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Die Kunst für alle: Malerei, Plastik, Graphik, Architektur — 57.1941-1942

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Christoffel, Ulrich: Münchner Brunnen
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https://doi.org/10.11588/diglit.16490#0363

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der vertikalen Aufrichtung mit der Gleitung der
Kugel nicht leicht in Einklang zu bringen. Aber ge-
rade das Kugelige. Schwingende der Gestalt suchte
der Bildhauer aus der Krümmung der beiden Schalen
abzuleiten.

Das Figürliche der Brunnen läßt sich wie das Tekto-
nische mehren, bereichern und abwandeln. In dem
Najadenbrunnen von Lothar Dietz auf dem Gollier-
platz sind vier Gestalten zu einer krönenden Gruppe
vereinigt, die sich nun nicht mehr aufrichtet, sondern
der Gestalt der Schale durch Lagerung angleicht. Die
Erfindungsgabe der Künstler weiß die Brunnenideen
stofflich und formal durch immer neue Wandlungen
zu erweitern. In einem Wasserbassin steht die Schale,
von der das Wasser durch Löwenköpfe herunterfließt,
während die Schale selber von Fischen gespeist wird,
die dieNajaden in ihren Netzen gefangen halten. Der
reicheren plastischen Durchbildung entspricht die
kompliziertere Ableitung der Wasserstrahlen.
Eine Annäherung an die Gartenplastik früherer Zei-
ten ist in dem Brunnen der Liegenden Frau von Her-

Emil Manz. Bärenbrunnen im Lehrgarten der Führichschule

men. Auf der Zusammenstimmung der menschlichen
und tektonischen Verhältnisse beruht die künstlerische
Lösung, die der Bildhauer zu finden hat. Linear
schlicht ist der Brunnen von Eugen Mayer-Fassold
auf dem Nikolaiplatz. Er setzt sich gleichmäßig aus
lastenden und labilen Formen zusammen. Auf einer
breiteren Sockelplatte steht ein würfelartiger Block,
der eine bronzene konische Schale trägt. Über dieser
steht auf dem kugelförmigen Ausguß ein Fischer mit
der langen Rute und dem Fisch in den Händen. Ruhig
und sicher hält sich die Figur auf der Rundung. Die
Wasserröhren richten sich nach oben, so daß das Was-
ser in zwei kleinen Springbrunnen in die Schale fällt.
Dasselbe Motiv hat eine andersartige Ausführung er-
fahren in dem Brunnen von Ferdinand Liebermann
auf dem Pündterplatz. Wiederum vereinigt sich
eine Folge von ähnlichen, sich verjüngenden, diesmal
vieleckigen Formen zur Gestalt des Brunnenbeckens,
das hier aus einer oberen und unteren Schale besteht.
Auf der Kugel richtet sich hier ein Mädchen auf, das
einen Seelöwen auf der Schulter trägt. Die mensch-
liche Gestalt ist an sich weniger rundlich und kugelig
geartet als der Tierkörper, und sie ist schon wegen Hermann Leipold. Brunnen am Oberanger

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