Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Die Kunst für alle: Malerei, Plastik, Graphik, Architektur — 57.1941-1942

DOI Artikel:
Kroll, Bruno: Philipp Franck
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.16490#0074

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
Foto Edgar Schröder, Berlin

Philipp Franck. Erlen am heiligen See

Im Besitz der Städtischen Galerie, Frankfurt a. M.

rische. Man wirft einen Blick auf die früheren Bil-
der, die noch an den Wänden seines Ateliers in Ber -
lin-Wannsee hängen. Fast scheinen sie bunt gegen
die Einfachheit der Klänge und Rhythmen, die den
heutigen eigen sind, schmutzig gegen die strahlende
Leuchtkraft der jetzigen. Ist es nicht, als habe er
— Franck — diese Bilder der letzten drei, fünf Jahre
mit einem licht-, nein sonnetrunkenen Pinsel wie in
Ekstase heruntergemalt. Mit einem beneidenswerten
jugendlichen Temperament, mit einer Sicherheit des
handwerklichen Vortrages und einer tiefen Weisheit
von den letzten Grundgesetzen künstlerischer Form.
„Heute weiß ich, daß die Zeichnung, die Linie die
Architektur des Bildes bedeutet, die den ganzen Bau
zusammenhält, die Farbe aber die Musik ist, die es
durchklingt." Nun ist ihm Kunst, was aus dem Kopf
in die Hand rutscht. Ist ihm Kunst lebendig gewor-
denes Material. Doch nur, wenn man die Sehnsucht
in sich trägt, etwas von dem genialen Wahn begna-
det ist, aus. Altem etwas Neues zu bauen. So gehört
Wissen nicht allein zu den Grundlagen des echten
Künstlertums. Es gehört Hingabe an die Sache, es
gehört Empfindung und Gefühl dazu: diese beiden

erst sind der Schlüssel zum schöpferischen künstleri-
schen Gestalten.

Der Bereich seiner Motive ist enger geworden — und
reicher zugleich. Sie sind — mit Ausnahme einiger
Bildinhalte, die auf Beisen entstanden sind — ein-
geschlossen in einen engen landschaftlichen Bereich
aus der herrlichen Umgebung im Westen Berlins. Es
liegt nach Potsdam zu, zwischen dem Jungfern- und
Heiligen See. Manches ist auch aus Potsdam selbst ge-
holt. Die Natur ist hier wie ein englischer Garten.
Eigenwillig in der Anlage der Wege, urwüchsig in
der Verwucherung der Anlagen. Die Kiefern, die
sonst meilenweit das Stadtbild umrahmen, sind jun-
gen und alten Weiden, alten und uralten Birken ge-
wichen. Vereinzelt stehen Buchen dazwischen. Eine
weiche, dunstige Atmosphäre steigt aus den zahlrei-
chen Seen, die um die Havel sich bilden. Sie hüllt die
Bäume mit ihrem dunklen Grün der Stämme und
dem zarteren Grün des geschmeidigen Geästs in
einen silbrigen Klang, in eine berückende malerische
Atmosphäre.

Es sind nicht die kleinen stillen, verschwiegenen Seen
des Ostens, die auch bei Tag schlummern, weil die

Kunst für Alle, Jahrg. 57, Heft 2, November 1941

6

41
 
Annotationen