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Die Kunst für alle: Malerei, Plastik, Graphik, Architektur — 51.1935-1936

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Vom Werden der Kunstsammlungen
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https://doi.org/10.11588/diglit.16483#0285

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Vom Werden der Kunstsammlungen*)

Was uns heute selbstverständlich erscheint, daß der nardo, später einem Michelangelo und Raffael in
Staat Kunstsammlungen unterhält, die jedem Be- ihrer Jugend wie auch ihren Mäzenen an Anregun-
sucher offenstehen, ist eine Errungenschaft erst des gen zu Gebote stand und auch davon, daß dies gar
19. Jahrhunderts. Wohl gab es schon früher Ein- nicht so verschieden war von dem, was heute die
richtungen, die nebenbei viel von dem boten, was Sammlungen bieten. Die "Offizien und einige zu-
wir heute in den Sammlungen vorfinden, und dies gängliche Paläste ergänzen freilich dies Bild, aber
spricht schließlich auch für die Notwendigkeit die- noch sind Fresken der früheren Jahrhunderte an
ser modernen Einrichtungen. Im Mittelalter, na- dem alten Platze, wo sie Michelangelo als Knabe
mentlich in den letzten Jahrhunderten desselben, kopiert hat. Die Ausstattung der Kirchen der Ba-
dienten die Kirchen als Sammelstätten der Kunst- rockzeit war in der Regel einheitlicher, und sie gli-
schöpfungen vieler Stilepochen. Ein Beispiel dafür chen insofern unseren Museen weniger; ständige
bietet heute noch Nürnberg, wo besonders in St. Se- Anregung für Künstler und kunsthungrige Laien
bald und St. Lorenz ein großer Teil der erhaltenen werden auch sie geboten haben. Das war aber nur
Kunstwerke des 15. bis 16. Jahrhunderts, meist noch in den Gebieten, die der alten Kirche treu geblieben
am ursprünglichen Orte aufgestellt, zu genießen waren, der Fall. Große Teile des deutschen Sprach-
und zu studieren ist. Ähnlich verhält es sich wie be- gebietes besaßen seit dem 16. Jahrhundert bis zum
kannt in Florenz. Auch hier kann man sich in den 19. Jahrhundert so viel wie keine Stätten, in denen
alten Kirchen, namentlich denen der Bettelorden, auch nur annähernd in dem Ausmaß wie im Mit-
eine Vorstellung davon machen, was einem Lio- telalter und in heutiger Zeit Anregung und Genuß
")Aus „Kunstsammlungen, Kunstwissenschaft und Knnstunterrichr'. der Bildkunst ZU findeil war.

Von Prof. Dr. Heinrich Alfred Schinid (Kektoratsprogramm der L'ni- o c i n r 11

versität Basel .955). Basel 193G, Verlag Heilung * Lichtenhain). Die großen Sammlungen Europas sind fast alle aus

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