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Die Kunst für alle: Malerei, Plastik, Graphik, Architektur — 51.1935-1936

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Christoffel, Ulrich: Zur großen Münchener Kunstausstellung 1936
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https://doi.org/10.11588/diglit.16483#0280

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hing des Glasdaches Genüge getan,
so daß die Landschaften und Figuren,

die von Malern der verschiedensten ^^^M^^^^
Herkunft und Auffassung stammen,
im Ton aufeinander abgestimmt
und von einer gleichmäßig temperier-
ten Ateliersachlichkeit umgeben er- J
scheinen. Hier hängen in lockerer H
Reihung die ländliche Idylle „Ernte- I
zeit" von Werner Paul Schmidt der

die sympathische Stillebenhaftigkeit _

des Malerischen mit einem auf bau- f
enden, ordnenden Gedanken der Kom-

Position verbindet, dann eine fränki- ■ I

sehe Flußlandschaft von C. O. Müller JuF
und eine Madonna des Vorsitzen- W ■- J&m

den der Künstlergenossenschaft, j \ %

Paul Rosner, weiterhin zwischen still-
romantischen Landschaften von Step-
pes, Röhm, Stahl, Heinsdorff, Flügel,
Henning die innerlich bewegten,
schattenhaften Kompositionen von
Oswald Poetzelberger, die Landschaft
von der Reichsautobahn von Panizza,

ein überlegt durchgearbeiteter„Mor- Wr^^\
gen im Altmühltal" von Adolf Jutz, \
die kühl-weite Tauwetterlandschaft
von Walter Rose, die wandbildhaf-
ten singenden Engel von Julius Hü-
ther, die dämmernden, stimmungs-
haften,winterlichenBerglandscbaften
von C. Th. Protzen und H. Protzen-
Kundmüller und schließlich die
eigentümlich blühenden Bilder von
Walther Teutsch, Obsternte und Wei-
dende Pferde, in denen die stilvoll

empfundene, einfache Natur zu duf- . _ '___,

tigen Tönen und Farben erwacht.

Die malerische Schönheit beruht Walter von Ruckteschell. Hindenburg

nicht allein auf der Schlichtheit Große MOnchener Kunstausstellung 1936

und Selbstbescheidung des Künstlers,
sondern auf der Tiefe der farbigen

Strömung, die er in der verschlossenen Fläche er- werden, oder ein Blatt von Rolf v. Hoerschelmann
weckt. Besonders in den Aquarellen und Zeichnun- mit silbrigen Bäumen vor blauem Himmel, eine
gen, die in der Ausstellung in vielen schönen Blät- eigenartig feingetönte Stadtansicht von München
tern vertreten sind und daher einen Anziehungs- von Anton Sailer, die linear durchmaserten
punkt bilden, neigen die Künstler dazu, durch Ent- Schwarzwaldlandschaften von Fritz Faiß und die
Spannung der Bildkräfte diese reine Empfindung großen Chiemgauphantasien von Willi Geiger, in
und Lösung des Malerischen in Wirkung zu setzen denen blinkende Seefläche, grüne Ebenen, Berg-
und den Lrstoff des Tonigen und Farbigen darzu- züge, Weiträumigkeit, dunstige W olken mit klarer
stellen. Unter den Zeichnungen kann auf die Baum- bildnerischer Kraft zusammengefaßt sind. Es mag
landschaften von Franz Doli verwiesen werden, in nicht immer leicht sein, den unberührten Hauch
denen die lebendige Sprache der Kronen und Zweige dieser Aquarelle und Zeichnungen festzuhalten und
den Zugang zur Lichterscheinung des Ganzen er- auf die größeren Bilder zu übertragen, der Gelöst-
öffnet, oder auf die altmeisterlich sauberen Blätter heit die Gestaltung entgegenzusetzen und die Land-
von Burkart, die schleierig aus tonigem Licht ge- schaft zur figuralen schöpferischen Komposition
wobenen Bauernmädchen von G. J. Buchner. die zu erheben, und so erfreulich das Verweilen bei den
Feinstiftblätter von Eugen Kirchner, und unter den Zeichnungen und Aquarellen bleibt, so sehr wird
Aquarellen sind es die Landschaften von Florian auch das Zurücktreten der durchgearbeiteten, vom
Bosch, Heubner. Müller-Schnuttenbach, Sieck, menschlichen Körper getragenen Bildkomposition
Meindl, Dora Brandenburg-Polster, Püttner, die empfunden.

von bewegt farbigem und flüssigem Licht erfüllt Die Reibung der Säle folgt im allgemeinen dem

Kunst f. Alle. Jahrg. äl, Heft 11, Auzust 19SG

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