Anton Lamprecht. Wasserburg am Inn
seinem Werke neben den Blumenstilleben und den
übrigen Landschaften einen breiten Raum ein. Wie
die meisten heutigen Künstler wird er von dem sport-
lichen Winter der Berge, Skifelder, blaue Schatten
und Sonnengenießer, nur wenig gefesselt und liebt
vielmehr den Alltagswinter auf den Feldern und in
den Städten, der seine Schneefetzen sorglos auf
Dächern und Wegrändern liegen läßt und im März
von der schweren braunen Erde und von der milden
Luft überall zurückgedrängt wird, fn einem be-
sonders schönen Bild schildert er, wie vor einem
Dorfe Eisblöcke aus einem Weiher gefischt und ver-
laden werden und eine blauweißgrünliche Feuchte
und Kälte Erde, Himmel, Häuser und Menschen
einhüllen und malerisch farbig zu der einen Emp-
findung eines Wintertages verdichten, fn einem
anderen Bilde wiederum steht ein grünliches Haus
in einer beschneiten, öden Einsamkeit, die in der
Tiefe von einem tiefblauen Streifen gegen den
Himmel begrenzt wird. Kahle graue Bäume stehen
in der hellen Luft. Durch unscheinbare, fast dürftige
Mittel wird der Eindruck eines frischen Wintertages
erweckt und durch die Farben das Prickeln einer
würzigen, klaren Kälte wachgerufen. Die Natur
atmet in vollen Zügen in den Bildern und Farben
von Lamprecht. Dann und wann sind einzelne
seiner Werke in der „Kunst'" schon bekannt gemacht
worden, etwa eine Ansicht aus Nymphenburg, der
schmale Schloßflügel, der den Kanal überwölbt, wo
die tektonisch flächigen und farbig luftigen Werte
sehr eindrucksvoll zusammenwirken, oder ein
schräger Straßenausschnitt von der großen Allee am
Nymphenburger Kanal, wo ebenfalls alle äußerlichen
W irkungen vermieden sind und Farben, Licht, Ge-
bärden zu großer Ruhe gesammelt sind, um auch
Häuser und Bank nur als Natur, als vom Winter
umfangenes stummes malerisches Leben erscheinen
zu lassen, fm vergangenen Frühjahr ist auch die
Kanallandschaft mit den im Dunst verlorenen
Bäumen und der Spiegelung der wie eine Sehne
gespannten Brücke entstanden, die dem Geheimnis
der winterlichen Natur noch näher rückt. Auf dem
eingeschlagenen Wege wird Lamprecht noch manche
Entdeckungen machen und mit seinem leichten und
kräftigen Pinsel der Landschaft, die er gern im Schlaf
und in ihrer Verschlossenheit beobachtet, auch wenn
er nur ihren Luft- und Lichtschleier berührt, noch
manches farbige Rätsel entlocken können.
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seinem Werke neben den Blumenstilleben und den
übrigen Landschaften einen breiten Raum ein. Wie
die meisten heutigen Künstler wird er von dem sport-
lichen Winter der Berge, Skifelder, blaue Schatten
und Sonnengenießer, nur wenig gefesselt und liebt
vielmehr den Alltagswinter auf den Feldern und in
den Städten, der seine Schneefetzen sorglos auf
Dächern und Wegrändern liegen läßt und im März
von der schweren braunen Erde und von der milden
Luft überall zurückgedrängt wird, fn einem be-
sonders schönen Bild schildert er, wie vor einem
Dorfe Eisblöcke aus einem Weiher gefischt und ver-
laden werden und eine blauweißgrünliche Feuchte
und Kälte Erde, Himmel, Häuser und Menschen
einhüllen und malerisch farbig zu der einen Emp-
findung eines Wintertages verdichten, fn einem
anderen Bilde wiederum steht ein grünliches Haus
in einer beschneiten, öden Einsamkeit, die in der
Tiefe von einem tiefblauen Streifen gegen den
Himmel begrenzt wird. Kahle graue Bäume stehen
in der hellen Luft. Durch unscheinbare, fast dürftige
Mittel wird der Eindruck eines frischen Wintertages
erweckt und durch die Farben das Prickeln einer
würzigen, klaren Kälte wachgerufen. Die Natur
atmet in vollen Zügen in den Bildern und Farben
von Lamprecht. Dann und wann sind einzelne
seiner Werke in der „Kunst'" schon bekannt gemacht
worden, etwa eine Ansicht aus Nymphenburg, der
schmale Schloßflügel, der den Kanal überwölbt, wo
die tektonisch flächigen und farbig luftigen Werte
sehr eindrucksvoll zusammenwirken, oder ein
schräger Straßenausschnitt von der großen Allee am
Nymphenburger Kanal, wo ebenfalls alle äußerlichen
W irkungen vermieden sind und Farben, Licht, Ge-
bärden zu großer Ruhe gesammelt sind, um auch
Häuser und Bank nur als Natur, als vom Winter
umfangenes stummes malerisches Leben erscheinen
zu lassen, fm vergangenen Frühjahr ist auch die
Kanallandschaft mit den im Dunst verlorenen
Bäumen und der Spiegelung der wie eine Sehne
gespannten Brücke entstanden, die dem Geheimnis
der winterlichen Natur noch näher rückt. Auf dem
eingeschlagenen Wege wird Lamprecht noch manche
Entdeckungen machen und mit seinem leichten und
kräftigen Pinsel der Landschaft, die er gern im Schlaf
und in ihrer Verschlossenheit beobachtet, auch wenn
er nur ihren Luft- und Lichtschleier berührt, noch
manches farbige Rätsel entlocken können.
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