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Die Kunst für alle: Malerei, Plastik, Graphik, Architektur — 30.1914-1915

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Voll, Karl; Daumier, Honoré [Ill.]: Honoré Daumiers Kunst im Dienste der politischen Karikatur
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https://doi.org/10.11588/diglit.13093#0419

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HONORE DAUMIER

DIES HAT SIE ALLE GETÖTET!

Aas ,,Album da Siege"

oder wohl auch amüsieren, reißt uns Daumier
mit, allerdings nicht gegen Deutschland, aber
hinauf in die Region freier Kunst, wo es keine
Parteien und Nationalitäten, sondern nur die
erhebende Menschlichkeit und das überwäl-
tigende Pathos gibt.

Schon das erste der leider nur wenigen
Blätter von Daumier, die man in das Album
du siege aufgenommen hat, ist von einer un-
geheuren Leidenschaftlichkeit der Sprache
(Abb. S. 388). Eine jener edlen, etwas antiki-
sierend gekleideten Matronen, die Daumier in
seiner späteren Zeit so gern als Symbol für
Frankreich gebraucht hat, wirft mit gewaltigem
Ruck die Schultern zurück und deutet mit an-
klagender Gebärde auf die Wahlurne für das

allgemeine Wahlrecht und mit unerbittlich
starker Bewegung der anderen Hand, die etwas
Bohrendes an sich hat, weist sie auf die un-
endliche Schar der im Krieg Gefallenen, die
das Schlachtfeld hinter ihr decken. Mit leichter
Variation des bekannten Wortes von Victor
Hugo in „Notre Dame de Paris" steht unter
der Zeichnung der einfache Text: Ceci a tue
cela. Es ist nebenbei bemerkt ein schöner Zug
von Freiheit der Auffassung, daß hier nicht
Deutschland, sondern Napoleon für den Krieg
verantwortlich gemacht wird. Ein sonderbar
gemütlicher und doch bissiger Humor geht
durch die Szene, die der neue Siegeswagen
genannt ist. Zwei Preußen laden französische
Möbel, unter denen die unvermeidliche Pen-

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