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Die Kunst für alle: Malerei, Plastik, Graphik, Architektur — 57.1941-1942

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Kroll, Bruno: Philipp Franck
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https://doi.org/10.11588/diglit.16490#0076

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Bedeutet Sehen nicht Verstehen? Um zu sehen, muß
man beobachten lernen. Wie das Wasser das Licht
trinkt, es umsetzt; wie Wasser, Himmel, Luft, Baum
und Wiese in dem ewigen Werden von Zeit und
Raum, in aufeinanderfolgenden Zuständen und Zei-
ten, im Frühling und Sommer, im Herbst und im
Winter sich wandeln, von den allerzartesten Reizen
zu elementarer Großartigkeit und so dem Sinnes-
empfinden des Malers Anregungen bietend für immer
andere Rhythmen malerischer Enthüllungen. Da stei-
gert sich das Naturerlebnis zu A isionen, die einen
Anblick leuchtender Schauer erschließen.
Form ist verwandelte Kraft, schreibt Karl Scheffler
in seinem tiefsinnigen Buch „Form als Schicksal".
Form ist verwandelte Kraft jedoch nur bei Größten
im Reiche der Kunst. Den übrigen bleibt Form ein
Problem. Und die meisten leben von dieser Form als

Problem, um schließlich im Alter zu erleben, wie
sehr sie in ihrem künstlerischen Dasein genarrt wor-
den sind. Das Ende ist meist Resignation.
Von Resignation ist hier bei Franck am wenigsten
zu spüren. Sein Pinsel sprüht von jugendlicher Be-
geisterung und leidenschaftlichem Zugriff und be-
wundernder Empfindung. Davon geben selbst die
farblosen V iedergaben einen überzeugenden Begriff.
Das Kostbarste dieser beglückenden Meisterschaft,
die Tiefe, Kühnheit und zugleich die lyrische Verklä-
rung dieser leidenschaftlichen wie sensitiven Pinsel-
schnellschrift, deren Feinheit wie Elementarität unter-
schlagen sie uns. Leider. Vielleicht begreift man erst
vor den Originalen die freudige Zustimmung, die
das Werk in den Herzen der vielen Berliner gefun-
den hat.

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