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Die Kunst für alle: Malerei, Plastik, Graphik, Architektur — 30.1914-1915

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Wolf, Georg Jacob: Ausstellung der Münchner Künstlergenossenschaft
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https://doi.org/10.11588/diglit.13093#0448

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lieh, denn viele der ehrwürdigen Häupter der
Genossenschaft haben zugunsten ihrer jüngeren
und jungen Kollegen auf die Teilnahme an der
Ausstellung verzichtet. Damit gab es also
Platz für das „Mittelalter" und den Nachwuchs,
und es regen sich Kräfte, die sonst kaum mit-
sprachen im Gesamtbild der Gruppe. Die
Enge des Raumes bedingte eine sorgfältige
Auslese unter den eingereichten Arbeiten, denn
es konnten deren, da man lose und im guten
Sinn dekorativ hängen wollte, nicht viel mehr
als hundert untergebracht werden. Aus der
Not wurde indessen ganz von selbst eine Tu-
gend, denn es ist einleuchtend, daß bei hun-
dert Bildern auch prozentuell weniger Nieten
anzutreffen sind als bei den dreitausend Ge-
mälden, die alljährlich der Glaspalast schluckte.

Der Gesamteindruck, den die Ausstellung
hinterläßt, ist der einer schönen Wohltem-
periertheit, eines gemäßigten Fortschritts. Es
steckt in allen diesen Arbeiten viel schönes
Können, ein sicheres Eingebautsein in die
gute Tradition, ein hoher Grad malerischer
Kultur, wie man ihn eigentlich nur von Mün-
chen erwarten kann. All diese Leistungen
aufsummiert, zu einem Ganzen gerundet, stel-
len ein ansehnliches Kunstkapital dar, an dem
nur der Mißgelaunte oder Uebelwollende gleich-
gültig vorübergehen wird . . .

Einzelne Leistungen aus dem harmonisch
geschlossenen Ganzen herauszuheben, ist nicht
angebracht. Doch darf man wenigstens auf
die Tatsache hinweisen, daß die Genossen-

schaft in der Person Walther Thors, der
hier mit einem interessant gemalten Bildnis
des Königs Ludwig III. von Bayern und mit
einem seiner delikaten Leutascher Bauern-
mädel-Köpfchen auftritt, einen wertvollen Zu-
wachs erhielt. Man macht sich darüber seine
Gedanken. In kleinen und kleinsten Grüpp-
chen der Münchner Künstlerschaft sind manche
tüchtigen Kräfte und schöpferischen Persön-
lichkeiten tätig, die dort nicht recht zur Gel-
tung kommen können, weil diesen Gruppen
die repräsentative Kraft und die soziale Re-
sonanz fehlt. Denn so sehr diese Sonder-
bünde zur Differenzierung des Münchner Kunst-
lebens — vielleicht sogar der Kunst selbst! —
beitragen: es fehlt ihrem Wirken doch die Durch-
schlagskraft, die nur den großen Gruppen eigen
ist. Nach dem Krieg wird es auch für das
Münchner Kunstleben heißen: Konzentriert
euch! Und da könnte ich mir recht gut den-
ken, daß die kleinen Verbände, ohne sich selbst
aufzugeben, sich den beiden großen, der Ge-
nossenschaft und der Secession, irgendwie
enger angliedern, damit der Gesamteindruck
des Münchner Künstlertums wieder ein ge-
schlossenerer, zugleich ein imposanterer sei.
In dieser Hinsicht erscheint der Anschluß
Thors an die Genossenschaft (sofern er ein
dauernder und endgültiger ist) wie ein Symp-
tom, wie ein gutes Zeichen für die Zukunft.
Als das nehme ich auch die ganze gut besorgte,
sorgfältig vorbereitete und restlos gelungene
kleine Ausstellung. g.j.w.

A.V.MENZEL DER PREUSSISCHE AAR SCHIRMT

DEN REICHSAPFEL >S

Holzschnitt aas den Werken Friedrichs des Großen

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