Die Kunst für alle: Malerei, Plastik, Graphik, Architektur — 30.1914-1915
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https://doi.org/10.11588/diglit.13093#0464
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Wolf, Georg Jacob: Die Sommerausstellung der Münchner Secession
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tendsten Art sind reichlich vertreten, Knirr Rückenakt, Reisers unmotivierte Italienschwär-
z. B. hat einen Strauß voll erblühter weißer merei, die vielleicht nur seiner inbrünstigen
Rosen auf ein prunkendes, tiefes, schweres Liebe zu den Werdenfelser Motiven zum Trotz
Milieu abgestimmt, Nissl hat ein apartes, man- in die Erscheinung tritt—, alles zusammen ein
nigfaltig nuanciertes Weiß auf seinen stillen, bunter Strauß, wie ich sagte, jede Blume von
sehr gepflegten Stilleben stehen, Niestle ver- eigener Art, ein Einzelwesen, in sich selbst
sucht es expressionistisch und Hummel, der geschlossen und doch alle bereit, zu einem
besonders delikate Bilder vorzeigt, und Pie- schönen Ganzen nach Kräften mitzuwirken,
pho fanden, daß man dem Stilleben immer umschlungen von dem gemeinsamen Band der
noch impressionistisch am zweckmäßigsten zu Begeisterung.. .
Leibe geht.. . Der Plastik, die zu der Wirksamkeit des
Solchermaßen schließt sich aus vielen ein- wohlgerundeten Gesamtbildes nicht wenig bei-
zeinen Eindrücken von der Art, wie ich sie trägt, hat man wieder zwei Säle eingeräumt,
hier skizzierte, das Gesamtbild der Ausstel- in denen sie ihr eigenes Leben lebt, völlig
lung. Irgendwo taucht natürlich immer noch der dekorativen Zwecke, zu denen man sie
etwas Vergessenes auf: Hüthers packende, früher gern heranzog, enthoben. Gerstels
sich einbohrende Kunst (Abb. S. 423), Schwal- „Toter Christus" (Abb. S. 427) beherrscht den
bachs weiches, grünlich-barockes Wesen (Abb. Raum: das Problem des liegenden Körpers in
S. 422), Rieths malerisch pikanter weiblicher der plastischen Nachformung erhält hier eine
HANS SCHWEGERLE
Sommeraasstellung der Münchner Secession
431
z. B. hat einen Strauß voll erblühter weißer merei, die vielleicht nur seiner inbrünstigen
Rosen auf ein prunkendes, tiefes, schweres Liebe zu den Werdenfelser Motiven zum Trotz
Milieu abgestimmt, Nissl hat ein apartes, man- in die Erscheinung tritt—, alles zusammen ein
nigfaltig nuanciertes Weiß auf seinen stillen, bunter Strauß, wie ich sagte, jede Blume von
sehr gepflegten Stilleben stehen, Niestle ver- eigener Art, ein Einzelwesen, in sich selbst
sucht es expressionistisch und Hummel, der geschlossen und doch alle bereit, zu einem
besonders delikate Bilder vorzeigt, und Pie- schönen Ganzen nach Kräften mitzuwirken,
pho fanden, daß man dem Stilleben immer umschlungen von dem gemeinsamen Band der
noch impressionistisch am zweckmäßigsten zu Begeisterung.. .
Leibe geht.. . Der Plastik, die zu der Wirksamkeit des
Solchermaßen schließt sich aus vielen ein- wohlgerundeten Gesamtbildes nicht wenig bei-
zeinen Eindrücken von der Art, wie ich sie trägt, hat man wieder zwei Säle eingeräumt,
hier skizzierte, das Gesamtbild der Ausstel- in denen sie ihr eigenes Leben lebt, völlig
lung. Irgendwo taucht natürlich immer noch der dekorativen Zwecke, zu denen man sie
etwas Vergessenes auf: Hüthers packende, früher gern heranzog, enthoben. Gerstels
sich einbohrende Kunst (Abb. S. 423), Schwal- „Toter Christus" (Abb. S. 427) beherrscht den
bachs weiches, grünlich-barockes Wesen (Abb. Raum: das Problem des liegenden Körpers in
S. 422), Rieths malerisch pikanter weiblicher der plastischen Nachformung erhält hier eine
HANS SCHWEGERLE
Sommeraasstellung der Münchner Secession
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