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Die Kunst für alle: Malerei, Plastik, Graphik, Architektur — 51.1935-1936

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Hildebrandt, Hans: Alfred Lörcher
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https://doi.org/10.11588/diglit.16483#0123

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Alfred Lörcher.

Sitzende männliche Figur

Alfred Lörcher. Von Hans Hildebrandt

Der Bildhauer Alfred Lörcher. der seit 1916 als
vielgesuchter Lehrer an der Stuttgarter Kunst-
gewerbeschule wirkt und die Keramische Werkstatt
leitet, hat zwei Mappenwerke, ,.Der Grabstein"
und ..Das Grabkreuz aus Stein" herausgegeben.
Veröffentlichungen, deren knapper Text und zahl-
reiche Tafeln zeigen, wie aus den elementaren Kör-
pergrundformen eine erstaunliche Vielgestaltigkeit
gültiger Lösungen sich entwickeln läßt. Ihre Vor-
anstellung geschah nicht, weil in Lörchers Schaffen
das Theoretische und das Lehrhafte eine entschei-
dende Rolle spielen. Denn Lörcher ist vor allem ein
Gestalter. Aber sie sind nach Stoffwahl wie Durch-
führung bezeichnend für den architektonischen Sinn
und für das bewußte, doch auf Phantasie und Emp-
findung ruhende Schaffen dieses Bildhauers, dessen
Plastik kein Liebäugeln mit der Malerei kennt.
Der heute 60jährige Künstler — er ward 1875 in
Stuttgart geboren — zählt zu den ausgeprägtesten,
keinem Mitstrebenden und keiner Richtung ver-
pflichteten Persönlichkeiten der gegenwärtigen deut-

schen Skulptur. Technische Vorstudien an der Stutt-
garter Bronzegießer-Werkstatt, die Lehrjahre in
Rümanns Atelier in München, dem er das sichere
Können und die Beherrschung der Anatomie ver-
dankte, sowie im Bannkreise Adolf Hildebrands, der
ihm das Wissen um die Gesetze bildenden Gestal-
tens schenkte, fruchtbringende Reisen nach Italien
und Frankreich, endlich das Wirken an der Kunst-
gewerbeschule seiner Vaterstadt sind die Marksteine
seines geradlinigen und ruhigen, von steter Arbeit
erfüllten Lebensweges. Jeder Schaffende hält Uni-
schau nach seinen geistigen Ahnen. Lörcher fand
sie unter den architekturnahen Plastikern der etrus-
kischen und der griechisch-archaischen Kunstkultur
mit ihrem dem Elementaren, nicht dem Reichen,
Vielfältigen und Bewegten zugeneigten Bilden. Daß
ihn unter den Malern die schlichte Reinheit Fra
Angelicos anzog,ist charakteristisch für sein eigenes
Wesen, das Anmut mit Strenge zu vereinen weiß.
Lörcher hat sich in kluger Selbstbescheidung nie-
mals größere Aufgaben gestellt, als er jeweils auf

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