wie er in Wirklichkeit mehr nie zu sehen geglaubt sich Slevogt nicht etwa aus, sondern sie ist
hat. Und wenn er dann an die Bilder nahe heran- ihm nur das Instrument, mittels dessen er seine
tritt, findet er ein tolles Gewirr von scheinbar eigene Weisen herausholt. Die roten Teppiche
gestaltlosen Streifen vor sich, deren Formen auf den Vorlesungen in der Moschee bieten
nichts, geschweige denn den Dingen, die sie dar- uns eine Farbenpracht, die neben jener der
stellen, entsprechen. Was für ein starkes Emp- venezianischen Renaissance sich halten wird,
finden, welch sicheres Gefühl, wie ungeheuer Auf dem Sonnenuntergang in Luxor haben wir
überragendes Können gehört dazu, um so arbei- eine violettbläuliche, helle Dämmerungsstim-
ten zu können! um zu wissen, ohne es sehen mung, die geradezu berückend ist. Es sind
zu können, wie diese Striche und Flecken wir- alles so rechte „Malerei"-Bilder, und darum
ken! Denn bei der Arbeit selbst konnte der läßt sich wenig über sie mit dürren Worten
Künstler die Wirkung nicht sehen, da er alle sagen. Der prachtvollen Beobachtung, die sich
die Bilder vor der Natur und im Flug gemalt hat. in den Bewegungen von Menschen und Tieren
Die unbeschreibliche Farbigkeit, das schrei- zeigt, möchte ich aber noch gedenken,
ende Licht Aegyptens hat Meister Slevogt mit Lassen sich die Bilder nicht beschreiben, so
sicherem Gefühl herausempfunden, und eine lassen sie sich dieses Mal leider auch nicht an-
Sinfonie von Glanz und Farbe und Licht hat nähernd vollgültig klischieren. Ohne die Farbe
er uns von dort mitgebracht. Das Auge fühlt erscheint die Technik nicht nur aufdringlich,
wahrhaftig vor diesen Bildern etwas von der sie entstellt oft geradezu. Aber die Leser dieser
Ermüdung des Blendens, die es vor der wirk- Zeitschrift haben die Erfahrung, die ihnen zu
liehen Natur erleiden würde. Hilfe kommt, und so durften wir es wagen, ihnen
Mit dem Stil, der meisterhaften Technik gibt diese Bilder in Schwarzweiß vorzuführen.
MAX SLEVOGT VOR EINEM KAFFEEHAUS IN KAIRO
Mit Erlaubnis von Bruno Cassirer, Berlin
Die Kunst für Alle XXX. 385 49
hat. Und wenn er dann an die Bilder nahe heran- ihm nur das Instrument, mittels dessen er seine
tritt, findet er ein tolles Gewirr von scheinbar eigene Weisen herausholt. Die roten Teppiche
gestaltlosen Streifen vor sich, deren Formen auf den Vorlesungen in der Moschee bieten
nichts, geschweige denn den Dingen, die sie dar- uns eine Farbenpracht, die neben jener der
stellen, entsprechen. Was für ein starkes Emp- venezianischen Renaissance sich halten wird,
finden, welch sicheres Gefühl, wie ungeheuer Auf dem Sonnenuntergang in Luxor haben wir
überragendes Können gehört dazu, um so arbei- eine violettbläuliche, helle Dämmerungsstim-
ten zu können! um zu wissen, ohne es sehen mung, die geradezu berückend ist. Es sind
zu können, wie diese Striche und Flecken wir- alles so rechte „Malerei"-Bilder, und darum
ken! Denn bei der Arbeit selbst konnte der läßt sich wenig über sie mit dürren Worten
Künstler die Wirkung nicht sehen, da er alle sagen. Der prachtvollen Beobachtung, die sich
die Bilder vor der Natur und im Flug gemalt hat. in den Bewegungen von Menschen und Tieren
Die unbeschreibliche Farbigkeit, das schrei- zeigt, möchte ich aber noch gedenken,
ende Licht Aegyptens hat Meister Slevogt mit Lassen sich die Bilder nicht beschreiben, so
sicherem Gefühl herausempfunden, und eine lassen sie sich dieses Mal leider auch nicht an-
Sinfonie von Glanz und Farbe und Licht hat nähernd vollgültig klischieren. Ohne die Farbe
er uns von dort mitgebracht. Das Auge fühlt erscheint die Technik nicht nur aufdringlich,
wahrhaftig vor diesen Bildern etwas von der sie entstellt oft geradezu. Aber die Leser dieser
Ermüdung des Blendens, die es vor der wirk- Zeitschrift haben die Erfahrung, die ihnen zu
liehen Natur erleiden würde. Hilfe kommt, und so durften wir es wagen, ihnen
Mit dem Stil, der meisterhaften Technik gibt diese Bilder in Schwarzweiß vorzuführen.
MAX SLEVOGT VOR EINEM KAFFEEHAUS IN KAIRO
Mit Erlaubnis von Bruno Cassirer, Berlin
Die Kunst für Alle XXX. 385 49