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Die Kunst für alle: Malerei, Plastik, Graphik, Architektur — 57.1941-1942

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Christoffel, Ulrich: Münchner Brunnen
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https://doi.org/10.11588/diglit.16490#0362

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Foto'Senta Waelfle-Grüning, München

Hermann Geibel. Brunnen am Valleyplatz

fährdete Gleichgewicht zu bewahren, und dieser Zug
erhöht die komische Note der Erfindung. Die Wir-
kung belebt sich auch darin, daß das kleeblattförmige
Becken auf niedrigem Sockel auf dem Boden ruht und
der eckige Brunnenstock mit den Bohren die Bären-
gruppe in die Höhe hebt. Dabei ist immer Bedacht
genommen, daß der Brunnen in Gestalt und Figur
nach allen Seiten ein gleichmäßig geschlossenes Bild
ergibt.

Einen anderen Bärenbrunnen hat Georg Müller fin-
den Platz vor der Elisabethen-Schule geschaffen. Sein
kleiner Bär spielt auf einer Kugel und hält sich in
drolliger Ängstlichkeit auf dem fortrollenden Stand.
Die labile Beweglichkeit des tierischen Spiels und des
Y\ assers ist auch hier das Vergleichsmoment, das die
Wahl des Motivs rechtfertigt. Gegenüber dem figür-
lichen Teil ist aber bei diesem Brunnen der tektoni-
sche Aufbau stärker betont. Es ist kein Brunnen des
springenden Wassers, sondern ein Trinkbrunnen, wo
mit einem Becher das fließende Wasser aufgefangen
werden kann. Auch für die Tiere ist gesorgt. Der
Brunnenstock bildet eine Stele, einen Markstein, des-
sen Flächen mit Beliefs von Wasserwesen und von
menschlichen Figuren bilderbogenartig geschmückt
sind. Auch Sprüche dienen als füllende Ornamente,

und duldsam wird neben den Segnungen des Wassers
auch der Kraft des Weines gedacht. Der Gedanke der
Wandbrunnen ist in diesem Bärenbrunnen zu einem
freiräumlichen Monument vervollständigt.
Von Franz Mikorey stammt der Pferdebrunnen in
den Anlagen am Tassiloplatz. Ein breites, flaches Bas-
sin spiegelt die Gruppe der Pferde, die sich auf dem
Sockel der Mitte in barockem Schwung aufbäumen.
Die Entsprechung der beiden Tiere ist beinahe heral-
disch, aber doch naturbewegt durchgeführt. Von jeher
galten die Pferde als die Geschöpfe und Gefährten der
Wogen und Wellen, die besonders in Mähnen und
Schwänzen das fließende Wasser versinnbildlichen.
Hier sind die beiden Pferde losgelöst von jeder mytho-
logischen Erinnerung, erfaßt in der plastischen Frei-
heit der Aufrichtung. Nur die Hinterbeine stützen sich
auf festen Grund, während die Körper über das Was-
ser schweben. Wieder ist das spannungsvolle Gleich-
gewichtsmotiv aber in neuer, gesteigerter Form zur
Darstellung gelangt.

Die Brunnen, an denen die menschliche Gestalt teil
hat, suchen sich, wo sie demselben Zweck einer un-
auffälligen Schmückung dienen, dem Ton der Tier-
brunnen anzupassen. Die Motive sind ebenfalls der
Phantasiewelt und der Natur des Wassers entnom-

Kunsi für Alle, Jahrg. 57, Heft 8, Mai 1942

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