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Die Kunst für alle: Malerei, Plastik, Graphik, Architektur — 30.1914-1915

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Spier, Anna; Schönleber, Gustav [Ill.]: Gustav Schönleber
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https://doi.org/10.11588/diglit.13093#0395

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GUSTAV SCHÖNLEBER

ABEND IN DORTRECHT

Gesehene im Bilde festzuhalten, so entstanden
die Meisterwerke, in denen man, wie es sein
soll, die vollendete Technik über der seelischen
Wirkung vergißt.

Als Heimatsmaler wurde er im Vaterland
erkannt; man wußte, warum man ihn wählte
Straßburg im Elsaß und Rothenburg an der
Tauber für den Reichstag, Laufenburg am
Rhein für die Karlsruher Galerie, als Entgelt
für die der Industrie geopferte landschaftliche
Schönheit, zu malen.

Ein umfassendes Bild seines Schaffens gab
im Jahre 1910 eine Schönleber-Ausstellung bei
Gurlitt in Berlin. Fast überraschenderweise
fesselte sie ein Publikum, das in seiner Mehr-
heit gewohnt ist in der Kunst eine Modesen-
sation und eine Parteisache, keine beruhigende
Freude zu sehen. — Schönlebers Kunst siegte
auf dem fremden Boden — bis zur Auszeich-
nung durch den Orden „Pour le merite".

Ein Jahr später feierte Schönleber seinen
sechzigsten Geburtstag, richtiger gesagt, er
wurde gefeiert, von seinen treuen Freunden,
von seinen zahlreichen Anhängern, von seinen
begeisterten Schülern, sogar von seinen Kollegen.

Eine retrospektive Ausstellung, an der sich
ungefähr sechzig seiner Schüler beteiligten,
feierte den Meister auf die unmittelbarste Art,
durch die Taten seiner ureigenen Kraft.

Im festlichen Zusammenhang mit dem sech-
zigsten Geburtstag kam im Frühjahr 1912 eine
Sammelausstellung in Stuttgart zustande, eine
stolze Ausstellung, die eine große Begeisterung
hervorrief, alle Kreise interessierte, auf viele,
wie eine Entdeckung wirkte. Die Schwaben
merkten wieder einmal, daß sie einen „Ein-
zigen" mehr unter sich hatten, der der weiten
Welt gehörte.

Im ganzen Vaterland sind Schönlebers Bilder
verbreitet, in jeder deutschen Galerie, in den
meisten bedeutenden Privatsammlungen, in
manchem prunkhaften Salon wirken sie als
wohltuender harmonischer Akkord, in manchem
wohnlichen Zimmer wirken sie wie gute Sicher-
heiten von der Schönheit der Welt.

Die Illustrationen dieses Heftes geben Proben
aus allen Gebieten seiner Kunst: die italieni-
schen und holländischen Küstenbilder und Land-
schaften, das große Laufenburg, die heimat-
lichen Bäche und Mühlen zeigen seine viel-

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