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Die Kunst für alle: Malerei, Plastik, Graphik, Architektur — 51.1935-1936

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Christoffel, Ulrich: Der Bildhauer Toni Fiedler
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https://doi.org/10.11588/diglit.16483#0194

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Der Bildhauer Toni Fiedler. Von Ulrich Christoffei

Es ist in den letzten Jahren viel darüber geschrieben daß sich das handwerkliche Können nicht etwa auf
und geredet worden, daß die künstlerische Kultur Äußerlichkeiten beschränkt, sondern daß es aus
nur durch eine gründlichere handwerkliche Schu- einer Gesamtauffassung hervorgeht, und daß Le-
lung gesunden könne, und daß man die Schulen von bensbeobachtung und künstlerischer Schaffenstrieb
der künstlerischen Theorie auf die handwerkliche die Quelle der handwerklichen Arbeit bilden. Der
Praxis, die allerdings nie zu trennen sind, umstellen. Künstler unterscheidet sich vom Handwerker immer
die Akademien in Werkstätten verwandeln sollte. dadurch, daß ihm eine bestimmte Lebensanschau-
Ehe aber in dieser Richtung etwas ge-
schehen konnte, hat schon das Leben sel-
ber den empfundenen Mangel behoben
und den "Wunsch der Erzieher erfüllt, in-
dem gerade unter den jungen Künstlern
auffallend viele Talente sich zeigten, denen
Liebe und Interesse zum Handwerk an-
geboren sind und die ihren Beruf auch mit
einer ungewöhnlichen Geschicklichkeit
der Hände, wie sie sonst meist erst durch
Erfahrung gewonnen wird oder sich mehr
bei den Musikern findet, beginnen kön-
nen. Den Schulen bleibt es immer vorbe-
halten, durch lebendige Lehrerpersönlich-
keiten die Jugend aufzuwecken und mit-
zureißen, ihr Aufgaben, Pflichten, Ziele
zu geben, aber sie werden kaum je durch
Methoden Talente hervorbringen können,
die nicht vorhanden sind. Da greift dann
die Xatur selber ein und sorgt für den
Ausgleich der Kräfte, wenn eine Rich-
tung, die formale, zu Ende ist und eine
andere, die handwerkliche, zum Bedürfnis
wird. Zu diesen jüngeren Künstlern, „die
am liebsten alles selber machen möchten",
gehört auch der Münchner Bildhauer Toni
Fiedler, der Holz, Stein, Bronze, Zement,
Ton und getriebenes Metall mit derselben
Leichtigkeit behandelt und sich in seinen
Arbeiten mit einer erstaunlichen hand-
werklichen Vielseitigkeit ausdrückenkann.
Eben jetzt ist er mit einem größeren Auf-
trag beschäftigt. Türen und Schränke mit
bildnerischen Schnitzereien zu schmücken,
wozu ihn eine lebendige zeichnerische Be-
obachtung und Erfindung besonders be-
fähigt. Lange ehe er Bildhauer wurde, hat
Fiedler viel und gern gezeichnet, und
seine Blätter spiegeln die Wirklichkeit.
Frauen und Männer aus dem Volke, bei
der Arbeit und in Ruhe, musizierende
Kinder, Charakterfiguren in empfundener
Atmung aller Stellungen undBewegungen
wider, die der Künstler auch aus der Zeich-
nung in das harte, spröde Holz zu über-
tragen vermag. Als eine Besonderheit darf
der Ausdruck der Hände, des Betens, Fal-
tens, Haltens bei beinahe allen seinen Fi-
guren angesehen werden, die in Schnitze-
rei und Stein meist zu den bestgelungenen _ . _. .. _ .. . . _ . .
-i—, , .. „ . . f Toni Fiedler. Rener von einem Grabmal
rormen gehören. Damit ist schon gesagt. „ , ... .. ,

° ob- Ruhpoldinger Marmor, Hohe ca. 1,50 m

Kunst f. Alle. Jahrg. 51, Heft a. Mai 193Ü

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