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Die Kunst für alle: Malerei, Plastik, Graphik, Architektur — 57.1941-1942

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https://doi.org/10.11588/diglit.16490#0043

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HUGO BRUCKMANN t

Der Seniorchef unseres Hauses, Hugo Bruckmann, ist
am 5. September infolge einer Herzlähmung aus dem
Leben geschieden. Als alter Mitkämpfer des Führers,
dem er auch persönlich nahestand, hat er seine Kennt-
nisse und seine Tatkraft vielfach der Öffentlichkeit
zur Verfügung gestellt, und diese seine Verdienste
um das Dritte Reich hat der Führer durch Anord-
nung eines Staatsbegräbnisses geehrt.
Die ganze Schwere des Verlustes, den der Verlag durch
den Tod Hugo Bruckmanns erlitten hat, mag erkennt-
lich werden, wenn man sich des weiten Umfanges
der geistigen und charakterlichen Gaben dieser Per-
sönlichkeit bewußt geworden ist, der für die vielfäl-
tigen Zweige des kulturellen und politischen Lebens
unserer Nation und des Auslandes eine offene Teil-
nahme besaß. Dem Verlag galt seine ganze Neigung
und seine letzte Kraft. Neben der ständigen Verbes-
serung der technischen Leistungsfähigkeit, lag Llugo
Bruckmann vor allem die Bewahrung und Steigerung
der geistigen Struktur des Verlages am Herzen. Alle
Gebiete der Kunstwissenschaft fanden hier ihre Pflege,
und Veröffentlichungen aller Art, von den kostbarsten
Lieferungswerken bis zu handlichen Darstellungen,
haben Kenntnisse in weiteste Kreise getragen. Archä-
ologie, die Kunst des gesamten Abendlandes, alle Zei-
ten sind gleichmäßig betreut worden, wenn auch be-
stimmte Perioden zeitweilig in den Vordergrund getre-
ten sind. Die Kraft einzelner Persönlichkeiten hat hier
ihren Einfluß geübt, so die Heinrich Wölfflins, mit
dem den Verleger eine herzliche Freundschaft verband.
Es war Hugo Bruckmann ein Bedürfnis mit den Au-
toren in einen Gedankenaustausch zu treten und sie
an der Gastfreundschaft seines von der Gattin und
Mitarbeiterin, Frau Elsa Bruckmann, mit gleichge-

sinnter musischer Fühlung erfüllten Hauses teilneh-
men zu lassen.

Mit der stets aktiven Regsamkeit seines Verstandes
hat Hugo Bruckmann sich von aller Einseitigkeit
ferngehalten und ebenso wie der Kunstgeschichte,
auch der allgemeinen Geschichte, der Kulturgeschichte
und weiten Gebieten des geistigen Lebens seine
Aufmerksamkeit gewidmet. Obenan steht hier sein
Eintreten für das Lebenswerk Houston Stewart
Chamberlains, dessen tiefe Wirkung auf die geistige
Haltung des deutschen Volkes mit ein Verdienst des
Verlegers ist.

Die Zeitschriften des Verlages hat Hugo Bruckmann
mit unermüdlicher Initiative gefördert. Während die
„Kunst für Alle'" schon bestand, gründete er 1897 die
„Dekorative Kunst'', die später mit der älteren Zeit-
schrift zur „Kunst'' vereinigt wurde. Die von München
ausgehende neue kunstgewerbliche Strömung fand,
mit den verwandten Bewegungen im übrigen Reich
und im Ausland, in der „Dekorativen Kunst" weit-
gehende Unterstützung. Mit den meisten Künstlern
stand Hugo Bruckmann in Beziehung, und seinem
Gedächtnis waren die Begegnungen mit Menzel, mit
Böcklin, mit so vielen Meistern der Architektur, Pla-
stik und Malerei eingeprägt — eine unerschöpfliche
Fülle des Ernstes und des Humorvollen aus ver-
gangenem und neuem Kunstleben.
Nur Weniges aus der reichen Wirksamkeit Hugo
Bruckmanns ist hier erwähnt worden, aber schon dies
genügt, ihm ein dauerndes Andenken zu sichern.
Seine Persönlichkeit vereinigte mit der praktischen
Energie des Kaufmannes die tiefe Bildung einer künst-
lerisch empfindenden Natur und den ritterlichen Sinn
eines vornehm einfachen Menschen. Der Verlag
 
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