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Die Kunst für alle: Malerei, Plastik, Graphik, Architektur — 30.1914-1915

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Seidlitz, Woldemar von: Bode über die deutsche Kunst nach dem Kriege
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https://doi.org/10.11588/diglit.13093#0446

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seren Zweck erreichen können, sondern allein
durch das Festhalten an unserem eigenen Wesen,
wie es sich durch die Jahrhunderte bewährt
und verkörpert hat.

Was Bode als das Bedürfnis nach einem
„Losringen aus den Banden des verkomme-
nen Impressionismus zu stilvollerer Kunst"
bezeichnet, scheint genau dasselbe zu sein,
was Adolf Schinnerer im Vorwort zu der
Ausstellung seiner Gemälde, die vor kurzem
(im Juni) in Nürnberg stattfand, mit den
Worten ausdrückt: „Wir haben lange der
Natur gedient, nun gilt es aus ihrem strengen
Dienst frei zu werden, ohne vor ihr in alte
Zeiten oder ins Nichts zu fliehen: gelingt es
uns, aus der bedingten Farbe wieder eine un-
bedingte zu machen und die relative aufge-
löste Form zu einer absoluten, so werden
wir wieder eine Malerei im Sinne der Alten
haben, eine allen geistigen Menschen ver-
ständliche Sprache".

Wird mit solcher Gesinnung und solchem

Ziel die gewissenhafte Ueberwindung all der
Schwierigkeiten verbunden, welche der künst-
lerischen Verkörperung entgegenstehen, so
brauchen wir uns nicht auf bestimmte Wege
festzulegen, die allein zum Erfolg führen
sollen. Denn wenn es auch im Wesen der
Malerei liegt, daß zu gewissen Zeiten mehr
die Form, zu andern mehr die Farbe betont
wird, so sind beide Begriffe doch nicht von-
einander zu trennen, und es kommt nur dar-
auf an, auf welche Weise der Gefühlsin-
halt einer Zeit am besten zum Ausdruck ge-
bracht wird.

Von diesem Standpunkt aus handelt es
sich bei der Zukunftsfrage nicht um den vor-
übergehenden Kampf einzelner Künstlerpar-
teien, sondern vielmehr um den ewigen Kampf
zwischen Kunst und Nichtkunst, bei dem eben-
sowenig wie bei der Wissenschaft ein Burg-
friede in Frage zu kommen hat. Dies ist, wie
ich mich freue, hier bestätigen zu können,
auch Bodes Meinung.

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