Galerie Niereiidorf, Berlin
Ernst Thoms. Landschaft mit Kühen
Berliner Nachlese
Die schöne Gewißheit, vertraut gewordenen Kunst- schauer schätzt diese Möglichkeit, mit werdender
werken in einer öffentlichen Galerie zu guter Kunst in engere Berührung zu kommen, er erlebt
Stunde und am gleichen Ort wieder begegnen zu dieses Werden auch noch im schnellen Wechsel des
können, sie fehlt dem verstreuten Ausstellungs- Tempos, muß freilich auch ein früheres Scheiden
wesen der Großstadt. Naturgemäß hoffen da, zu in Kauf nehmen. Aus dem Zug der Zeit halten wir
jeder Zeit und gleichberechtigt, andere Schaffende, hier ein paar interessante Werke fest, denen man
freiwerdende Plätze ihrer \ orgänger einnehmen gern wieder begegnen wird: freilich knüpft sich
und mit ihren Werken vor die Öffentlichkeit treten daran das Bedauern, daß der Rückblick auf diese
zu dürfen: wohl ihnen, wenn das gelingt, denn sol- kleine Auswahl beschränkt und recht vieles, das
ches Erscheinen, wenn auch in kleinerem Kreise, uns in den Berliner Vorführungen erfreute, ver-
gibt ihnen die Möglichkeit einer intimeren Wir- mißt werden muß.
kung, als wenn sie in den großen Jahresrevuen den Überall, wo heute Kunst gezeigt wird, besonders
Kampf mit vielfältiger Nachbarschaft aufzuneh- aber, wenn man in Sonderausstellungen den ein-
men haben. Die Vorführung in den privaten Kunst- zelnen Künstlern in Einzelheiten nachgehen kann,
salons — deren mehrere in Berlin unter kunstver- wiederholt sich der gleiche Eindruck, daß zwischen
ständiger Leitung blühen — kommt also einer den Schaffenden eine technische Konvention, eine
,persönlichen Vorstellung"" gleich. Auch der Be- zunächst nur sie allein angehende Aufgabenstel-
Kunst f. Alle. Jahre. 51, Heft 6. Mai 193C
193
Ernst Thoms. Landschaft mit Kühen
Berliner Nachlese
Die schöne Gewißheit, vertraut gewordenen Kunst- schauer schätzt diese Möglichkeit, mit werdender
werken in einer öffentlichen Galerie zu guter Kunst in engere Berührung zu kommen, er erlebt
Stunde und am gleichen Ort wieder begegnen zu dieses Werden auch noch im schnellen Wechsel des
können, sie fehlt dem verstreuten Ausstellungs- Tempos, muß freilich auch ein früheres Scheiden
wesen der Großstadt. Naturgemäß hoffen da, zu in Kauf nehmen. Aus dem Zug der Zeit halten wir
jeder Zeit und gleichberechtigt, andere Schaffende, hier ein paar interessante Werke fest, denen man
freiwerdende Plätze ihrer \ orgänger einnehmen gern wieder begegnen wird: freilich knüpft sich
und mit ihren Werken vor die Öffentlichkeit treten daran das Bedauern, daß der Rückblick auf diese
zu dürfen: wohl ihnen, wenn das gelingt, denn sol- kleine Auswahl beschränkt und recht vieles, das
ches Erscheinen, wenn auch in kleinerem Kreise, uns in den Berliner Vorführungen erfreute, ver-
gibt ihnen die Möglichkeit einer intimeren Wir- mißt werden muß.
kung, als wenn sie in den großen Jahresrevuen den Überall, wo heute Kunst gezeigt wird, besonders
Kampf mit vielfältiger Nachbarschaft aufzuneh- aber, wenn man in Sonderausstellungen den ein-
men haben. Die Vorführung in den privaten Kunst- zelnen Künstlern in Einzelheiten nachgehen kann,
salons — deren mehrere in Berlin unter kunstver- wiederholt sich der gleiche Eindruck, daß zwischen
ständiger Leitung blühen — kommt also einer den Schaffenden eine technische Konvention, eine
,persönlichen Vorstellung"" gleich. Auch der Be- zunächst nur sie allein angehende Aufgabenstel-
Kunst f. Alle. Jahre. 51, Heft 6. Mai 193C
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