Georg Kolbe. Selbstbildnis. 1934
dende Rolle der höchsten Instanz zugewiesen und ein zufälliges Gnadengeschenk, sondern im wesent-
gesichert. liehen eine innere, nach außen leuchtende Eigen-
Diesem Kolbeschen Willen genügt es nicht, im schaft. die man auch Geklärtheit, Anmut oder Hai-
Körperlichen sich etwa nur mit sportlicher Auto- tung nennen könnte, und von ihr gilt das faustische
matik eins zu wissen, er verlangt zugleich auch Wort: erwirb sie, um sie zu besitzen! Nur solcher
einen vom Geist erworbenen Körper: der Geist soll Besitz, will es mir scheinen, reizt Kolbe zur künst-
den Körper his zu einer Grenze gebildet haben, an lerischen Darstellung und gibt seinen Gestalten
der umgekehrt wieder er selbst durch den Körper ihre typische, sieghafte Gelassenheit,
von seiner eigenen Last befreit werden kann. Bei- Wenn somit die von Kolbe geformten Körper Hal-
der Gleichgewicht hält der Wille, und das Ergebnis tung beweisen, so ist sie weder der Ausdruck eines
■— nicht etwa der Urzustand — ist dann jene „Na- körperlichen Zustandes allein, noch der einer gei-
türlichkeit", die hei Kolbe keinen Zufall mehr stigen Überordnung, sondern eben körperliche Be-
kennt. Natürlichkeit in diesem Sinne ist also nicht reitschaft und geistige Balance zugleich, und beide
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dende Rolle der höchsten Instanz zugewiesen und ein zufälliges Gnadengeschenk, sondern im wesent-
gesichert. liehen eine innere, nach außen leuchtende Eigen-
Diesem Kolbeschen Willen genügt es nicht, im schaft. die man auch Geklärtheit, Anmut oder Hai-
Körperlichen sich etwa nur mit sportlicher Auto- tung nennen könnte, und von ihr gilt das faustische
matik eins zu wissen, er verlangt zugleich auch Wort: erwirb sie, um sie zu besitzen! Nur solcher
einen vom Geist erworbenen Körper: der Geist soll Besitz, will es mir scheinen, reizt Kolbe zur künst-
den Körper his zu einer Grenze gebildet haben, an lerischen Darstellung und gibt seinen Gestalten
der umgekehrt wieder er selbst durch den Körper ihre typische, sieghafte Gelassenheit,
von seiner eigenen Last befreit werden kann. Bei- Wenn somit die von Kolbe geformten Körper Hal-
der Gleichgewicht hält der Wille, und das Ergebnis tung beweisen, so ist sie weder der Ausdruck eines
■— nicht etwa der Urzustand — ist dann jene „Na- körperlichen Zustandes allein, noch der einer gei-
türlichkeit", die hei Kolbe keinen Zufall mehr stigen Überordnung, sondern eben körperliche Be-
kennt. Natürlichkeit in diesem Sinne ist also nicht reitschaft und geistige Balance zugleich, und beide
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