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Die Kunst für alle: Malerei, Plastik, Graphik, Architektur — 51.1935-1936

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Schwarz, Georg: Hugo Troendle
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https://doi.org/10.11588/diglit.16483#0238

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dem oder abgleitendem Kahn, dem hochaufgereck-
ten Fährmann mit der Stange und seiner symboli-
schen Lebensfracht im Schiff, die sich vom lichten
ans dunkle, jenseitige Ufer übersetzen läßt, die
Träumerei des Gleitens auf dem Strom mit aller
Bangnis und Erwartung — sind Lieblingsthemen
des Malers, der nicht müde wird das Landschafts-
bild um München, die Ampergegend und das Inn-
stromland bei Wasserburg kompositionell zu ver-
arbeiten.

Troendle malt die menschliche Gestalt vereinfacht
bis aufs letzte. Ein Notdürftiges an Kleidung
schmiegt sich um die meist kraftvoll gedrungenen,
runden Frauen- und Mädchengestalten — und Kör-
per und Gewandung gehen leicht zu farbiger und
plastischer Einheit zusammen. Auch die Landschaft
hat bei Troendle die einfachste und eindrücklichsto
Form. Horizontallandschaft wirkt bei ihm nie brett-
eben, flach und eintönig; sondern plastisch gestaf-
felt und gebaut erheben sich über- und hinterein-
ander die Blickebenen, jeweils belebt und verleben-
digt durch Gruppen von Tier- und Menschenge-
stalten.

Viel sind der Motive, die Troendle am Herzen lie-
gen. In . ständiger, schöpferischer Formwandlung
wieder kommen: Die Einkehrer in der Garten-
schenke. Drei, vier Gestalten um einen Tisch vor
der Schenke, Bäume, Flußlandschaft im Mittel-
grund, heiterer Himmel, gelöstes Leben, Freude,
Behagen.

Badende Mädchen, badende Mütter mit ihren Kin-
dern im Fluß äußern ungehemmt elementare Ver-
bundenheit mit Wasser, Luft und Erde.
Boßbuben, die in die Schwemme reiten, Schiffzie-
her am Kanal, peitschende Fuhrknechte und Aben-
teurer, Auswanderer, die nächtlich einen phantasti-
schen Planwagen begleiten, stehen als Äußerungen
urtümlicher Lebenskraft und heftigen Daseinswil-
lens daneben; und alles das nicht in schreienden,
grellen Farben, sondern in gedeckten Tönen, der
Farbe des Traums, die vom Lichte wehmütiger Er-
innerung, schwindender Sonne, zehrt, hingehaucht
und gezaubert, hingesungen wie gedämpfte Me-
lodie.

Das Bild mit den „Wartenden Kindern auf der
Bank", das die Münchner Staatsgalerie erworben

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