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Die Kunst für alle: Malerei, Plastik, Graphik, Architektur — 30.1914-1915

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Schumann, Paul; Kuehl, Gotthardt [Ill.]: Gotthardt Kuehl
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https://doi.org/10.11588/diglit.13093#0349

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GOTTHARDT KUEHL

SELBSTBILDNIS

GOTTHARDT KUEHL*)

Von Paul Schumann

Die Meister des Impressionismus, die vor
etwa drei Jahrzehnten ihren Aufstieg nah-
men und unter starken Kämpfen eine neue
Kunstanschauung heraufführten, fangen an, den
Platz zu räumen. Vor vier Jahren ging Fritz
von Uhde dahin, am 9. Januar 1915 ist Gott-
hardt Kuehl in Dresden gestorben. Er hat
sich in der Geschichte der impressionistischen
Bewegung einen Platz erworben und wird wohl
dauernd mit Ehren genannt werden wie etwa
der Holländer Pieter de Hoogh und wie Cana-
letto; noch größer aber war seine Bedeutung
für Dresdens Kunstpolitik in den letzten beiden
Jahrzehnten. So hat vor allem Dresden alle
Ursache, dem verstorbenen Meister ein dauern-
des Andenken zu bewahren.

Gotthardt Kuehl wurde am 28. November
1850 in Lübeck als Sohn eines Volksschul-
lehrers geboren. Er ging zunächst durch die
Kaufmannsschule, wandte sich aber mit 20 Jah-
ren der Kunst zu und ging nach kurzem An-
fangsstudium in Dresden im Jahre 1871 an die

•) S. auch unseren illustrierten Aufsatz über Kuehl Jahr-
gang 1905/6, Augustheft.

Münchner Kunstakademie über, wo besonders
Wilhelm Diez sein Lehrer wurde. Dort kam
er auch unter den Einfluß des Spaniers For-
tuny, der damals neben Menzel und Meissonier
einen internationalen Namen hatte. Die „glän-
zend kaleidoskopischen, reizend schillernden
Rokokobilder", die damals in Paris alle Welt
entzückten und Fortuny kurze Zeit — er starb
1874 kaum 36 Jahre alt — zum gefeiertsten
Maler machten, taten es auch Kuehl an, und
so malte er seine ersten Bildchen in dergleichen
Art, im Kostüm des Rokoko und mit der
gleichen prickelnden Farben- und Lichtgebung
wie Fortuny. Freilich stehen wir heute nicht
mehr mit der gleichen Begeisterung vor For-
tunys Bildern, sie gehören einer überwundenen
Vergangenheit an, und auch in Kuehls Bil-
dern aus dieser Zeit, deren eine Anzahl kürz-
lich in der Galerie Arnold in Dresden zu sehen
war, sehen wir nur noch die Anfänge einer
weiteren Entwicklung, die Kuehl über Fortuny
hinaus führen sollte. Licht und Farbe aber
blieben zeitlebens feste Träger seiner Kunst.
Im Jahre 1879 ging Kuehl von München nach

Die Kunst für Alle XXX. 17/18. i.Juni 1915

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