Die Kunst für alle: Malerei, Plastik, Graphik, Architektur (51.1935-1936)

Conrad Reinherz. Waldweg

Conrad Reinherz

Conrad Reinherz ist als Sohn eines Dekorations-
malers in Breslau gehören und hat erst nach länge-
ren Wanderjähren im Ausland die Malerei als Be-
ruf ergriffen. Er kam nach München zu dem Land-
schaftsmaler Richard Zimmermann und schloß sich
dann sehr enge an den Freundschaftskreis um Wil-
helm Diez. Wenglein, Lier, Mayr-Graz, Leibi an,
durch den auch seine künstlerische Richtung be-
stimmt wurde. Er spielte als Mitbegründer der
Allotria und als Verwandter alter, führender
Münchner Familien auch in der Gesellschaft eine
Rolle. Von seinem persönlichen Ansehen zeugen
schon die Bildnisse, die seine Freunde W. Diez und
der Bildhauer Rümann von ihm hinterlassen haben
und die in der Gedächtnisausstellung im Kunst-
verein München vor einiger Zeit zu sehen waren.
Als Maler wandte Reinherz seine ganze Sym-
pathie der Lnscheinbarkeit kleiner Landschafts-
motive zu, die nur das empfindsame Malerauge

entdeckt. Seine Palette war um einige Schattierun-
gen weicher und westlicher als die seiner Münchner
Freunde, und er wahrte sich innerhalb des damali-
gen reichen Münchner Künstlerkreises in seinem
bescheiden begrenzten Gebiet seine eigene Note.
In dem Bildchen von den alten Kadettengebäuden,
deren Grund jetzt von dem Justizpalast eingenom-
men wird, zeigt sich besonders, mit welchem in-
timen Interesse Reinherz seine Umgebung zu beob-
achten wußte. Sein Lieblingsthema waren aber die
Bäume, Eichen, Buchen, Weiden in grünen Wie-
sen, am Wasser oder im Moor, die er in früheren
Jahren noch mit einem gewissen Pathos, später aber
mehr um ihres verschiedenen tonigen Grüns willen
malte. Auch das Spiegeln des Wassers, stille Wei-
her am Abend, Seeufer, schattige Gründe mit Müh-
len und rauschenden Bächen, Kanäle, weite Ebe-
nen, neblige Bergtäler, gelbe Ahrenfelder vor dem
Himmel, Wiesen. Waldstege, Sandgruben. Schluch-

Kuast f. Alle, Jahrg. 51, Heft 10, Tu'i 1930

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