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Die Kunst für alle: Malerei, Plastik, Graphik, Architektur — 51.1935-1936

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Schönborn, E. A. C.: Die Olympische Kunstausstellung
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https://doi.org/10.11588/diglit.16483#0315

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Albert Janesch, Wien. Wassersport

Olympische Kunstausstellung, Berlin

Die Olympische Kunstausstellung. Von E. A. c. Schönborn

Als nach dem Weltkriege der gewaltige Vormarsch
des Sports einsetzte, hat irgend jemand einmal das
Wort von der ..Bizepskultur1' geprägt. Das schnell
dahingeworf ene Wort enthielt eine Ablehnung, die
vielleicht einer gewissen Überheblichkeit, vielleicht
aber auch nur einer allzu geringen Kenntnis vom
wirklichen Wesen des Sports entsprang. Schon ein
Blick in das Altertum hätte den Sprecher nachdenk-
lich machen müssen. Fast alle erhalten gebliebenen
Kunstwerke aus der griechischen Blütezeit stellen
Vertreter oder Vorgänge aus dem Bereiche der ge-
schmähten Bizepskultur dar.

Es ist zuzugeben, daß die moderne Entwicklung der
Leibesübungen, wie sie vornehmlich im sportlichen
Leben zum Ausdruck kommt, nicht gerade immer
im engsten Zusammenhang mit dem Begriff Kultur
steht, daß es Auswüchse gibt, die verstimmen und
abstoßen. Aber diese Auswüchse und Mängel haf-
ten schließlich jeder Bewegung an. Auch im Kunst-
leben gibt es Auswüchse, aber niemand wird sie

zum Anlaß nehmen, um deshalb die gesamte Kunst
zu verdammen.

Es besteht auch kein Gegensatz zwischen Sport und
Kunst, so wenig, wie es einen Gegensatz von Kör-
per und Geist gibt. Beide gehören zusammen, eines
sollte das andere ergänzen und zu einer schönen
Einheit formen, wie das klassische Altertum der
Hellenen es anstrebte.

Der Schöpfer der modernen Olvmpischen Spiele,
der Franzose Baron Pierre de Coubertin hat seine
Aufgabe in diesem Sinne gesehen. Ihm galt von
Anfang an nicht der Bekord als das erstrebenswerte
Ziel, sondern die Verknüpfung von geistiger Hal-
tung mit körperlicher Leistung. Wenn seine Haupt-
sorge auch zunächst den Leibesübungen zugewandt
erscheint, so ergibt sich das aus der A'ernachlässi-
gung, die eine frühere Epoche diesem Gebiet ganz
allgemein hatte zuteil werden lassen.
Aber schon die äußere Form, die Coubertin den
I. Olympischen Spielen zu Athen im Jahre 1896

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