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Die Kunst für alle: Malerei, Plastik, Graphik, Architektur — 51.1935-1936

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Pels-Leusden, Hans: Theo Champion
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https://doi.org/10.11588/diglit.16483#0228

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Theo Champion. Straße am Morgen

Foto Hehmke- Winterer, Düsseldorf

Anlehnung an den Stil des Franzosen Rousseau, die
zu einem Manierismus hätte führen können, ist
heute uberwunden. Auch die manchmal allzu be-
tonte Stilisierung der Naturformen, besonders der
Bäume, in den früheren Bildern, trifft man in den
neueren Bildern nicht mehr an. Wenn man früher
noch hin und wieder eine gewisse Starrheit des
Bildgerüsts feststellen konnte, so muß man jetzt als
besonderen A'orzug die Gelöstheit und Lebendigkeit
des Bildganzen hervorheben.

Die Bilder dieses Idyllikers sind weltabgeschieden.
Sie entstehen fernab von der Unruhe des modernen
Lebens und sind von tiefer Andacht vor der Natur
erfüllt. Die Welt dieses Malerphilosophen ist be-
schaulich und beglückend unbeschwert. Freudig be-
jaht er das Dasein. — Außer den weiten nieder-
rheinischen Landschaften, in denen nur selten der
Rhein sichtbar wird, malt Champion vornehmlich
Straßen, Tennisplätze. Bahnübergänge. Höfe. Gär-
ten, kurz alles, was sich seinem Auge darbietet. Es
scheint beinahe gleichgültig zu sein, welches Motiv

er wählt. Blicke über einfache Dächer und rau-
chende Schornsteine, schmutzige Höfe und archi-
tektonisch häßliche Häuserblocks verwandelt sein
Pinsel zu Stätten der Anmut und Intimität. Eine
entzückende, liebliche Stimmung, die Quintessenz
eines reinen und verhalten schwärmerischen Emp-
findens, entkleidet die Dinge ihrer Häßlichkeit. Sie
unterscheidet Champion vorteilhaft von der Kälte
und Nüchternheit der Maler der neuen Sachlich-
keit, mit denen er häufig zusammen genannt wird.
Seine Art ist anheimelnd und dem Empfinden leicht
zugänglich. — In den Landschaften Champions
nimmt der Himmel meist drei Viertel der Bild-
fläche ein. Es ist merkwürdig, wie intensiv man
vor diesen kleinen Landschaften die Majestät des
Raums erlebt. Der Himmel ist meist wenig be-
wölkt. Er scheint leicht hingestrichen und gibt
einem doch ein Gefühl der Unendlichkeit. Im Bild-
vordergrund eilt oft ein einzelner Mensch unauf-
fällig seines Weges, gleich einem kleinen Punkt im
Weltall, eine Frau schiebt einen Kinderwagen, ein

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