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Die Kunst für alle: Malerei, Plastik, Graphik, Architektur — 51.1935-1936

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Hellwag, Fritz: Umbau und Neuordnung der Nationalgalerie
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Graichen, A.: Ludwig von Hofmann
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https://doi.org/10.11588/diglit.16483#0303

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Francesco Guardi. Das Sprechzimmer im Frauenkloster

Aus dem neuen Museum des Setlecento in Venedig, Palazzo Rezzonico

als Zentrum der Museumsinsel für Hörsäle usw. ge-
plant, und nach seinem Tode verwendete man
..pietätvoll" eine königliche Handskizze des Äußeren
nun für einen „Museumsbäu", in dem man dem In-
neren eine recht erquälte, anders zweckbestimmte
Einteilung gab. Tschudi und Justi hatten dem Erd-
geschoß durch Umbau bereits eine erträgliche Ge-
stalt gegeben, aber im ersten Obergeschoß ragten
immer noch die beiden riesigen, ehedem als mäch-
tige Aula gedachten, sogenannten ..Corneliussäle"
hoch empor und bedeuteten für Einzelwerke bil-
dender Kunst einen glatten „Todschlag". Da hat
nun Hanfstaengl in erträglicher Höhe opakgläserne
Decken eingezogen, den "Wänden helle Tönung ge-
geben und Parkettböden gelegt. Das falsche Pathos
ist geschwunden, zwei große, lichte, richtige Mu-
seumssäle sind geschaffen worden.
In diesen sind nun einmal Feuerbach und Böcklin,
dann Thoma und Marees zusammen ausgestellt.
Feuerbach wirkt einfacher und veredelt. Böcklin
moderner und weniger transparent, Marees über-
raschend frei und klar — ein sehr schönes Selbst-
porträt ist hinzugekommen —, nur Thoma bekommt
die Weiträumigkeit nicht besonders gut, seine „Seele
zerflattert", wenn man so sagen darf, und einige
Mängel der Zeichnung treten stärker hervor. In den
Umgängen kommt Menzel, gereinigt und zum Teil
neu gerahmt, sehr zur Geltung, die Abteilung Fer-
dinand von Bavski, vermehrt durch eine große Land-

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schaft und ein männliches Porträt, stellt diesen feinen
Künstler gebührend heraus: dann sieht man in zwei
langgestreckten Sälen die Ausländer würdig vereint,
ferner eine kleine Sammlung Leibi, die schon ins
Kronprinzenpalais hinüberweist; Über ein paar ältere
Xischenplastiken des Vorraums sieht man immer
noch scheu hinweg, um dann im Vestibül des oberen
Stockwerks durch eine schöne Aufstellung von Scha-
dow und Bauch entschädigt zu werden. Hier be-
herrscht dann die Kunst der ersten Hälfte des
19. Jahrhunderts das Feld, von den Nazarenern über
Bunge, Carus, Kersting zuFriedrich (ausgezeichnet),
Olivier zu Schinkel und den Spätromantikern; neu
erlebt man Blechen und Wasmann, und es folgen
Alfred Bethel, mit einem wundervollen Bildnis
der Mutter als Neuerwerbung, dann am anderen
Ende des Bundgangs die: J. M. von Bohden (neu
eine italienische Landschaft), Schick, Carstens,
J. A. Koch und wer von den „deutschen Italienern"
zu ihnen gehört. Im unteren Stockwerk sind die
Künstler der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts
gut und übersichtlich gruppiert nach Ländern,
Nord- und Süddeutsche usw., und auch hier revi-
diert man mit Genuß sein Urteil über manchen
Künstler.

Die stattliche Zahl guter Neuerwerbungen Hanf-
staengls ist nun jeweils eingeordnet und man er-
kennt, wie gut sie den Gesamtbestand ergänzen.

F. II.
 
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