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Die Kunst für alle: Malerei, Plastik, Graphik, Architektur — 57.1941-1942

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Christoffel, Ulrich: Angelika Kauffmann: zu ihrem 200. Geburtstage
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https://doi.org/10.11588/diglit.16490#0127

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Angelika Kauffmann. Zu ihrem 200. Geburtstage. Von Ulrich Christoffei

Als der Fürstbischof von Chur um die Mitte des malte. Die Verwendung fremder Vorbilder galt seit
18. Jahrhunderts sein Schloß erneuern wollte, ließ dem Aufkommen der Akademien als ein erlaubtes
er den Vorarlberger Maler Joseph Johann Kauffmann und erwünschtes Mittel, und das Wort Nachahmung
aus Schwarzenberg 1740 nach Chur kommen, der wurde im 18. Jahrhundert zur großen Losung für
sich mit seinen 55 Jahren schon den Ruf eines ge- die Künstler. Angelika sah sich hier von allen
schickten Könners erworben hatte. In Chur fand der Grazien des Rokoko umschmeichelt, aber ihr Herz
Maler in Cleophra Lutz, die dem städtischen Bürger- war erfüllt von einer tiefen Sehnsucht nach einer
tum angehörte, seine Lebensgefährtin. Als einziges idealen Kunst, und diese konnte sie nur in Italien
Kind dieser Ehe wurde am 50. Oktober 1741 eine finden. ■

Tochter geboren, die den Namen Angelika erhielt. Der Vater fügte sich von nun an den Wünschen der
Schon nach einem Jahr verließ die kleine Künstler- Tochter. Über Mailand, Parma, Bologna, Florenz
familie die Stadt und zog über die Berge nach dem zog das Künstlerpaar, und überall kopierte Angelika
Veltlin, wo Kauffmann in Morbegno für ein Jahr- in den Galerien die Werke der Correggio, Raffael,
zehnt durch Aufträge festgehalten wurde. Mit sechs Carracci, Reni und Domenichino. Endlich, im Jahre
Jahren zeichnete Angelika, wie ihr
Biograph Rossi berichtet, erste
Entwürfe für Allegorien der Jah-
reszeiten, die der Vater mit Kohle
auf die Haus wand übertrug. Kauff-
mann unterrichtete seine kleine
Tochter in allem, was er selber
konnte. Zur Kunst gehörte zuerst
eine gewisse Kunstfertigkeit der
Hände, die ein leichtes Arbeiten
ermöglichte, aber oft zur Routine
führte. Für Figur, Draperie. Mi-
mik und Baumschlag gab es be-
stimmte Formeln, die der Schüler
auswendig lernte und die ihm in
Fleisch und Blut übergehen sollten.
Angelika war gelehrig, und als die
Kauffmanns 1752 nach Como
übersiedelten, wurde sie wegen
ihrer rosigen Pastellbildnisse bald
allgemein als ein WTmderkind an-
gestaunt. Noch größer waren die
Erfolge in Mailand, wo Angelika
den Adel und den Hof des Gou-
verneurs durch ihre Anmut und
durch ihr Können bezauberte.
Aber auch arbeiten lernte Ange-
lika schon früh, und das unermüd-
liche Ausharren an der Staffelei
mit dem ständigen Kampf um die
Elastizität der Hand war fortan
bis zu ihrem Tod ein täglicher
Zwang, unter dem sie oft zu leiden
hatte. Ihre Auftraggeber, Gönner
und Verehrer ließen ihr keine
Ruhe, und nicht mit Unrecht
nannte sie Herder eine „Märty-
rerin der Kunst"'. Als die Mutter
Cleophra 1757 in Mailand starb,
kehrte Kauffmann mit seiner
Tochter in seine Heimat nach
Schwarzenberg zurück. Hier hatte
er die Pfarrkirche auszumalen,
und Angelika konnte ihm helfen.

indem sie die zwölf Apostel, nach Angelika Kauffmann. Selbstbildnis

Stichen Piazzettas, an die Wand Uffizien, Florenz

Kunst für Alle. Jahrg. 57, Heft 3, Dezember 1941

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