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Die Kunst für alle: Malerei, Plastik, Graphik, Architektur — 51.1935-1936

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Zeeck, Hans: Joachim Utech
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https://doi.org/10.11588/diglit.16483#0024

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ganz großzügiger, ja zuweilen flüchtig erscheinen-
der Form vorgeht und Einzelheiten mehr ahnen
läßt als eigentlich durchbildet. Ziel wird immer
das von innen nach außen Drängende des Körper-
lichen sein, während die Oberflächen trotz aller
durch das Flimmern des Lichts auf den Formen
dieses glitzernden Stoffes hervorgerufenen Reize
mehr Beigaben bleiben. Der Künstler ehrt die Ge-
setze, die dem Material innewohnen: auch in klei-
nen Holzplastiken, die aufstrebender und nicht
weniger klangreich sind. Sie stellen mäßig große,
stehende Mädchengestalten vor. bei denen die
räumliche Begrenzung die schlanken Formen der
zum Werk benutzten Baumstämme immer noch
irgendwie durchfühlen läßt.

Es wird sich kaum von der Hand weisen lassen,
daß der durch eine bodenständige Materialgerecht-
heit erreichte Erdgeruch von Utechs Kunst sich
wesentlich schwächer auswirken würde, wenn die-
ser Plastiker nicht zu denen gehörte, die wieder auf
die uralten Techniken des Steinmetzen und Holz-
schnitzers zurückgegriffen hätten. Utech mußte

noch selbst unter der einseitigen und unzulänglichen
Ausbildung der jungen Bildhauer auf den Akade-
mien leiden, wo man die Schüler viel in Gips for-
men ließ und sich um die eigentliche Gestaltungs-
weise aus dem Sinn des Materials heraus kaum
kümmerte. Eine Versündigung am Wesen der
Kunst. Denn dieses ist Geist und. wie Utech das
einmal aussprach, eine besondere Art, die Umwelt
zu erfassen. Deshalb kann sie auch niemals Nach-
ahmung sein, weil das Gefühl nicht aus irgend-
einem Bruchstück kommt, das abgebildet wird, son-
dern aus der Gesamtheit aller uns umgebenden
Dinge und alles Lebendigen in uns strömt. So wird
es auch nach der gelegentlichen Bemerkung eines
geistreichen Betrachters in der Kunst immer weni-
ger auf die einzelnen Teile, als auf die Verbindung
zwischen ihnen und auf die Kraft des Verbindens
ankommen. Wer von diesem Standpunkt aus an
das Werk des Bildhauers Utech herantritt, wird
von der Gültigkeit seines Schaffens für die schöp-
ferische Erneuerung der deutschen Kunst über-
zeugt sein.

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