat
den Kopf des Vaters Welti auf dem Bilde der

Die Kunst für Alle XXX. 13/14. 1. April 1915

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