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Die Kunst für alle: Malerei, Plastik, Graphik, Architektur — 57.1941-1942

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Kroll, Bruno: Philipp Franck
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https://doi.org/10.11588/diglit.16490#0075

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Sonnenstrahlen das Wasser, das von hohen Kiefern
umstanden ist, nicht treffen — und die Leistikow in
unvergänglicher Art gemalt hat. Die seinen träumen
nicht so ruhig dahin wie die Seen um die Löcknitz
herum. Die führen auch während der stilleren Tage
der Woche ein von Sonne und leichter Brise beweg-
tes Dasein. Bewegt auch von den schaukelnden, ab-
getakelten Segelbooten der Berliner, die nur zum
Wochenend zu lustigem sportlichem Treiben heraus-
kommen. Mit einem bewundernden, aber auch einem
sehr intelligenten Auge gibt sich Franck diesen be-
zaubernden Eindrücken hin, dem Genuß der weit
sich dehnenden Fläche, den wechselnden Eindrücken
des Atmosphärischen und dem iinglaublich reichen
Spiel des farbigen Lichtes.

Man müßte einmal eine Kunstgeschichte von den
Farben aus schreiben, meinte der Meister bei einem
der letzten Besuche. Darin eine Geschichte des Blau,

des Grün, des Bot usw.; vielleicht wäre man über die
daraus gewonnenen Einsichten über Zusammenhang
von Farbe und den geistigen Werten der Lebenshal-
tung in den verschiedenen Epochen unserer Ge-
schichte recht überrascht.

Es geht dem Künstler also nicht nur um die Dinge
an sich. Es geht ihm um deren Leben, um deren Ver-
halten zu einem heraufsteigenden oder sinkenden
Tag, um deren Verhalten zu Sonne und stürmischer
Wolkenwand. Es geht ihm um das atmosphärische,
ja, um das kosmische Sein, um die tieferen Probleme
des physischen Soseins der Natur. So ist Franck ein
Lyriker, wie Eichendorff es war. Ein Lyriker von
sonnenklarem Auge, das die vertrautesten wie auch
die geheimsten, die flüchtigsten Stimmungen einzu-
fangen weiß: das Verschwiegenste eines frühen
Morgens in dem Gang des Lichtes durch die taufri-
schen Wiesen und die noch schläfrigen Baumkronen.

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